Peinlich

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Denn vor ihr steht Charles, allerdings nur mit einer Boxershorts, weswegen sie sich schnell die Hand vor ihre Augen hält.

F: Charles!!! Zieh dir was an. Am besten bevor du die Tür öffnest.
C: Sorry, mir ging nur das Klingeln auf die Nerven.

Kopfschüttelnd hält sie sich immer noch die Augen zu, während er sich einen seiner Hoodies und eine seiner Jogginghosen anzieht.

C: Kannst wieder schauen, ich bin jetzt komplett angezogen.
F: Das Bild kriege ich trotzdem nie mehr aus meinem Kopf.
C: Als ob es so schlimm ist. Was möchtest du überhaupt um acht Uhr an einem Samstag bei mir?
F: Daniel ist trainieren und da wir in letzter Zeit nicht viel geredet haben, dachte ich, das ich mal vorbei komme.
?: Charles kommst du wieder ins Bett?

Es ist eindeutig eine Frauenstimme, die aus seinem Schlafzimmer kommt. Mit hochrotem Kopf dreht er sich wieder zu ihr.

F: Ist anscheinend ein schlechter Zeitpunkt. Ich geh dann mal wieder. C: Flo... warte doch.
F: Nein, schon gut. Du bist beschäftigt und ich bin hier einfach so aufgetaucht.

Fluchtartig verlässt sie das Haus, auf dem Weg zu Daniel und um den Kopf frei zubekommen, geht sie zum Bäcker und holt etwas zum Frühstück. Zeitgleich mit Daniel kommt sie in der Wohnung wieder an.

D: Wie war es bei Charles?
F: Gut, wir haben ein bisschen geredet, aber er hatte noch eine Verbabredung.
D: Anscheinend hast du Frühstück mitgebracht.
F: Ja, geh duschen und ich mach in der Zeit alles fertig.
D: Perfekt, Danke.

Die restlichen Tage, bevor sie nach Portugal fliegen, trainiert Daniel, sie verbringen Zeit miteinander, Flo macht und bearbeitet ihre Fotos, geht mit Lewis essen und bereitet alles vor. Eigentlich wollte sie sich noch mit Tara treffen, die ist allerdings auf einer Geschäftsreise. Ihre Stimmung ist immer noch auf dem Tiefpunkt, das Bild von Charles hat sie immer noch vor Augen. Sie versucht zwar immer sich nichts anmerken zulassen, aber Daniel und Lewis merken, das nicht alles in Ordnung ist.

Mittwoch...
Am späten Vormittag sitzen sie im Flieger und fliegen nach Portugal. Auch wenn Daniel die ganze Zeit versucht sie mit Witzen aufzuheitern und ihr ihre Kopfhörer wegzunehmen, sitzt sie gedankenverloren am Fenster und hört ihre Playlist rauf und runter. Erst im Hotel nimmt sie ihre Kopfhörer ab und lässt sich aufs Bett fallen. Das Essen am Abend mit dem Team lässt sie ausfallen. Sie zieht sich noch eine ihrer kurzen Sporthosen an und geht früh ins Bett. Dafür das sie beim Essen nicht dabei ist, ist sie Gesprächsthema Nummer eins bei den anderen.

L: Ist irgendwas mit Flo? Sie kam mir heute so komisch vor.
A: Da muss ich Lando zustimmen, das ist mir auch aufgefallen.
D: Ich weiß es nicht. Sie ist schon seit einigen Tagen so drauf, weder ich noch Lewis kommen an sie ran. Sie versucht zwar, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, aber man merkt, dass das nicht so ist. In den ersten Tagen bei ihren Eltern, war alles in Ordnung, aber in Monacco dann nicht mehr.
A: Ist irgendwas vorgefallen?
D: Nicht das ich wüsste. Ich hoffe nur, dass es bald besser wird, es tut weh sie so zu sehen.
L: Das wird schon.

Donnerstag...
Zehn Minuten lang steht Daniel am Morgen vor Flos Zimmertür, bevor er zu den anderen zum frühstücken geht.

L: Ist sie immer noch oben?
D: Seit gestern, ich befürchte sie kommt heute gar nicht mehr aus ihrem Zimmer.
E: Wieso? Was ist denn los?
D: Ihr geht es nicht gut, aber ich weiß nicht wirklich wieso.
L: Ich gehe gleich mal zu ihr.
D: Denkst du sie sagt dir was, was sie mir nicht sagen würde?
L: Du bist ihr wichtig, sehr sogar. Manchmal ist es einfacher mit jemandem zu reden, der einem nicht so wichtig ist.
D: Hauptsache sie redet überhaupt mit jemandem.

Nach dem sie fertig sind, geht Lando zu Flos Zimmer, welches nur einige Türen von seinem entfernt ist. Zögerlich klopft er und wartet ab, da aber keiner etwas sagt, klopft er nochmal.

L: Flo, ich bins Lando. Mach bitte die Tür auf.

Aber nichts rührt sich, keine Schritte, keine Antwort, also noch ein Versuch.

L: Daniel ist auch nicht bei mir. Er ist in seinem Zimmer und ich bin alleine.

Schon hört er Schritte und kurze Zeit später geht die Tür auf. In der Tür steht Flo, mit einem Hoodie, die Kapuze ins Gesicht gezogen. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, geht er an ihr vorbei ins Zimmer.

F: Klar komm rein und fühle dich bloß wie zu Hause.

Die Ironie in diesem Satz war nur mehr als gut hörbar. Wortlos schließt sie die Tür und setzt sich auf ihr Bett, in dem sie bis jetzt ihre Zeit verbracht hat, nicht einmal hat sie es verlassen. Wie auch in den letzten Tagen hat sie die meiste Zeit eine ihrer Serien geschaut, Musik gehört oder ihre Bilder bearbeitet.

F: Wenn du nichts wichtiges hast, kannst du auch gerne wieder gehen.
L: Was ist los? Du verkrichst dich hier, warst weder gestern beim Essen, noch vorhin beim Frühstück. Daniel macht sich Sorgen um dich und wir alle merken, das etwas nicht stimmt. Also komm mir jetzt nicht mit, es ist nichts.
F: Es ist aber alles in Ordnung.
L: Flo!!! Ich habe nicht noch drei Stunden Zeit um mitzuerleben, wie du dich selbst belügst.
F: Es ist nichts besonderes.

Inzwischen hat Lando sich zu ihr aufs Bett gesetzt und zieht jetzt die Kapuze von ihrem Hoodie zurück. Ihre Augen sind verquollen, rot und die Mascara von Gestern verschmiert.

L: Das sieht aber nicht nach nichts aus.
F: Es ging mir Gestern nur nicht gut.
L: Möchtest du mir denn nicht sagen, was wirklich los ist.

Stumm schüttelt sie mit dem Kopf, lässt sich kraftlos an seine Schulter sinken, weswegen er sie zu sich in eine Umarmung zieht. Eine ganze Zeit lang sitzen sie so nebeneinander auf ihrem Bett.

L: Ich würde ja gerne noch länger hier so mit dir sitzen, aber ich muss mich noch fertig machen und zur Strecke.
F: Dann geh schon.
L: Nur, damit du dich umziehen und fertig machen kannst.
F: Wieso sollte ich?
L: Weil ich mir das nicht mehr mit ansehen kann und du mitkommst.
F: Ich will aber hierbleiben.
L: Entweder du ziehst dich um oder ich nehme dich so mit, wie du jetzt gerade bist.
F: Geh schon, ich bin in 10 Minuten fertig.

Zufrieden verlässt er ihr Zimmer und macht sich fertig. Um ihr nicht noch auf die Nerven zu gehen und noch überfürsorglicher zu sein, wartet er im Foyer auf sie. Tatsächlich kommt sie nur wenige Minuten später auch ins Foyer. Sie trägt zwar keinen Hoodie mehr, allerdings eine Jacke über ihr T-Shirt. Das sie geweint hat lässt sich nur noch durch die roten Augen erahnen, die Schminke von Gestern hat sie sich abgeschminkt.

F: Wir können.
L: Ich habe auch nur auf dich gewartet.

Zusammen fahren sie zur Strecke und gehen auf direktem Weg zum Motorhome. Lando ist mit einer der ersten Fahrer, da es noch früh ist. Flo geht gleich nach oben auf die "Dachterrasse" und macht es sich auf einem der Sofas gemütlich, die zum Glück durch Sonnenschirme im Schatten sind. Nach einer ganzen Zeit hört sie, das jemand zu ihr kommt und schaut auf. Daniel kommt auf sie zu, er sieht ziemlich fertig und besorgt aus.

D: Was ist passiert?

19. September 2021

You can't suppress a passionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt