XXII - Aber Wieso?

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Es mag grob klingen, doch ich war glücklich wieder angekettet am Bett zu sein. In der Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu werden ist definitiv angenehmer als Jayces Hund zu sein. Ich war müde. Schließlich ist ziemlich viel in den letzten Stunden passiert. Sicher fühlte ich mich zwar nicht, doch was blieb mir schon anderes übrig? Ich fühlte mich wie damals. Die ersten Nächte in den Händen Silcos. Ich hatte Angst und dachte, er würde mir etwas antun wollen. In Wirklichkeit ist er nicht mehr als ein gutmütiger Mensch der eben Risiken eingehen muss um uns ein besseres Leben zu schaffen. Ich wäre gerne wieder bei ihm. Ich vermisse Jinx und Silco. Ob sie mein verschwinden schon bemerkt haben?
Noch lange dachte ich angestrengt nach. Mit meinen Sorgen verbrachte ich die ganze Nacht. Nur ein paar Stunden Schlaf konnte ich ergattern.
Am nächsten Morgen wachte ich wegen den hellen Sonnenstrahlen auf, die mir ins Gesicht blendeten. Etwas ziemlich ungewöhnliches. In Zaun passiert so etwas nicht. Es ist immer düster dort unten. Deshalb müssen sich manche Bewohner, die genug Geld haben, sich künstlich Vitamine hinzufügen. Langsam raffte ich mich auf, streckte mich und überlegte. Was soll ich tun. Wie geht es eigentlich weiter?
Die Tür öffnete sich. Ich war in Alarmbereitschaft. Ich habe so früh am Morgen echt keinen Nerv für den Piltover Futzi. Am liebsten würde ich ihn eine scheuern. „Verpiss dich", schimpfte ich. Erst dann erkannte ich, wer durch die Tür ging. Es war nicht Jayce. „V-Viktor", stotterte ich plötzlich. „Das hab ich nicht so gemeint. Verzeih mir", sagte ich schnell. Er lachte etwas und schloss die Tür. „Rebellisch trifft gut auf dich zu, huh?", fragte er und ging langsam auf mich zu. Unter seinem Arm hatte er eine Tasche. Er hatte Probleme sie zu tragen, wegen seinen Bein. Als er mich beinahe erreicht hatte, fiel mein Fokus wieder auf seine Augen. Wie beim ersten Mal erstarrte ich. Trauer. Harte Arbeit. Zukunft. Sie sind wie ein Ozean. Unendlich und undurchschaubar. Einfach nur faszinierend. Warum sind sie so besonders? Warum unterscheiden sie sich so sehr? „Schau mal. Hab' ich mitgenommen", sagte er und setzte sich neben mich. Vorsichtig öffnete er seine Tasche aus feinen Stoff. Brot, frisches Obst, Käse und sogar ein Stückchen Wurst. Etwas überfordert blickte ich auf die große Vielfalt. Warum tut er das alles für mich? „Aber- Viktor? Wieso?", fragte ich leise und hielt mich zurück. „Was wieso?", erwiderte er verwirrt. „Wieso bist du so freundlich? Du und Jayce. Ihr seid so unterschiedlich", begründete ich. Viktor seufzte. „Jayce ist genauso besonders wie wir alle. Er hat seine eigenen Ziele und großes Potential. Nicht viel würden so viel Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft zeigen wie er. Versuch wenigstens aufzuhören ihn aktiv zu beleidigen. Er hat seine Gründe für sein Handeln und ist eigentlich kein schlechter Mensch."

Caught in Zauns Violence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt