Misas Sicht:
"Ich sagte doch, dir würde es nicht gefallen."
Diese Worte wiederholten sich in meinem Kopf. Ich konnte das nicht glauben. Es kam alles so überraschend für mich. Jetzt ist auch noch meine Tante tot, und Sakuya soll der Mörder sein? Nein, das hätte ich ihm niemals zugetraut. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und trat einen Schritt zurück. "Misa, ich hätte es dir nachher erklärt. Bitte, ich habe es nicht ohne Grund getan..." Bittend streckte Sakuya seine Hand nach mir aus. Konnte ich ihm vertrauen? "Warum?" Wollte ich wissen. "Später. Ich muss dir etwas zeigen, ich schwöre, es ist alles in Ordnung." Er packte meine Hand und zog mich hinter sich her, weiter durch das Unterholz. Ich wehrte mich nicht. Vielleicht war es dumm, aber ich wollte versuchen, ihm zu vertrauen. Was konnte schon schiefgehen? Kuro war doch auch noch da. Ich sah mich nach ihm um, konnte ihn zu meiner Verwunderung jedoch nicht entdecken. Er war doch vorhin noch hinter mir?
"Wo ist Kuro? KURO?" rief ich. "Vergiss Kuro." lachte Sakuya. "Du brauchst ihn jetzt doch nicht. Wir sind ja schließlich Freunde." Die Art, wie frustriert er diesen Satz aussprach ließ mir eine Gänsehaut in den Nacken fahren. Vielleicht war vorhin doch der richtige Zeitpunkt, abzuhauen...
"Wir sind da." Wir hatten eine Lichtung erreicht, die voll mit hellblauen Blüten bedeckt war. Hier und da schwirrte ein Schmetterling und irgendwo in der Nähe konnte ich einen Bach rauschen hören. Verstehe, damit er später meine Leiche wegspülen konnte... wenigstens war es ein schöner Ort zu sterben..
"Woran denkst du gerade?" flüsterte Sakuya. Ich antwortete nicht. Es würde bald vorbei sein. Wenn Kuro nur nicht so faul wäre, könnte er jetzt gerne auftauchen. "Romantisch, nicht wahr?" Ich nickte kurz. "Tut mir leid. Du kannst dir sicher denken, was gleich passiert. Mir fällt das auch nicht leicht. Ich verspreche dir, ich werde es schnell machen. So schnell wie es nur geht." Er griff in seine Tasche und zog ein Messer heraus. Das wars dann wohl. Ich schloss die Augen und dachte krampfhaft an irgendwelche letzten Worte, während seine Schritte unter dem weichen Gras näher kamen.
Mein Herz schlug immer schneller und ich hatte das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen und ihn anzuflehen, es nicht zu tun. Doch ich würde ihn nicht anflehen. Ich werde in den letzten Sekunden meines Lebens keine Schwäche zeigen.
Jetzt stand er vor mir. Ich konnte seinen Blutdurst direkt spüren. "Tut mir leid, du hast dir das sicher ganz anders vorgestellt. Ich meine, du bist ja noch so jung und so." Will er mich jetzt verarschen? Ich hätte ihm gerne irgendeine Bemerkung an den Kopf geworfen, doch meine jetzige Stimme hätte nur meine Angst verraten. Ich öffnete die Augen. Er stand noch immer vor mir mit dem erhobenen Messer und wühlte in seiner Jackentasche. "Fuck. Sorry, wenn nicht dieses ganze Zeug im Weg wäre..." Er kramte noch ein Messer und eine kleine Pistole hervor, die er achtlos zur Seite ins Gras warf, bevor ein kleines, dunkles Kästchen zum Vorschein kam.
Ich stieß zischend die Luft aus, während er vor mir in die Knie ging. Das darf doch jetzt nicht wahr sein.
"Misa... ich liebe dich. Willst du meine Freundin sein und mich eines Tages heiraten?"
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Hey, Leser!
Sorry, es hat lange gedauert. Und ich wollte mal etwas Spannung mit einbauen, mit ein paar Veränderungen. Es war nur eine Idee. Keine Sorge, nichts kitschiges, es wird eher noch etwas düster ^-^
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