~Kapitel 05~

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Abends im Bett ging mir der Zettel immer noch nicht aus dem Kopf, Julian hatte mir erneut seine Handynummer gegeben. Jetzt war die Situation aber eine andere, er wusste nun von Luca, doch sollte ich ihm deswegen schreiben?
Ich hatte keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte.
Sollte ich ihm vielleicht doch schreiben? Wieso nicht?
Doch ich war mir gerade noch nicht so sicher, ob ich vielleicht sauer auf Julian war, wegen der Einlaufkind Aktion.
Ich nahm mein Handy in die Hand und speicherte seine Nummer dort ein, in dem Moment kamen mir dann aber Zweifel. Mein Onkel wusste von der Aktion, Luca wollte der Fußballer damit einfach eine Freude machen. Das hatte der blonde auch definitiv geschafft mit der Aktion, Luca war fröhlich gewesen und hatte nach dem Spiel über nichts anderes mehr geredet.
Sollte ich dafür Julian wirklich bestrafen? Sauer auf ihn, sein, wo er meinen Sohn so glücklich gemacht hatte? Er hatte doch mit meiner Wut über Fußball nichts zu tun.
Bis ich mein Sohn ins Bett gebracht hatte war er von diesem Tag am Erzählen, er hatte mir erzählt, dass es einfach toll war, mit Julian da raus auf den Rasen zu gehen. In dem Stadion zu stehen. Dazu hatte ihn Julian eingeladen beim letzten Spiel der Session nochmal sein Einlaufkind zu sein. Mit dieser Aktion hatte der Fußballer ihm einen Moment fürs Leben geschenkt. Wie konnte ich ihm also böse sein?
Dazu hatte Luca auch noch ein Trikot und eine Hose bekommen, nun hatte er also auch eins ohne Unterschriften. Dies hatte er jetzt schon wieder beim Schlafen an. Julian hatte dafür gesorgt, dass Luca alles behalten konnte, was er anhatte. Das machte den kleinen Stolz wie Oskar.
Meine Gefühle spielten dabei eine Nebenrolle, weder Julian noch Luca können doch etwas für meine Ängste. Doch neben der Angst gab es da noch die Verzweiflung, doch es gab auch ein Gefühl das ich noch nicht richtig zuordnen konnte.
Mir kamen jetzt die Worte von meinem Onkel wieder in den Kopf, dass nicht der Fußball mein Problem war. Dazu natürlich Julian auch nicht. Meine Frage aber war, konnte ich das trennen und wollte ich das vor allem trennen?
Ich solle den blonden Fußballer kennenlernen, hatte mir mein Onkel geraten. Ihm ohne meine Vorurteile begegnen und herausfinden, was für ein Mensch er war. Der Fußball war sein Job, jeder Mensch hatte einen Beruf den er ausübt. Ich war gerade im Abitur und Mutter, dies war im Moment mein Job.
Ich hatte mich die letzte Zeit in die Schule verbissen, mich dahinter geklemmt und meine Noten waren sehr gut geworden. Meine Tante und mein Onkel halfen mir dabei sehr, auch dass ich das Sorgerecht für meinen Sohn endlich bekommen hatte letztes Jahr. Ohne die beiden hätte ich das alles nicht geschafft. An dem Tag von meinem 20 Geburtstag hatte ich letztes Jahr das Schreiben erhalten, an diesem Tag hatte ich vor Freude nur noch geweint.

Keine Ahnung wie lange mich meine Gedanken beschäftigt hatten, doch mein Handy lag dunkel auf meinem Schoß. Ich nahm es also wieder in die Hand und legte es auf den Nachttisch, hier stand noch immer die Box mit dem Taschentuch.
Ich nahm das Taschentuch und schaute es mir an. Es war dieselbe Nummer, wie jetzt.
Verdammt.
Nun dachte ich an den jungen Julian, dieser war mir damals 1 Monat lang nicht aus dem gegangen. Jetzt musste ich sagen, dass er noch viel besser aussah, er hatte sich gemacht und war erwachsen geworden. Seine wunderschönen blauen Augen, die mich damals schon fasziniert hatten, waren aber heute noch immer so toll. Wieso eigentlich? Blau war eine Farbe die ich nie gemocht hatte, doch in Julians Augen versank ich regelrecht.
Seufzend nahm ich wieder mein Handy in die Hand und öffnete den Chat mit seinem Namen.
~Du hast Luca glücklich gemacht, bitte frag beim nächsten Mal aber mich.~
Schrieb ich dem blonden nach reiflicher Überlegung, lange hatte ich auch überlegt, ob ich die Nachricht überhaupt abschicken sollte. Mit dieser Nachricht ließ ich ihn immerhin in mein Leben, auch in das von Luca. Als Mutter musste ich immerhin Abwegen, was für mein Kind das Beste war.
Aber im Leben von meinem Sohn war er ja irgendwie schon, außerdem hatte er ihn jetzt mehrmals schon glücklich gemacht. Das war doch schon etwas, das für ihn sprach.
Also überlege ich nicht mehr lange und drücke auf senden. Ich warf das Handy in die Bettdecke und ging dann runter in die Küche.
Wieder in meinem Zimmer, zusammen mit der Flasche Wasser, lege ich mich wieder ins Bett und möchte einfach schlafen. Doch auf meinem Handy sehe ich eine Nachricht. Natürlich von dem blonden Fußballer.
~Tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen, als ich das fest gemacht hab, hatten wir uns noch nicht wiedergesehen. P.S. Schön das du diesmal schreibst.~
Ich las diese Nachricht bestimmt 5-mal durch, seine Worte änderten sich nicht. Er freute sich darüber, dass ich ihm schreibe, deswegen hatte er mir schließlich seine Handynummer gegeben.
~Solltest du als Fußballer nicht längst schlafen?~ antworte ich Julian nochmal, eigentlich wollte ich das gar nicht, doch irgendwie konnte ich mir das nicht verkneifen.
Doch nun rechnete ich nicht mehr mit einer Antworte und lege mich deswegen unter meine Decke, in dem Moment wo ich mich richtig hinlegen möchte piept aber mein Handy.
Überrascht nehme ich dieses in die Hand und sehe seine Antwort.
~Ich liege auch schon im Bett. Morgen gegen 10Uhr bin ich wieder am Gelände, falls Luca rüberkommen möchte. Gute Nacht Lea~
Schon während ich die Worte las, fing ich an zu lächeln, irgendwie konnte ich mir vorstellen wie er in seinem Bett lag und meine Nachricht gelesen hatte. Doch Moment mal. Ich stellte mir wirklich vor wie Julian in seinem Bett lag? Nein, das dürfte ich nicht.
Ganz schnell lege ich mein Handy auf den Nachttisch und drehe mich in meinem Bett um.
In dieser Nacht träume ich verschiedene Sachen von Julian, Fußball und blauen Augen.

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Eigentlich wollte ich das Kapitel für das Tor von Jule hochladen.
Jetzt hoffe ich einfach das es ihm gut geht.
Sowas ist nie schön.

A reunion and changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt