5 Stunden

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M: An eurer Stelle würde ich schnell das reden anfangen, vorher kommt ihr nämlich nicht da raus. Und da der Herr noch in den Simulator muss oder eben nicht und dann so die nächsten zwei Rennen fährt würde ich mir das überlegen.
L: Und falls ihr denkt, einer würde euch vermissen, es wissen alle Bescheid. 

Stöhnend lässt sie sich langsam an der Wand hinunter auf den Boden gleiten, während Daniel sich auf die andere Seite des Raumes gesetzt hat. Die bei dem fast kleinsten Raum im ganzen Gebäude nicht weit entfernt ist. Immer mal wieder schaut sie auf ihre Uhr, inzwischen Sitz sind schon anderthalb Stunden vergangen, die sich durch die Stille noch viel länger anfühlt. 

F: Dan...
D: Nein, lass es.
F: Wenn wir nicht reden, werden uns die anderen wirklich noch hier bis zum Sankt Nimmerleinstag hier lassen.
D: Ich werde aber nicht mit dir reden. 

Daniels vergangene Woche...
Montag...
G: Jetzt hör mir doch zu.
D: Nein!
G: Daniel, du musst mit ihr reden.
D: Muss ich nicht. Sie hat meinen Heiratsantrag abgelehnt, das zeigt doch, dass sie mich nicht so liebt, wie ich dachte.
G: Jeder kann sehen wie sehr ihr euch liebt. Ihr habt die Tage davor nicht geredet, wahrscheinlich war sie einfach überfordert.
D: Sie hätte doch mit mir reden können. Ich habe ihr immer zugehört, wenn sie Probleme hatte.
G: Hörst du dir gerade selber zu? 

Dienstag...
G: Du hast sie jetzt zweimal morgens beim laufen gesehen, dann kannst du doch auch mit ihr reden, als sie nur anzustarren.
D: Ich starre sie nicht an und werde auch nicht mit ihr reden, sie hat mich im Stich gelassen. Sie hat mich nie geliebt, wie auch sieben Jahre älter als sie, was habe ich mir überhaupt eingebildet?
G: Ich sage dir das jetzt zum zweiten Mal, jeder sieht, wie sehr ihr euch liebt. Nach jedem Streit und inzwischen sind das wahrscheinlich so viele, das ich mir zwei oder drei Hände borgen müsste, um die zu zählen, habt ihr euch wieder vertragen. Wenn du dir das alles einbilden würdest, dann hättet ihr euch zweimal streiten müssen und eure Beziehung hätte es nie gegeben. Das Alter von dem anderen wusstet ihr beide und es war nie ein Problem für euch beide.
D: Irgendwann ist der Altersunterschied immer ein Problem.

Donnerstag...
G: Wie ist es heute?
D: Ziemlich beschissen, als hätte mir jemand das Herz rausgerissen.
G: Wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende. Es ist nur das Ende eines Kapitels, nicht des ganzen Buches. 
D: Welchen Gedichtsband hast du denn zum Frühstück gehabt.
G: Ich versinken nur nicht in Selbstmitleid und versuche dich aufzubauen.
D: Klappt ja hervorragend.

Mit einer Mischung aus Besorgnis und Verzweiflung wirft er ihm einen kurzen Seitenblick zu.

Gegenwart...
Inzwischen ist es schon Mittag, also sitzen sie schon seit drei Stunden in dem Raum. Immer wieder hören sie Schritte vor der Tür, aber nie schließt jemand auf. 

D: Wieso? 

Überrascht hebt sie ihren Blick, dreht ihn zu ihm und sieht in seine fragenden und traurigen Augen. In der Zeit, ist er etwas weiter zu ihr gerückt, um sie besser zu hören und sie nicht viel lauter reden muss. 

F: Ich war in dem Moment restlos überfordert. Nach deinem Gespräch mit Lewis, hast du nicht mit mir gesprochen, als du den Abend kamst und dich auf die andere Seite gelegt hast, habe ich mich abgewiesen gefühlt. Wir haben uns so oft gestritten, ich konnte einfach nicht mehr. Am Sonntag, als du mich gefragt hast, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. 

Darauf folgt erstmal wieder ein langes Schweigen. 

D: Lewis hat mir damals erzählt, dass du in jeder Nacht, in der ich nicht bei dir bin, nicht schlafen kannst. Du hast selbst gesagt, dass du wieder Albträume nach Russland hattest, nachdem wir uns gestritten haben. Dass du mir viel bedeutest, aber du ihm zu wichtig bist, um zu sehen, wie jemand dich zerstört.
F: Du solltest und wolltest dich entscheiden, ob es was für immer sein soll oder nur für diese Saison bestimmt war.
D: Ja. Ich dachte, das ich dir mit dem Antrag zeigen, das ich bereit für eine Zukunft bin und nicht mehr ständig mit dir streiten möchte. 

Schon herrscht wieder eine Stille, die Uhr zeigt 13.30 Uhr, also sitzen sie seit viereinhalb Stunden in dem Raum. Eigentlich könnten sie in einer Stunde zu Hause sein, aber dafür liegen im Moment die Karten ziemlich schlecht. 

F: Denkst du es kann wieder so werden?
D: Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. In den letzten Tagen habe ich die Welt nicht mehr verstanden, mich so leer gefühlt, als wäre ich in einem tiefen Loch. Dass du Nein gesagt hast, hat mich mehr getroffen, als ich zu geben möchte. 

Unsicher schauen sie sich an, in dem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloss und die Tür wird geöffnet. Überrascht schauen sie gleichzeitig zu Michael und Lando, die in der Tür stehen. 

M: Nicht das, was wir uns erhofft haben, aber ein guter Anfang.
F: Habt ihr uns die ganze Zeit belauscht?
L: Da gab es ja nicht wirklich viel zum lauschen. Besonders viel habt ihr ja nicht miteinander geredet.
D: Dürfen wir jetzt raus?
M: Wir sind ja keine Unmenschen. 

Daniel ist der erste, der den Raum verlässt, aber sie läuft ihm gleich hinter her. Arbeiten werden sie beide heute bestimmt nicht mehr, erst morgen wieder. 

F: Dan warte!

Er bleibt nicht stehen, aber verlangsamt seine Schritte, sodass sie ihn einholen kann. 

F: Kommst du mit zu mir?
D: Ich weiß nicht...
F: Du hast dich bei George eingerichtet, ich glaube er wird ganz froh sein, wenn er seinen Mitbewohner los ist, so lieb er dich auch hat. Außerdem hattest du in einem Punkt besonders Recht, ich kann ohne dich nicht wirklich schlafen.
D: Ich weiß.
F: Du hast mich an jedem Morgen beim laufen gesehen. 

George holt ihn zwar ab, aber er holt nur seine Sachen und kommt dann zu ihr. Wie genau das funktionieren soll, weiß sie selbst noch nicht, aber sie möchte es wieder hinbekommen. Da sie noch Zeit hat, entscheidet sie sich Tara anzurufen, da sie mit ihr seit Austin nur geschrieben und einige kurze Telefonate geführt hat. 

T: Hey.
F: Hey, ich bin's mal wieder.
T: Wie sieht es aus?
F: Ich weiß es nicht.
T: Haben Daniel und du seit Sonntag inzwischen geredet?
F: Michael und Lando haben uns in einen Raum gesperrt und uns erst raus gelassen, als wir zumindest geredet haben. Es war zwar nicht das Ergebnis, was sie wollten, aber nach fünf Stunden hatten auch sie anscheinend die Schnauze voll.
T: Warte mal. Sie haben euch da fünf Stunden drinnen gelassen? Zusammen?
F: Ja.
T: Und dabei ist nichts raus gekommen?
F: Naja, er zieht bei mir ein.
T: Oh Gott, was hast du nur angestellt? 

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Ganz ausnahmsweise mal einige Teile ohne ein Rennen, beziehungsweise Rennwochenende, aber ohne das mit dem Drama ging es nicht. 

19. Dezember 2021

You can't suppress a passionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt