IV - Der letzte Tropfen

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Verzweifelt beobachtete ich zwei streitende Einwohner Zauns und hoffte immer noch, Mama würde zurückkommen. Es ist schon zwei Tage her. Zumindest glaubte ich das.
Die beiden Männer schlugen sich gegenseitig in die Bäuche und ins Gesicht. Blut wurde vergossen und sogar Zähne flogen. Obwohl sie mir Angst macht, musste ich immer wieder zusehen, wie brutal diese Stadt in Wirklichkeit ist. Die Gerüchte sind keinesfalls erfunden. In Zaun herrschen schreckliche Umstände.
Einer der beiden Männer wurde bewusstlos nach dem er mehrere schwere Schläge einstecken musste. Und als ob das noch nicht reichen würde, prügelte der andere weiter auf den wehrlosen Körper ein. Sein Blick wurde von Hass und Zorn erfüllt. Nach den Willen überleben zu wollen. Er kannte kein Mitleid und hielt sich definitiv nicht zurück. Ich konnte nicht länger zusehen und beschloss Mama zu suchen. Sie muss irgendwo in der Nähe sein. Zumindest glaubte ich das. Vielleicht ist ihr auch etwas schlimmes passiert. Was, wenn sie auch angegriffen wurde? Hier gibt es unzählige Verbrecher und böse Menschen. Menschen, die nur schlechtes in ihren Herzen tragen. Der Gedanke machte mir schreckliche Angst. Wenn sich Mama schon nicht wehren kann, wie soll ich es dann? Ich bin ganz alleine und lange halte ich wohl nicht mehr durch. Meine Kräfte sind alle ausgezehrt. Mir mangelte es an Schlaf, Essen und Wasser. Dennoch hielt ich mich auf den Beinen, in dieser schrecklichen Stadt. Meine Angst hielt mich wach. Immer und immer wieder redete ich mir ein Mama wäre gleich bei mir. Noch nie hat sie mich in Stich gelassen. Warum sollte das jetzt anders sein? Es gäbe keinen Grund dafür. Richtig?

Ahnungslos und schutzlos lief ich durch Zaun. Überall fand ich gespensterhafte Gestalten vor, die mir immer mehr Angst einjagten. Waffen, Drogen und Gewalt war ein gängiges Mittel auf den Wochenmarkt. Eingesperrte Menschen, die nach Hilfe wimmerten. Nie wieder werde ich diese Schreie aus meinem Kopf bekommen. Nie wieder werde ich die Welt mit den gleichen Augen sehen können. Sie ist schrecklich.
Irgendwann stoppte ich an einem Geschäft mit einem großen, leuchtenden Schild darüber. „Der letzte Tropfen". Ich hoffte ich könnte mir dort etwas zu trinken kaufen. Ich hatte fürchterlichen Durst.
Unsicher griffen meine kleinen Hände zur großen, verdreckten Tür. Laute Musik dröhnte von innen nach draußen. Die Tür war so schwer, dass ich sie beinahe nicht aufbekommen hätte. Obwohl ich keinen einzigen Cent in der Tasche hatte, wagte ich es,  in ein Lokal in Zaun zu betreten.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt