II - Zaun

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„Nach Zaun?", fragte ich. Das Wort Zaun ist mir schon ein paar Mal untergekommen. Allerdings sagte es mir kaum etwas. Ich hörte immer nur schlechtes über dieses „Zaun". Menschen behaupten, Zaun sei schlecht und nur traurige Gestalten würden sich dort zwischen den Gassen tummeln. Es gäbe dort viele giftige Gase, die für die Bewohner von Piltover gesundheitsschädigend seien. Ausserdem sollen dort qualvolle und extreme Experimente mit echten Menschen durchgeführt werden. Diese Informationen hätte ich eigentlich überhaupt nicht haben sollen. Zu meinem eigenen Pech, belauschte ich eines Nachmittages aus Neugier zwei Vollstrecker, die gerade durch die Stadt streiften. Manchmal wäre es besser sich nicht in Dinge einzumischen, die einem nichts angehen.
Unruhig spielte ich mich mit meinen kleinen Händen und konnte Mamas Verunsicherung deutlich ansehen. Ihre Augen, die immer so schön sind, sind von einer dünnen Schicht Tränen bedeckt. Ihre Nase war rot und geschwollen, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Sie konnte mir keine Antwort geben. Nur ein weiteres Wort über Zaun, hätte sie gebrochen. Deshalb rappelte sie sich langsam auf und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich wusste nicht was sie vor hatte. Ich war unsicher. Nach Zaun gehen? Warum? Warum sollte man dorthin wollen wenn Zaun doch so schlecht ist. Es muss doch einen Grund geben. Ich wollte Mama vertrauen, konnte allerdings nicht. Zögernd blickte ich auf ihre zitternde, blasse Hand. Meine Gedanken glichen einen Karussell. Unstrukturiert und durcheinander. Ich dachte an Zaun, an Mama aber auch an mich selbst. Ungeklärte Fragen drängten sich an die Spitze meines Kopfes. Mama wird schon wissen was sie tut. Sie würde mir niemals etwas schlechtes antun wollen. Mit diesen Aussagen versuchte ich, mich wider zu beruhigen. Es gäbe keinen Grund zur Sorge.
Nachdem ich mich ein bisschen wohler fühlte, nahm ich die Hand Mamas mit einem flaumigen Gefühl im Magen an. Vorsichtig hopste ich von der hölzernen Schaukel und ging mit Mama mit.

Auf dem Weg nach Zaun herrschte stille zwischen uns. Auch Blickkontakt blieb völlig aus. Es war, als würde Mama etwas bedrücken. Als würde sie sich für etwas schämen und möchte sich verkriechen. Ahnungslos wie ich war, machte ich mir keine Gedanken darüber. Denn ich redete mir schließlich ständig ein, Mama würde nur das beste für mich wollen. Umso weiter wir gingen, umso dunkler wurden die Häuser um uns. Die strahlenden, weißen Häuser verschwanden allmählich. Und auch die Luft wurde immer dicker, die Straßen dreckiger und die Leute um uns herum grimmiger. Der Himmel verfärbte sich von rot auf ein dunkles, schwärzliches grün. Doch nicht weil es dunkel wurde. Nein. Dieser Ort, war Schuld daran. Alles hier war anders.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt