IX - Jinx

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Silco gab mir alles was ich mir wünschte. Eine warme, ausgewogene Mahlzeit, ein entspannendes und zur Ruhe kommendes Bad und sogar einen gemütlichen Schlafplatz, das alles nur für mich.
Seine Behutsamkeit und Fürsorge war mir allerdings ein Rätsel. Ein Rätsel, welches ich sehr lange nicht lösen konnte. Natürlich war ich vor allem anfangs sehr skeptisch ihm gegenüber. Nichtsdestotrotz war ich nur ein naives und verzweifeltes Kind, welches sich nichts anderes wünschte als Zuneigung einer erwachsenen Person. Dabei war es mir egal, welchen Zweck Silco durch meine Adoption Verfolgte oder welche Pläne er hinter meinem Rücken schmiedete. Alles war mir wichtig war, und mir Hoffnung gab, war seine väterliche Fürsorge.

Nachdem ich einen erholsamen, langen Schlaf hatte, wollte er mir ein anderes Mädchen vorstellen. Er meinte sie wäre ein bisschen älter als ich und ziemlich sensibel. Sie hätte ein ähnliches Schicksal wie ich erlebt und ich würde mich deshalb super mit mir verstehen. So wie ich es mitbekommen hatte, wurde auch sie von Silco aufgenommen als sie alles verloren hatte.
Silco muss ein sehr warmherziger Mensch sein, dachte ich. Ein Held. Der Held Zauns. Liebevoll kümmert er sich um Kinder, die wehrlos und alleine auf den Straßen Zauns keinen Ausweg mehr finden. Außerdem leitet er ein Geschäft. Die verzweifelten Bürger finden sich dort wieder, stoßen zusammen an und sind nach langer Zeit wieder am Lächeln.

Aufgeregt klammerte ich mich um seine kalte Hand. Sie war ganz anders, als die, von Mama. Faltig, rau und sehr groß. Doch sie schenkte mir Zuversicht. An Mama musste ich noch einige Male denken. Wie es ihr wohl geht? Hat sie gar kein schlechtes Gewissen?
Auch wenn der Trennungsschmerz noch tief in mir war, beschloss ich, Silco mein ganzes Vertrauen zu schenken und selbst wenn Mama zurückkommen würde, bei Silco zu bleiben. Er wird mich ganz sicher nicht alleine lassen. Schließlich ist er mein Papa.
Wir gingen durch den schmalen, nur schwach beleuchteten Gänge des Hauses. Die Kerzen, die an den Wänden befestigt waren, waren beinahe abgebrannt. Und der Wachs festigte sich am Fußboden. Auf Sauberkeit wird hier in Zaun sowieso nicht soviel Wert gelegt. Daran gewöhnt man sich aber recht schnell.
Auch die dünne, verdreckte Luft wird irgendwann zur Gewohnheit. Zaun ist jetzt eben mein Zuhause. Man sollte sein Zuhause immer wertschätzen, richtig?
Irgendwann stoppten wir vor einer hölzernen Tür. Sie war bemalt mit knalligen Farben. Pinke, blaue Symbole und Figuren, die sofort ins Auge stechen. Ich war verwirrt. Ich dachte sie wäre älter als ich?

Dann öffnete Silco die Tür und sagt:"Ayra. Das ist Jinx. Jinx und du werdet bestimmt gute Schwestern werden."

Und so vervollständigte ich meine Familie.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt