Queen and King of the Prom

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"Also entweder hatte ich zu viel Bowle oder ich werde doch langsam alt", Susan dreht sich irritiert zu dem Sprecher hin und gibt ihm für Punkt 1 schon mal recht. Er sollte auf die alkoholfreien Getränke umsteigen, die Fahne ist schon leicht eklig. "An so ein hübsches Ding in unserem Jahrgang müsste ich mich doch erinnern können." Er schielt auf das Namenschild, welches Susan zwischen Brust und Dekolleté angebracht hat und entziffert mühsam die sehr sauber geschriebenen Buchstaben. "Susan." Er denkt kurz nach und Susan würde wahnsinnig gern einschreiten, nicht, dass der Kerl dabei auch noch die letzten funktionierenden Hirnzellen verliert. Aber sie kann sich zusammenreißen und wirft selbst einen Blick auf den Namen ihr gegenüber. Kevin. Sie muss ein Stöhnen unterdrücken. Seit Jahren genießt der Name einen zweifelhaften Ruf, aber solche Exemplare wie dieser Kevin bestätigen leider nun mal die Annahme, das Kevins im Allgemeinen nicht sonderlich helle sind. Was sie aber nicht laut sagt, sie ist ja hier nur Gast. "Nein, an eine Susan erinnere ich mich wirklich nicht. Hast du dich umbenannt?"

"Sie ist in Begleitung hier", Spencer erscheint neben Kevin und reicht Susan ein Glas Bowle. Dann haucht er ihr ein Kuss auf die Wange und lächelt sie warm an. Und erst dann bekommt auch Kevin Aufmerksamkeit. "Du kannst dich also nicht an sie erinnern, weil sie nie an dieser Highschool war. Und da 97 Prozent aller Anwesenden in Begleitung hier sind, sollte selbst dir klar sein, dass sie nicht zwangsläufig im Jahrgang gewesen sein muss."

"Na, wenn das mal nicht unser Schlauberger ist", viel zu laut lachend klatscht der Typ Spencer auf den Rücken und nur das geschulte Auge von Susan erkennt, dass sich Spence für einen Augenblick versteift und die Hände zu Fäusten ballt. Für diesen einen Moment verdichtet sich die Luft um sie herum so dicht, das man nur mit schneiden durchkommen würde. Sein Verhältnis zu Körperkontakt war schon immer besonders, das er bei der Berührung nicht ausflippt, ist sicher dem guten Benehmen geschuldet und der Tatsache, dass er im Falle einer Schlägerei keine Chance gegen Kevin hätte. Intellektuell sieht es da ganz anders aus, da kann er den Typen locker in die Tasche stecken, was Susan bei den Gedanken ein Kichern entlockt. "Hey, Rick, schau nur mal, wer sich her getraut hat." Ein etwas untersetzter Kerl taucht mit auf und grinst blöd in die Runde. Susan schaut ihn sich an und schiebt ihn in die gleiche Schublade wie Kevin. Solche Kerle fühlen sich nur stark, wenn sie auf Anderen rumtrampeln können. "Offenbar hätten wir ihn doch ein wenig öfters nackt an den Masten fesseln sollen. Selbst ein Hund hätte gelernt, dass er unerwünscht ist."

"Können wir ja noch nachholen, wenn hier die Meisten verschwunden sind." Rick lässt seine dunklen Augen über Susans Kleid gleiten und sie verweilen ein wenig zu lang auf ihren Brüsten und dem Allerwertesten. "Vielleicht will die heiße Braut uns ja Gesellschaft leisten, der Nerd kann ihr ja nichts bieten." Spencer holt schon Luft und will den Beiden die Meinung geigen, als Susan einfach sanft eine Hand auf dessen Arm legt und ihn so effektiver zurückhält, als es jemals jemand anderes könnte. Sie sieht Spencer tief in die Augen und schüttelt leicht, nur ganz leicht, den Kopf und Spencer versteht. Susan wendet die Aufmerksamkeit wieder den beiden Rüpeln zu. Sie lächelt nett in die Runde und Rick hebt schon die Hände, um sie anzufassen, doch da ist Susan etwas schneller und kippt ihm einfach die Bowle ins Gesicht.

Und da Kevin anstalten macht, seinem Kumpel zu helfen, bekommt der eine Ohrfeige, die sich gewaschen hat. "Die heiße Braut kann Loser wie euch nicht leiden. Sie steht nämlich mehr auf Köpfchen und kann mit schwanzlosen Arschlöchern nichts anfangen. Da wird einem ja übel." Durch die Wortwahl drehen sich alle Köpfe in Hörweite zu dem Spektakel hin und das ein oder andere schadenfrohe Grinsen bleibt Susan nicht verborgen. Sie streicht sich das dunkelblaue Kleid etwas glatt und funkelt dann die beiden Ehemaligen böse an. "Wenn ihr mich jetzt also entschuldigt, ich muss mir einen neuen Drink holen. Mein Mann begleitet mich sicher, oder?" Ganz der Gentleman kommt Spencer der Aufforderung nach und bietet Susan seinen Arm an. Mit vor Stolz geschwellter Brust führt er seine Frau von den Idioten weg, die auch von den Anderen nur vernichtende Blicke bekommen. Hier und da blitzt das Licht einer Smartphonekamera auf und sie alle halten die Ereignisse auf dem Klassentreffen fest. Und der Abend scheint noch interessant zu werden, wenn endlich mal jemand den Möchtegernmachos die Stirn bietet.

Spencer merkt genau, dass seine Frau noch ein wenig aufgebracht ist, also zieht er sie zur Tanzfläche. Mit großen Augen lässt sich Susan über die Fläche führen und genießt dabei einen Hauch von Schwerelosigkeit. Nur weil Spence nicht gerne tanzt, heißt es ja noch lange nicht, dass er es nicht kann und so wirbeln sie im perfekten Takt über das Parkett, hin und wieder verfolgt von andächtigen Staunen.
"Dir ist schon klar, dass sie uns alle anstarren", Susan lässt sich fallen und wird von Spencer sicher gehalten und wieder zurück in die Senkrechte gehoben.
"Dann lass sie starren, Schatz", leicht lächelnd dreht er sie zu sich in den Arm und gibt ihr einen Kuss. "Sie bewundern deine Eleganz und deinen Mut, Kevin und Rick so die Stirn zu bieten. Viele wünschen sich gerade, das auch mal gemacht zu haben. Ich war nicht der Einzige, der unter ihrer Tyranneien leiden musste."
"Dann sollte ich ihnen gleich noch was ins Gesicht schütten."
"Keine Chance, meine jähzornige Schönheit. Du tanzt jetzt mit mir und lässt die Beiden einfach mal links liegen."
"Du weißt schon, wie du mich rumkriegst, oder?" Lachend lässt sich Susan wieder rumwirbeln und auch Spencer lacht.
"Ich wäre ein lausiger Ehemann, wenn ich nicht wüsste, wie ich dich wieder besänftigt bekomme."

Sie tanzen noch eine ganze Weile, umringt von weiteren Paaren und so bekommen sie nicht mit, wie die Musik immer leiser wird und schließlich auch die Lichter auf der Tanzfläche ausgehen. Hell erleuchtet sticht ein kleines Podium hervor, wo eine junge Frau kurz um Aufmerksamkeit bittet.
"Das ist Laura, sie war damals Jahrgangssprecherin und hat das Klassentreffen organisiert." Spencer flüstert es Susan leise ins Ohr, weil die fragenden Blicke ihn ein wenig genervt haben.
"Was für ein Treffen", Jubel brandet bei den Worten auf und Laura strahlt in die Runde. "So viel hat sich seit unserem Abschluss verändert und doch ist noch mehr beim Alten geblieben. Wie bei jedem Ball küren wir auch heute wieder unsere Ballkönigin und unseren Ballkönig. Ihr durftet ja eure Stimmen für das Paar abgeben, was ihn euren Augen den Titel verdient hat und die Auszählung ergab ein so eindeutiges Ergebnis, wie es diese Highschool noch nie gesehen hat. Ich bitte zu mir auf die Bühne das Ballkönigspaar", ein anschwellendes Trommelwirbeln setzt ein und einige Lichter blitzen über der versammelten Menge stakkatohaft auf, "Dr. Spencer Reid und Dr.Susan Reid." Jubel und Applaus erschallt und vollkommen perplex stehen das Paar Reid im hellen Scheinwerferlicht. "Los, nicht so schüchtern, ihr habt es euch verdient." Viele Hände um sie herum schieben die beiden Gewinner Richtung Bühne und Susan muss sich Mühe geben, nicht vor schreck die Stufen hochzustolpern.

Das hat sie nun wirklich nicht kommen sehen. Von einem jungen Kerl mit Zahnpastalächeln bekommt sie ein Krone aufgesetzt, Laura übernimmt das bei Spencer. "Ich musste mich leider als unparteiische Richterin enthalten, aber nach der Aktion mit Rick hattet ihr mich auch. Ich gratuliere." Sie drückt Susan einen kleinen Strauß Blumen in die Hand und haucht ihr einen leichten Kuss auf die Wange. "Wenn es nach mir ginge, hättest du auch zutreten dürfen." Mit einem Zwinkern wendet sich die junge Frau wieder der Menge zu. "Damit sind wir mit unseren Rahmenprogramm zuende. Nun gehört die Tanzfläche unserem Ballpaar und ich hoffe, wir sehen uns in fünf Jahren zum nächsten Klassentreffen wieder. Genießt den Abend, habt Spaß und schafft neue Erinnerungen in der alten Schule." Vor der Bühne wird eine kleine Fläche frei und mit noch mehr Stolz in der Brust als ohnehin schon, führt Spencer seine Frau nach unten und durch einen flotten Walzer. Wo sie aber zum Glück nicht lang allein bleiben.
"Ich sagte doch, dass du es nicht bereuen würdest, wenn du mich zu einem langweiligen Treffen begleitest", breit grinsend drückt Spencer seine Frau noch näher an sich ran. "Einige der Anwesenden werden dich auch in fünf Jahren für deine Mut und dein Courage feiern."
"Es wurde anscheint einfach mal Zeit, dass jemand den zwei Ekelpaketen zeigte, wo der Hammer hängt", sie kuschelt sich ganz dicht an Spencer ran und schließt genießerisch die Augen. "Wenn es auf diesem Treffen noch jemanden gibt, den ich verhauen soll, musst du es nur sagen."
"Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Kevin und Rick haben sich mit eingeklemmten Schwanz vom Acker gemacht, allein wohlgemerkt. Nachdem sie von den Frauen, die als Freundinnen mit waren, auch eine gefangen haben, weil rauskam, was sie früher so gemacht haben. Es kommt offenbar nicht sonderlich gut an, wenn man seine Mitschüler gemobbt hat."

Arm in Arm tanzen Susan und Spencer noch weiter und wenn die Nacht noch nicht zu Ende ist, dann tanzen sie noch immer.

Criminal Minds KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt