Ich lag lange wach, ohne dass sich der Schlaf einstellen wollte. Ich merkte erst, dass es ihm ebenso ging, als ich seine Stimme leise in der Dunkelheit hörte. „Weißt du... Mir fällt es einfach immer noch unheimlich schwer über ihren Tod zu sprechen. Es fühlt sich immer noch an, als ob ein Teil von mir fehlt." Er holte tief Luft. „Und das ist dir gegenüber nicht fair. Ich weiß nicht, wie ich dir klar machen soll, dass sie mir an manchen Tagen so sehr fehlt, dass ich sie in der alten Wohnung sehen konnte, ohne dass du das Gefühl hast, dass du mir weniger bedeutest..." Ich konnte spüren, wie er ausatmete und dann die Luft anhielt.
Das tat ich auch. Ich konnte nicht atmen. Ich hatte das Gefühl, dass ein dicker, rosafarbener Elefant mitten auf meinem Brustkorb sitzen würde. Dass er diesen Konflikt mit sich ausfocht, wusste ich. Wir hatten nie wirklich darüber gesprochen, aber mir war immer klar gewesen, dass Diana für ihn immer irgendwie präsent gewesen war. Aber er hatte mir nie, niemals, das Gefühl gegeben, weniger wert zu sein. „Gar nicht", flüsterte ich und meinte es auch so. Träge rollte ich mich auf den Bauch und schob ihm die Hand auf die Brust. „Das kannst du nicht und das musst du auch nicht." Ich legte mein Kinn auf seinem Brustkorb ab und sah ihn durch die Dunkelheit hindurch an. „Erinnerst du dich an deinen Unfall? Als du vom Fahrrad gefallen bist und unser Date verpasst hast?"
Das war ewig her. Er hatte mich versetzt und versprochen, mich anzurufen. Was er nicht getan hatte. Dann war ich irgendwann zu ihm gefahren und hatte ihn überrascht, wie er mit „Schatz" telefoniert hatte – mit Becky. Er hatte furchtbar ausgesehen: aufgeplatzte Lippe, verschrammtes Gesicht, Gehirnerschütterung.
Nick blinzelte träge, nickte jedoch nicht.
„Ich hab dir damals gesagt, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Diana ist deines. Du hast sie geliebt. Du musst das nicht rechtfertigen. Sie war ein fester Bestandteil deines Lebens. Es ist in Ordnung, wenn du an sie denkst, und dass du sie vermisst." Ich streckte die Hand aus und legte sie ihm sanft an die Wange. „Es ist allerdings nicht okay, wenn du davonläufst, und davon ausgehst, dass es leichter wird, wenn du Dinge aufgibst, die du liebst."
Er atmete aus. „Du meinst die Wohnung?"
„Ich meine deinen Job." Ich zog meine Hand zurück. „Bereust du es etwa, die Wohnung verkauft zu haben?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Auf gar keinen Fall. Ich hab die Wohnung geliebt, ja. Aber ich musste dort wirklich raus." Nick atmete tief ein. „Das mit dem Job... Ich weiß, dass das vorhin unvermittelt kam."
„Etwas, ja."
Er schwieg einen Moment, bevor er sagte: „Sie war meine Kollegin. Am Ende waren wir in verschiedenen Einheiten eingesetzt, aber auf dem gleichen Stützpunkt. Wir haben uns jeden Tag gesehen. Unsere Dienstpläne haben sich oft überschnitten. Nicht selten waren wir auf dem gleichen Einsatz unterwegs. Bei Fußballspielen und so. Der Spint neben meinem ist heute noch immer leer. Sie haben ihn nicht neu vergeben, weil..." Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich habe es am Anfang nicht zugelassen. Ich bin ausgerastet, als-"
„Nick..."
„Nein, lass." Er schloss die Augen und legte eine Hand auf meine. „Ich hab nicht nur bei einem Einsatz Mist gebaut. Ich bin unkonzentriert. Ich bin reizbar. Schnell aus der Fassung zu bringen. Dieser Einsatz bei der Drogenrazzia damals... Ich habe Rot gesehen und mich triggern lassen. Wegen Di und dir." Er holte Luft. „Es hat mit dem Umfeld dort zu tun. Mit der PTBS. Ich habe lange mit der Therapeutin und dem Polizeipsychologen darüber gesprochen und es ist vermutlich das Beste, wenn ich rausgehe."
Ich musterte ihn schweigend und unterdrückte den ersten Impuls, meine Gedanken auszusprechen. Aber nicht mit mir. Er hatte nie mit mir darüber gesprochen. Nie so. Er hatte nie so offene, ehrliche Worte für das gefunden, was wirklich in ihm vorging. Erst jetzt. Sicher, er hatte es angedeutet, aber das war nicht das gleiche.
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The Distance between us
Lãng mạn„Pi?!" Ich stürmte in die Wohnung - aber sie war leer. Das Einzige, was ich fand, war ihr Handy auf dem Boden im Flur und daneben auf dem Teppich ein verkrusteter, verdreckter Klumpen. Mein Verstand setzte aus. In meinem Ohr war nur noch ein lautes...