XIII - Mein Name ist Silco

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Der klatschende, alte Mann reichte mir ein Glas. Hastig griff ich danach und trank große Schlücke. Ich machte mir keine Gedanken über die Flüssigkeit oder über den Geschmack. Ob es vielleicht gefährlich oder tödlich für mich sein könnte. Das alles schien unwichtig zu sein. Mein Drang war im Moment das einzige, an was ich denken konnte. Endlich durfte ich etwas trinken.
In nur wenigen Sekunden stellte ich das leere Glas ab. Ich spürte endlich wieder Speichel in meinem Mund und konnte tief durchatmen. So gut hatte ich mich nie gefühlt, nachdem ich etwas getrunken hatte. So erfrischt und munter, obwohl meine Kräfte schon alle lange verbraucht waren.
„Wie heißt du?", fragte der Mann. Er beobachtete mich. Jedes kleine Detail an mir schien ihm aufzufallen. Sein vernarbtes Gesicht, sein strahlendes Auge. Seine Audienz wirkt so machtvoll und repräsentativ. Als wäre er ein hohes und wichtiges Tier, hier in Zaun. Auch wenn der Mann ziemlich gruselig aussah, und seine dominante Tonart Misstrauen in mir Hervorruf, entschloss ich mich, meinen Namen preis zu geben. Unentschlossen warf ich ihn mit großen Augen einen Blick zu, öffneten langsam meinen Mund und antwortete gehorsam:"Ayra."
„Ayra also? Schön dich kennenzulernen. Mein Name ist Silco. Möchtest du vielleicht etwas zu essen?", fragte er ruhig. Doch nicht nur er war ruhig. Auch der ganze Raum, war ruhig. Seit dem ich den Kampf gegen den Muskelprotz gewonnen hatte, herrschte eine unglaublich erstickende Stille.
Zudem richtete sich die volle Aufmerksamkeit auf mich und auf den komischen Mann, namens Silco. Silco wirkte in meinen Augen viel zu freundlich und aufrichtig. Warum sollte er mir ohne Grund helfen wollen? Das wäre doch nicht normal. Er ist nicht wie die Menschen aus Piltover, die sich liebevoll um einem kümmern. Zumindest dachte ich das immer. Mein fälschliches Bild dieser übermäßig hübschen und kitschigen Stadt zerrte an der Realität und ließ mich erblinden.
Unter normalen Bedingungen hätte ich sein Angebot wohl abgelehnt, wäre ängstlich weggelaufen und hätte mich hinter Mamas feines Kleid versteckt. Doch Mama war nicht mehr bei mir. Sie hatte mich verraten, hintergangen. Sie wollte, dass ich hier untergehe, dass ich leide.
Ich war überfordert. Angst und Zweifel prägten mich. Und am Schluss war es dann doch der Hunger, der mich entscheiden ließ. Ich konnte nicht anders. Mein Magen schmerzte so sehr. Und meine Taschen wurden von Leere gefüllt. Ich hatte nichts. Überleben ohne Hilfe ist hier als Kind wohl unmöglich. Silco war meine Rettung.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt