XIX - Der Assistent

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Verstehen? Mit einem Wissenschaftler aus Piltover? Seine Witze wurden immer unappetitlicher. Ich beobachtete ihn genau. Jeden kleinen Schritt den er sich von mir wegbewegte. Jedes kleine Detail nahm ich genaustes auf. Vielleicht wird er mir ja irgendwann noch von Nutzen. Dann verschwand er ohne sich zu Verabschieden. Ich hätte seine Stimme sowieso nicht hören wollen. Dieser tiefer Ton, diese eingebildete Art. Er ist ein Paradebeispiel, dass im Rat von Piltover nur Vollidioten hocken. Nur Menschen, die zu fern von der Realität sind. Die ihre Augen vor dem verschließen, was wirklich auf der Welt passiert. Sie baden in Luxus, in Ruhm und genießen das hohe Ansehen und vergessen dabei wie es wirklich ist. Wie sehr die Menschen leiden müssen. Jayce erzählt mir andauernd er möchte eine Revolution für Piltover schaffen, er möchte die Welt mithilfe seiner Technik verbessern. Aber was ist mit uns? Mit Zaun? Er denkt nicht einmal daran die Unterstadt zu unterstützen. Wahrscheinlich wollen sie uns nicht einmal helfen. Sie hassen uns und wären glücklich wenn wir einfach verrecken würden. Außer ich natürlich. Denn wie es kommen musste, schlummert in mir etwas, was niemand genau beschreiben kann aber jeder gerne kennenlernen möchte. Warum immer ich? Warum ließ mich Mama damals alleine? Diese Kraft wäre niemals erwacht, wenn ich nicht nach Zaun gekommen wäre. Wenn ich nicht um mein Leben kämpfen müsste. Warum muss immer alles schief laufen?

Ich versank in Gedanken, Kummer und ein bisschen Selbstmitleid. Doch das quietschen der riesigen Tür rüttelte mich wieder wach. Sofort war ich wieder auf Alarmbereitschaft und blickte nach vorne. Ein Mann. Etwas älter, ziemlich abgemagert und blass. Braune Haare, die ihm hin und wieder ins Gesicht fielen und eine schicke Kleidung. Aber am auffälligsten war sein Gehstock. Er humpelte, und das ziemlich deutlich. Dabei hat er weder graue Haare noch tiefe Falten im Gesicht. Langsam ging er auf mich zu. Wegen seines Stocks war er nicht gerade der schnellste. Furchtlos setzte er sich neben mich. Ich war überrascht. Er hat keine Angst vor mir. Obwohl ich ihn in dieser Nähe verprügeln hätte können. Wahrscheinlich auch verzaubern hätte können, sofern dieses nervige Gerät an meinem Bein meine Magie nicht unterdrückt. Das weiß ich leider nicht so genau. "Hi. Ich bin Viktor", meinte er mit einem kleinen Lächeln auf den Gesicht und reichte mir seine Hand. Zögernd nahm ich sie an und blickte in seine Augen. Das, was ich sehen konnte, bestand aus puren Rückschlägen. Erfüllt von Trauer, Sehnsüchten und Verzweiflung. Aber auch von Hoffnung und Intelligenz. Als wäre er ein so vielschichtiger Mensch, dass er kaum in Worten zu fassen ist. Irgendetwas zwang mich dazu ihn noch länger anzustarren. Ich habe keine Ahnung wer dieser Mann in Wirklichkeit ist. Doch seine Augen sind faszinierender als alle anderen, die ich je gesehen habe.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt