XXXIX - Zuhause

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Endlich war ich da. Zuhause, in Zaun. Ich bin angekommen. Ungeduldig, aber schwer atmend riss ich die Tür zu Silcos Büro auf. Voller Hoffnung blickte ich nach vorne und sah den alten Mann mit einem gestressten Gesichtsausdruck in seinem Stuhl sitzen. Langsam erhob er seinen Kopf, maulte mich noch etwas an mit:"Was denn?!". Seine schlechte Laune verstecke er nicht. Er wirkte besorgt, völlig angespannt. Als würde er sich um viele Probleme gleichzeitig kümmern müssen. Als hätte er sich schon lange keine Pause mehr gegönnt und würde pausenlos arbeiten.
Bis er mir in die Augen sah. Denn dann wurde er still. Er war sprachlos. Lächelte dann aber. Sein Stress war wie weg geblasen. „A-Ayra", sagte er mir einer zitternden Stimme und stand auf. Langsam aber glücklich ging er auf mich zu. Er wurde immer schneller, rannte beinahe auf mich zu. Als er mich erreicht hatte, drückte er mich fest mit seinen Armen. Ich spürte seinen warmen Körper an mir, seinen angenehmen Geruch. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. Seine Nähe war schöner als alles andere. Glücklich wie ich war, vergaß ich all meine Sorgen. Alles was ich wollte, war es, den Moment in vollen Zügen zu genießen.
„Ich hab' dich so vermisst", flüsterte Silco mit zittriger Stimme zu. Lächelnd blickte ich hinauf, in sein Gesicht. Seine Augen waren wässrig, seine Züge emotional. Jetzt war ich mir sicher, dass er mich immer lieben wird. Er wird immer für mich da sein, egal wie schwer die Zeiten sind. Silco ist ein toller Mann. Ein toller Vater. Ein Held, ein Vorbild.
„Was haben sie mir dir angestellt? Ich war krank vor Sorge, und Jinx auch. Immer wieder wollte ich handeln, Verträge abschließen. Aber die Führung von Piltover meinte, eine Macht wie deine, wäre viel zu gefährlich um sie auf freien Fuß laufen zu lassen", erklärte er mir und streichelte mir über meinen Rücken. „Ich bin ausgebrochen. Niemals würde ich in Piltover bleiben", antwortete ich und bemerkte dabei nicht, dass ich immer sentimentaler wurde. Über meine Wange floss eine Träne. Ich war überwältig von Glücksgefühlen. „Und ich werde nie wieder zulassen, dass du in falsche Hände gerätst. Es tut mir so schrecklich Leid. Ich konnte nichts tun", entschuldigte er sich. Er wollte weiter sprechen, doch ich unterbrach ihn, indem ich meinen Zeigefinger auf seinen Mund legte und flüsterte:"Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich werde bei dir bleiben."
Meine Worte beruhigten Silco. Und auch mich beruhigten sie. Denn mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Wie unglücklich ich wäre, wenn ich tatsächlich Viktors Angebot angenommen hätte.
Viktor ist ein besonderer Mensch. Ein sehr liebevoller und vorsichtiger Mann. Er hätte mir alles ermöglichen können. Ein Haus, eine Familie, eine gute Arbeit. Aber wäre ich glücklich? Ich würde seinen Traum ausleben, seine Vorstellung über ein perfektes Leben. Jedes Mädchen hätte wahrscheinlich sofort angenommen. Doch ich wurde nicht wie normale Mädchen großgezogen. Zuerst verlor ich alles was mir lieb war, dann musste ich der harten Welt in Zaun tief ins Auge blicken. Und erst dann fand ich irgendwie meinen Halt. Ich hatte es noch nie einfach, und musste immer kämpfen. Immer musste ich meine Stellung waren und mich behaupten. Mittlerweile ist das Gewohnheit. Ein anderes Leben könnte ich mir nicht vorstellen. Ein Leben ohne Sorgen, einen vernünftigen Alltag. Das alles klingt absurd.

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt