Benommenheit: 14 ~ Pi

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Ich war mir nicht sicher...

Ich hatte diesen sehr irren Traum, der sich sehr real anfühlte. Ich war so benommen und alles drehte sich. Diese scheiß Gehirnerschütterung. Das war schon Tage her, aber es drehte sich immer noch alles...Aber das Gefühl war zu schön um war zu schön um wahr zu sein.

Der Geruch fehlte.
Die Kälte fehlte
Und ich konnte mich bewegen.

Und er war da.

Als ich die Augen geöffnet hatte, war er einfach da gewesen. Nicht dieses kranke Arschloch, sondern er. Nick. Ich hatte so oft von ihm geträumt.

Und diesmal... diesmal fühlte sich der verdammte Traum so... real an, dass ich glaubte, einfach verrückt zu werden.

Alles drehte sich und ich fühlte mich, wie in Watte gepackt und mein Kopf war so... ruhig.

Er rührte sich und hob den Kopf. Und ich sah in sein Gesicht. In Nicks Gesicht.

Er sah fertig aus.
Müde.
Verheult.
Real verheult.
Ziemlich real verheult für einen Traum.

Ich streckte den Arm aus und legte ihm die Hand an die Wange und blinzelte, als ich den Zugang in meinem Handrücken sah. Mein Kopf drehte sich etwas schneller.

Sein Haut fühlte sich sehr warm unter meiner Haut an und seine Bartstoppeln sehr rau. Real rau. „Du bist hier." Ich starrte ihn an. „Ich bin hier..."

Diffus und bruchstückartig erinnerte ich mich an einen Traum, den ich gestern Nach gehabt hatte und begriff allmählich, dass es keiner gewesen war. Dass das Chaos, der Lärm, wirklich da gewesen war. Dass die Männer in schwarz wirklich in dem Keller gewesen waren.

Polizei! Hände hoch! Auf den Boden!

Nick griff nach meiner Hand an seiner Wange und lächelte knapp. „Bist du... hi..."

Ich atmete tief aus und begann zu zittern. Ich war nicht mehr in dem Keller. Ich war nicht mehr bei ihm. Ich war... frei...

Bei Nick.

In Sicherheit.

Weg von dem Gestank.
Weg von dem Geräusch.
Weg von ihm.
Weg von den Schlägen...
Weg von...

Ich schloss die Augen und zog meine Hand zurück.
Ich zitterte.
Mir war eiskalt.
Ob das der Schock war?
Oder etwas anderes?

Nick sah mich an. Nick. Er. Er sah mich an. Mit seinen blauen Augen. Den Augen, von denen ich geglaubt hatte, dass ich sie nie wieder sehen würde. Er sah müde aus. Sehr müde.

Benommen sank ich zurück in das Kissen und überlegte, ob sie mir etwas gespritzt hatten. Ob das der Grund war, warum ich so diffuse, wirre Gedanken hatte und warum sich alles drehte.

„Bist du müde?", fragte er leise.

War ich das?
Ich wollte nicht schlafen.
Immer wenn ich schlief, hatte ich diese Träume.
Und immer wenn ich aufwachte, passierte etwas Furchtbares.

Die Tür zum Zimmer ging auf und eine Krankenschwester kam herein. „Sie sind wach...", sagte sie freundlich und sah zu Nick. Im ersten Moment sah sie so aus, als würde sie ihn rauswerfen, aber dann nickte sie verständnisvoll. Sie checkte die Werte der Maschinen und Flüssigkeiten, die in mich hineinliefen.

„Soll ich gehen?", setzte Nick an und mein Herz krampfte sich bei der Vorstellung panisch zusammen, dass er mich alleine lassen würde.

„Nein", sagte sie. „Bleiben Sie ruhig hier." Sie sah zwischen uns hin und her. „Es ist eigentlich üblich, dass auf der ITS der Publikumsverkehr beschränkt ist, aber..." Sie seufzte. „Die Kommissarin hat mit dem Oberarzt gesprochen und das geht klar."

Nick hob den Kopf und blinzelte.

„Wenn sich Ihre Werte nicht verschlechtern..."
Wieso?", murmelte Nick verwirrt und sah die Schwester an.
„Das müssen Sie die Kommissarin fragen. Sie nannte es Personenschutz."

Nick starrte die Schwester an, als ob sie etwas ganz verrücktes gesagt hätte. Dann schüttelte er langsam den Kopf und runzelte die Stirn.

„Wollen Sie noch was zum Schlafen haben?", fragte sie an mich gewandt.

Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte seit Tagen nicht geschlafen. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie lange ich genau in dem Keller gewesen war. Tage? Eine Woche? Zwei? Ich hatte kein Zeitgefühl mehr.

Sie nickte, verschwand kurz und kam dann mit einem neuen Tropf und einem kleinen Flaschen zurück, das sie anhängte. „Es dauert einen Moment, bis es wirkt", sagte sie lächelnd. Schwester Karin stand auf dem Schild an ihrem blauen Kittel. Dann lächelte sie noch einmal und schloss leise die Tür zum Vorraum.

„Personenschutz...", murmelte ich und sah ihn an. Mein Herz stockte. Hieß das, dass da noch jemand...? Dass ich noch in Gefahr war? Dass...? Ich holte Luft... Spürte Panik in mir aufsteigen.

„Hey..." Nick griff nach meiner Hand und sah mich an. „Schau mich an." Er legte mir die andere Hand an die Wange und drehte mein Kinn so weit, bis ich ihm gezwungenermaßen in die Augen sehen musste. In seine Augen. In Nicks Augen. In seine blauen Augen. In blaue Augen. Nicht in diese braunen Augen von Tristen Lüttkenhaus.

Ich holte Luft. Einmal. Zweimal. Und sah ihn an.

„Du bist hier. Bei mir." Sein Daumen strich sanft über meine Wange. „Schrader hat gesagt, sie haben die Typen, die dir das angetan haben, okay?" Die Typen? Mehrere? Ich starrte Nick entsetzt an und Panik stieg in mir hoch. Ich hatte immer nur Lüttkenhaus gesehen. Wer war da noch gewesen?

Er hielt mich mit seinem Blick so lange fest, bis ich atemlos nickte. „Du bist hier", sagte er ruhig. „Bei mir. Ich lasse nicht zu, dass dir nochmal was passiert. Nicht heute Nacht, okay?"

Ich schluckte. „Okay..." Ich musste die Worte heraus pressen.

„Okay..."

Ich spürte wie das Medikament langsam in meinen Kreislauf einsickerte. Benommenheit machte sich in mir breit, lähmte langsam meine Gedanken. Wo eben noch blanke Panik gewesen war, war nun eine weiche Wolke auf Watte, auf die ich langsam zu glitt. Wohlige Wärme machte sich in mir breit und ich drehte mich auf die Seite zu Nick. „Bleibst du... bei mir?"

„Meinst du, ich könnte jetzt gehen...?" Schläfrig griff ich nach seinem Arm, nach seiner Hand und schob meine Finger zwischen seine. Schlang ihn um mich wie einen Haltegurt. Falls ich wieder aufschrecken würde, würde ich wissen, dass er es war, der mich hielt und nicht die Fesseln von Tristan Lüttkenhaus.

...........

Glaubt ihr mir allmählich? 😇😅

The Distance between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt