~Kapitel 09~

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Seit wir unser Date gehabt hatten, wenn man das so sagen konnte, schrieben wir uns fast täglich. Auch in der Zeit wo er bei seiner Familie in Bremen war, solche Momente mit der Familie sind ihn unfassbar wichtig. Dazu kann er dort gut abschalten.
Fußballer standen einen größeren Druck aus als ich je gedacht hatte, wenn mal die Leistung nicht stimmte werden sie von den eigenen Fans niedergemacht und waren sie super im Spiel dann werden sie in den Himmel gelobt. Er hatte mir von so manchen Momenten erzählt, an einem Abend als er nicht schlafen konnte, dass man hier erst lernen musste, mit dem Druck klarzukommen, konnte ich verstehen. Gerade seit er im Profifußball war.
Super war dann natürlich, dass er bei seiner Familie abschalten konnte.
Mein Sohn fand es natürlich richtig toll, dass ich Kontakt zu seinem Lieblingsspieler hatte, für den kleinen schickte Julian auch immer Bilder von Nala.
Leider hatte meine Tante eine Hundehaarallergie und somit konnte ich Luca seinen Haustiertraum nicht erfühlen, deswegen hatte Julian versprochen Nala einmal mitzubringen damit er sie kennenlernt. Da war der kleine natürlich feuer und flamme, doch er musste sich noch etwas gedulden.
Für mich hieß das aber auch Julian wiederzusehen und wenn ich ganz ehrlich zu mir selber war, dann lehnte ich diese Tatsache nicht mehr ab. Vielleicht freute ich mich sogar den blonden wiederzusehen.

Während ich so an die letzten Tage dachte scrollte ich durch Instagram, Luca tobte mit einem Ball durch den Garten und versucht die Tricks zu verbessern die Julian ihm gezeigt hatte.
Im nächsten Moment tauchte vor meinen Augen ein Video auf welches der er gepostet hatte, er sprang in den Pool seiner Eltern. Doch wie er hineinsprang war hier das interessante, mit einem Rückwärtssalto. Ich mag mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn er da falsch aufkommen würde, das tat dann sicherlich weh. Man konnte aber sehen, dass er Spaß dabei hatte und das war wichtig.
Aus einem Impuls heraus schrieb ich ihm eine Nachricht.
~Ist das die neue Art in einen Pool zuspringen?~ frage ich und lege dann aber das Handy auch weg, immerhin möchte ich nicht darauf warten, was er antwortet. Lieber schaue ich meinem Sohn zu wie er Fußball spielt. Doch sobald mein Handy piept, nehme ich es in die Hand und lese mir seine Antwort durch.
~Es macht Spaß. Sehen wir uns übermorgen? Dann bin ich wieder in Köln. Was macht Luca?~ wieder brachten mich seine Worte zum Lächeln und es zeigt, dass er in Ruhe einfach mal wieder er sein kann, nicht der Fußballer den alle in ihm sehen.
Seine Nachfrage zu Luca beantworte ich mit einem kurzen Video und der Unterschrift ~er übt fleißig, was du ihm gezeigt hast~.
Danach aber kam ich ins überlegen, wollte ich ihn wieder alleine sehen? Nochmal mit ihm auf ein Date gehen? Worauf lief das ganze den hier hinaus.
~Wegen übermorgen. Ja ich würde dich gern sehen.~ antworte ich dann doch und lege sofort wieder mein Handy weg, dass ich mich das getraut hatte, konnte ich noch nicht wirklich fassen.
Nun kam auch keine Antwort zurück, was nicht schlimm war, denn ich wollte das er sich auf seine Familie konzentriert statt auf mich.
"Du hast seit Tagen ein breites lächelnd im Gesicht, weißt du das?" holte mich die Stimme meiner Tante aus meinen Gedanken, ich hatte nicht mitbekommen, dass sie sich zu mir gesetzt hatte.
"Ich habe gute Laune, ist das falsch?" frage ich jetzt und klappe die Unterlagen von der Schule zu, auf die ich in der letzten Stunde nicht geachtet hatte, doch die schriftlichen Prüfungen waren durch und ich wartete jetzt nur noch auf die mündlichen.
"Liegt das vielleicht an einem gewissen blonden jungen Mann? Seit dem Abend mit Julian hast du wirklich gute Laune. War es schön?" fragt sie mich jetzt, irgendwann musste diese Frage ja kommen, denn vorher hatte sie nicht gefragt. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und sah mich voller Erwartung an.
"Ja es war sehr schön, mal wieder einfach Ich sein und nicht Mutter. Ist das egoistisch? Darf ich das überhaupt als Mutter?" bringe ich meine zweifle raus, mit wem außer meiner Tante könnte ich sonst darüber reden.
Konnte ich mir, als Mutter überhaupt erlauben an mich zu denken?
"Natürlich darfst du auch mal wieder du sein, Leandra. Nur weil du Mutter bist heißt das doch nicht, dass du dein ganzes Leben aufgeben musst. Für Luca hast du lange alles hinten angestellt, nun bist auch du dran. Siehst du Julian wieder?" versucht sie meine Bedenken zu zerschlagen, doch hatte sie recht?
"Er möchte mich übermorgen sehen, ich würde sehr gern mit ihm was unternehmen, wenn er von seinen Eltern wieder da ist." gebe ich jetzt zu, schaue auf meine Hände und atme einmal tief durch.
"Dann passen wir sehr gern wieder auf Luca auf, das war am ersten Abend ja auch kein Problem." versichert sie mir und als ich zu ihr schaue, lächelt sie mich wieder an. So ein aufmunterndes lächeln. 
"Du musst nicht für immer alleine bleiben, Lea. Vielleicht ist es Julian oder später jemand anders. Doch du wirst jemand finden." spricht sie mir noch Mut zu bevor sie dann wieder ins Haus geht.

Abends im Bett aber konnte ich nur an die Worte meiner Tante denken, dass ich nicht alleine sein musste. Konnte aber jemand mit meiner Geschichte jemand anders finden? Ich hatte ja schon schreckliche Angst überhaupt Nähe zuzulassen. Nicht einen Freund hatte ich in meinem Leben gehabt und kannte mich in Beziehungen nicht aus.
Egal wer es wäre, als Erstes musste ich von meiner Vergangenheit erzählen und derjenige musste Luca akzeptieren. Ohne Luca bekam man mich schließlich nicht, uns gab es nur im Doppelpack.
Julian wusste ja auch noch lange nicht alles, nur das, was ich ihm bis jetzt erzählt hatte.
Konnte ich ihm, oder irgendwann jemand, vertrauen und meine Geschichte erzählen? Es gab nur 6 Personen die alles wussten, darunter waren meine Eltern, mein Onkel und meine Tante so wie die Frau vom Jugendamt und eine Therapeutin. Sonst wusste es keiner.
Während ich in Gedanken war, piepte mein Handy, Julian hatte geantwortet.
~Ich freue mich sehr auf übermorgen. Gute Nacht Lea~
Seine Worte ließen meine Gedanken verschwinden und ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen, jeden Abend schrieb er mir und das fand ich wirklich süß.
~Gute Nacht.~ mehr antwortete ich nicht, das war auch nicht mehr nötig, denn er musste nicht wissen wie sehr ich mich auf übermorgen freute.

A reunion and changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt