Kapitel 7

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Schwarz und weiß, mit einer Spur von violett. Ein grauer Klumpen, der sich in absoluter Finsternis wie ein Kaugummi ausdenhnte, sich in die Länge zog, sodass die zähe Masse sich zu einer großen Fläche formte, die sich im Blickfeld meiner geschlossenen Augen ausbreitete. Das grau bekam einige dunklere Stellen, ich konnte Personen ausmachen. Da war Kuro. Er hockte in einem engen Raum an einem Tisch, gegenüber von Tsujuki. Mikuni hatte mir erzählt, dass er so heißt. Der Raum besaß keine Türen oder Fenster, da waren nur graue Wände, und der schmale Tisch, an dem sich die beiden gegenüber saßen. Ich lauschte konzentriert dem Rauschen, versuchte, das Bild in meinem Kopf schärfer zu sehen, bis ich schließlich Stimmen ausmachte. "Möchtest du wirklich nichts essen?" Tsujuki schob Kuro einen Burger hin, den er aber mit einem Kopfschütteln ablehnte. "Hach, na gut. Ich hoffe nur, dass du für dieses Experiment genügend Kraft besitzt, denn es wäre zu schade, dich gleich beim ersten Versuch verlieren zu müssen." Kuro hielt den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet. "Heute nicht so gesprächig, nicht wahr, Sleepy Ash?" Tsujuki lächelte schwach. Doch es machte den Eindruck, als würde ihm das Gespräch alles andere als Spaß bereiten. Nach einer Minute des Schweigens hob Kuro leicht den Blick. Seine Augen wirkten leer und ausdruckslos. "Wie geht es Misa...?" Flüsterte er schwach. Tsujuki lachte leise, als habe er diese Frage schon oft gehört. "Ich halte mein Versprechen. Tsubaki gehört schließlich uns, genauso wie du jetzt auch. Aber ich frage mich, wo dieser perverse Schmetterling Zyu versteckt hält. Schließlich war es Teil der Abmachung, dass wir ihn zurückbekommen." "Lilly wird sein Versprechen niemals brechen, das passt nicht zu ihm." Schnaubte Kuro, verärgert darüber, dass Tsujuki an meiner Ehrlichkeit zweifelte. "Nun gut, das will ich hoffen. Es gibt schließlich einiges, was er mir noch schuldig issssssssst............" das Rauschen stellte sich wieder ein, der Klumpen verformte sich in eine Wolke aus violett und ich riss die Augen auf.

"Lilly." Vor mir stand Jeje, der mich rüttelte. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was los war. "Herrje, Jeje! Du hast mich gerade aus einer interessanten Vision gerissen!" Ärgerte ich mich. Aber was solls, mein Zauber hält sowieso nie lange an. "Die Zukunft von Kuro bei C3?" Nuschelte Jeje. Ich war überrascht. "Woher weißt du...?" "Kuro ist gerade weggelaufen, auf den Weg dorthin." Ich wurde ganz bleich. "....was?" Flüsterte ich.

Kuros Sicht:

Ich rannte aus dem Tor der Villa auf die Straße hinaus. Keuchend hielt ich an und warf einen Blick zurück auf das große Haus. Dass ich mich jetzt derartig anstrengen musste, war eigentlich nicht geplant, aber damals hat mir Mahiru etwas sehr wichtiges beigebracht. Man sollte seine Freunde auf keinen Fall im Stich lassen, denn eines Tages wird man sie noch brauchen. Die Sache mit Zyu muss Lilly erledigen, darauf habe ich leider keinen Einfluss. Hoffentlich versteht er meine Entscheidung und wird nicht versuchen, mich zurückzuholen. "KURO!" Misa kam aus dem Haus gerannt. Ich trat zurück. "Bleib weg!" "Wohin Willst du denn?" Ihr stiegen Tränen in die Augen. "Du willst doch nicht im Ernst zu C3! Du bist mein Servamp, du musst hierbleiben!" Verlegen wandte ich mich ab. "Gerade weil ich dein Servamp bin, muss ich gehen. Nur so kann ich euch allen helfen, Tsubaki zu besiegen. Was habt ihr schon von mir? In euren Augen bin ich bloß eine faule Katze, die nicht kämpfen will. Auf diese Weise kann ich mich nützlich machen." Murmelte ich. Warum konnte Misa das nicht verstehen? Ist es so schwer zu sehen, dass ein Vampir, der mit Chips im Mund vor der Play Station einpennt, nicht in der Lage ist, sich anzustrengen? "Pass bitte gut auf dich auf!" Rief ich zum Abschied. Dann drehte ich mich um und schlurfte die Straße entlang.

"Du bist nur zu faul, um uns zu helfen!!" Schrie Misa mir wütend hinterher. Ich blieb stehen. Zu faul... um zu helfen? "Aber ich helfe doch?" Murmelte ich. Vor mir hielt mit quietschenden Reifen eine schwarze Limousine. Aus dem Auto stieg ein Mann aus. Er trug einen weißen Laborkittel und eine seltsame Schutzbrille. Erschrocken von seinem Anblick wich ich zurück, doch ich wusste, dass ich nun zu C3 gehörte. Der Mann lächelte. "Danke für dein Angebot."

Misas Sicht:

Sie zerrten Kuro in das Auto und fuhren davon. Ich rannte ein paar Schritte hinterher, bevor ich schluchzend zusammenbrach. " Scheiße!" Schrie ich. Das wars dann wohl mit Kuro. Ihm war doch wohl bewusst, dass es gefährlich ist, wenn wir zu lange voneinander getrennt sind! Dieser...!!! Grr! "Misa." Lilly legte beruhigend seine Hand auf meine Schulter. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mein ganzes T-shirt nassgeheult hatte. Ich wischte mir über die Augen und stand auf. "Wir holen ihn zurück, koste es, was es wolle. Es gibt da jemanden, der genau weiß, wo sich das Hauptquartier von C3 befindet." Hinter Lilly tauchte Mikuni auf und grinste. "Echt? Wer denn?" Lilly wandte sich ihm zu. "Na, du natürlich!!" Mikuni lachte. "Wirklich? Hmm. Ich erwarte dafür eine angemessene Bezahlung." Die Schlange auf seinem Hut hielt ein Werbeplakat in die Höhe. Lilly seufzte genervt. "Schon klar. Ich kaufe deinen ganzen Krempel ab." "Das sind wertvolle Gegenstände, die ich nur zum besten Preis verkaufe!" Schrie Mikuni empört. "Ach ja? Was ist denn an Schrott so wertvoll?" Lachte Lilly. "Echtes Eichenholz. Vasen aus kostbarstem Ton und..." "Gibt es Preisnachlässe für die verblödete Bedienung an der nicht vorhandenen Kasse?" Unterbrach ihn Lilly. Mikuni lief rot an. "Alles gute Sammlerstücke, du Spinner! Da sollte wohl ich noch dafür bezahlt werden, dass ich so tolle Sachen an einen so perversen, hirnamputierten Sack von Schmetterling wie dich verscherbeln muss!" "Na dann. Ich hab nicht gesagt, dass wir ins Geschäft kommen müssen, es war einzig und allein deine Idee. Das heißt dann wohl, du hilfst freiwillig? Fu fu fu!" Trällerte Lilly. Mikuni wollte ihm etwas an den Kopf schmeißen, doch ich ging dazwischen. "Hört schon auf damit! Es geht hier nicht um die Qualität von Sammlervasen oder was weiß ich was. Es geht um Kuro! Wollt ihr einfach nur zusehen, wie er mit höchster Wahrscheinlichkeit sterben muss? Oder wollt ihr dabei helfen, ihn zu befreien, damit wir gemeinsam als Team gegen Tsubaki siegen werden?" Schrie ich die beiden an. Die schauten mich nur perplex an, als wäre ich ein Alien, das aus der Erde gewachsen ist. Ich wurde unsicher. "Lilly, dein eigener Bruder! " wandte ich mich flehend an ihn. "Fu fu. Ich glaube zwar nicht, dass wir gegen Tsubaki siegen werden... aber ich werde Kuro auf jeden Fall da rausholen." Mikuni nickte entschlossen. "Genau. Kuro ist ein wichtiger Mann für uns. Und einer meiner wenigen Kunden. Wir werden ihn retten, um jeden Preis!"

Servamp - Another TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt