Fucking Superheld: 16 ~ Pi

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Ich schlief viel. Wenn ich nicht schlief, war ich benommen von Medikamenten und Beruhigungsmitteln, denn ich hielt es wach nicht gut aus. Ich hatte Panikattacken und Angstzustände.

Ich wollte nur schlafen.

Meine Eltern waren in jeder Sekunde da und machten mich wahnsinnig. Sie wichen nicht einen Augenblick von meiner Seite. Ich kannte das von damals. Schon nach Carries Tod hatten sie mich mit Fürsorge überschüttet und ich war kaum zum Atmen gekommen. Ich war durchgedreht. Am Ende war ich so eingeengt gewesen, das ich sie mit Maja nach Bali geschickt hatte, um wenigstens zwei Wochen Ruhe zu haben.

Die Kommissarin kam noch einmal und befragte mich, aber ich konnte ihr nicht viel sagen. Ich hatte keine Ahnung, warum ich in diesem Keller gewesen war. Ich hatte keine Ahnung, warum Lüttkenhaus das getan hatte. Sie stellte viele Fragen zu früher, zur Schule, aber das machte mich nur noch müder und erschöpfter, als ich ohnehin schon war. Eigentlich sollte ich Frau Bernicke dankbar sein, denn sie bestand darauf, mich alleine zu befragen. So hatte ich immerhin eins, zwei Stunden am Tag ohne meine Eltern. Aber diese Stunden waren mental so anstrengend, dass ich danach so erschöpft war, dass ich meine Eltern einfach nicht mehr ertragen konnte. Aber ich brachte es auch nicht fertig, sie wegzuschicken. Dazu fehlte mir die Kraft.

Was sie mitbrachte, was ich allerdings in dem Nebel, eingehüllt von Beruhigungsmitteln kaum registrierte, war mein Handy. Ich musste eine Übergabeverhandlung ausfüllen und unterschreiben, dass ich mein Handy wieder hatte. Es taugte nicht als Beweismittel, sagte sie, ich konnte es wieder haben. Ich gab es meiner Mutter und sie steckte es ein. Ich wollte mit dem Handy nichts mehr zu tun haben.

Ich erinnerte mich zu deutlich an den Tag, an dem ich es zuletzt in der Hand gehalten hatte. An das Geräusch, als es auf den Boden aufgeschlagen war. An Lüttkenhaus, der vor der Tür gestanden hatte. Und wie die Welt um mich herum versunken war.

Ich brauchte es nicht.

Was ich nicht verstand, war die Abwesenheit von Nick... Er war da gewesen. Das wusste ich. Bernicke hatte es mir gesagt. Und auch mein Arzt. Aber... er war nicht mehr aufgetaucht... Und ich verstand nicht, warum... Ich... Er war der einzige, den ich wirklich sehen wollte. Den ich wirklich bei mir brauchte. Der mir die Sicherheit gab, die ich jetzt am nötigsten hatte.

Bist du wirklich Polizist?

Das hatte ich ihn gefragt, bevor ich ihn zum ersten Mal geküsst hatte. Im Wunder. Ich hatte tausend Mal an diesen Kuss gedacht, als ich im Keller gewesen war. Tausend Mal.

Warum war er nicht mehr hier?
Was hatte ich getan, dass er nicht hier war?

.........

The Distance between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt