XX - Viktor

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„Ist alles in Ordnung?", riss er mich aus meiner Vertiefung. Er klang so natürlich, so ehrlich. Ganz aber als Jayce. Obwohl sie Partner sind, ist es nicht schwer zu erkennen, dass ein Unterschied zwischen Tag und Nacht vorliegt.
Nervös schüttelte ich meinen Kopf und nickte. „Ayra", sagte ich nur. Ich spürte seine kalte Hand. Sie wurde von blauen Adern gezeichnet. Er war so außergewöhnlich blass und abgemagert. Als würde er nur noch knapp am Leben nagen. Wie kann ein Mann seines Standards so aussehen? Müsste er nicht einen Bierbauch mit sich tragen und täglich köstliche Speisen verzerren? Viktor ist mir ein Rätsel.
„Jayce meinte du seist recht stürmisch. Also bis jetzt kann ich das kaum bestätigen", lachte er ein bisschen und lehnte sich etwas zurück. „Nimm diesen Namen bitte nicht in den Mund", bat ich und wendete meinen Blick von ihm ab. Jayce. Dieser Mann hat mir soviel Leid angetan. Immer noch verstehe ich seine Beweggründe nicht. Warum tut er das? Er entriss mich gewaltsam meiner Familie und zwingt mich gewaltsam, sich der Regierung Piltovers unterzuordnen.
Viktor rappelte sich auf, erhob sich langsam und antwortete:"Du bist wohl kein großer Fan von ihm. Um ehrlich zu sein, kann ich das verstehen. Ich persönlich verstehe mich zwar gut mit ihm, aber du hast ihn unter ganz anderen Umständen kennenlernen müssen", meinte er ruhig und griff nach seinem Gehstock. Langsam ging er zu einen der vielen Schreibtische, die im Raum standen und setzte sich hin. „Also. Ich werde meine Forschung nun weiter vorantreiben. Wenn du Bedarf hast mit jemanden zu reden, bin ich da", sagte er freundlich und kramte in einer Schublade herum. Ich war so verwirrt, überfordert.
Ist Viktor nur aus Anstand so freundlich zu mir? Verfolgt er ein gewisses Ziel? Aber er wirkt so ehrlich. Als würde er es wirklich ernst meinen. Ich kann mir keine böse Absicht vorstellen. Warum blendet mich dieser Mensch so sehr? Meine Kopfschmerzen kamen wieder zurück. Mein Körper musste immer noch die K.O Tropfen verarbeiten, die mir Jayce verabreicht hat. „Viktor? Kann ich ein Glas Wasser haben?", fragte ich leise und legte mich nach hinten auf das Bett. Es war weich. Wahrscheinlich hatte es eine hohe Qualität. In so einem weichen Bett lag ich noch nie. Obwohl ich hier gefangen genommen werde, wurde anscheinend nicht an Möbel gespart. Zumindest nicht beim Bett.
Viktor reagierte sofort. Mit seiner zitternden Hand griff er nach seinem Stock und ging zu einem Wasserautomaten. Er füllte ein Glas Wasser und gab es mir.
Ich konnte immer noch nicht begreifen, wieso Viktor so zärtlich ist. Schließlich bin ich nur eine Gefangene aus Zaun und arbeite freiwillig mit dem größten Schwerverbrecher zusammen.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt