~Kapitel 14~

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"Mama... Mama... MAMA..." hörte ich die Stimme von meinem Sohn, langsam schlug ich die Augen auf und sah, dass Luca vor meinem Bett stand. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es gerade mal 6 Uhr waren.
"Wann kommt Julian heute Mama?" fragt der kleine nun aufgeregt, seufzend lasse meine Augen wieder zu gehen und hebe die Decke an das der kleine zu mir kommt.
"Der schläft noch, Schatz. Wir tun das jetzt bitte auch noch." versuche ich mein bestes, leider aber ist mein Sohn dermaßen aufgedreht das ich es vergessen kann nochmal ein Auge zuzumachen. Der kleine dreht sich immer wieder hin und her, eine Stunde versuche ich mein Glück doch dann stehe ich mit ihm auf und er darf ausnahmsweise einmal Choco Cornflakes frühstücken.
Seit er wach ist fragt er gefühlt alle 10min, wann denn der blonde Fußballer hier wäre.
Ich versuche alles, um die Zeit totzuschlagen, nach dem Frühstück wird geduscht und trotzdem geht die Zeit einfach nicht schnell genug vorbei. Um halb 10  ging ich mit Luca dann nach draußen damit er Fußball spielen konnte, das machte er so gerne und übte immer weiter die Tricks die Julian ihm beigebracht hatte.
Dieser sah gestern so fertig aus das ich sicher war er würde noch ein paar Stunden schlaf brauchen, diese sollte er auch bekommen. Immerhin hatten wir keine Uhrzeit ausgemacht.
Jetzt wo ich hier draußen saß und meinem kleinen zuschaute, merkte ich wieder wie sehr er den Fußballer mochte. Zusammen mit meinem Onkel schaute er sich jedes Spiel an, verpasst keine Sekunde.
Manchmal hatte ich auch hingeschaut, wenn Julian auf dem Feld war natürlich.

Mein Handy klingelte um 12 Uhr und kündigte eine neue Nachricht an, diese war von Julian.
Natürlich, von wem auch sonst.
~Es tut mir leid, bin gerade erst wach geworden. Die Jungs haben mich noch ausgefragt, gestern~ stand in der Nachricht, es ließ mich lächeln, dass er sich dafür entschuldigt. Es war ja schon irgendwie süß, dass er es tat.
Doch es war wirklich nicht nötig, dass er es tat.
~Julian, alles gut. Wir hatten doch keine Zeit ausgemacht.~ schrieb ich ihm deswegen schnell zurück, er sollte nun erst einmal wach werden und sich nicht verpflichtet fühlen uns gegenüber.
Doch gegen meine Erwartungen kam prompt eine neue Nachricht.
~Ich zieh mich nur an und komm euch dann holen.~ stand jetzt wieder darin, ich wollte ihm schrieben, dass er sich Zeit lassen sollte doch ahnte irgendwie das es eh nichts bringen würde.
Nach den Nachrichten dauerte es keine halbe Stunde bis es klingelte, sofort rannte Luca zur Türe und machte diese auf. Eigentlich durfte er das nicht, heute mache ich aber eine Ausnahme.
Ich trat in den Flur und sah ein Bild welches mein Herz direkt wieder erwärmte, Julian hatte Luca auf dem Arm und mein kleiner war ihm um den Hals gefallen. Das ganze sah so innig aus, dass ich mir ganz kurz wünschte Luca würde einen Vater haben, den Gedanken verwarf ich in der nächsten Sekunde aber wieder.
Julian sah mich und lächelte mich an, doch den Kleinen hielt er weiter fest.
"Jetzt lass ihn mal los, Luca." ermahne ich meinen Sohn, doch eher scherzhaft als böse. Das konnten beide auch in meiner Stimme hören, den ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
"Wenn du mich loslässt, dann kann ich dir auch dein Geschenk geben kleiner Mann." versucht es nun auch Julian, wie auf ein Stichwort lässt der kleine ihn dann los und der große kann ihn auf den Boden abstellen. Ich war gerade wirklich überflüssig, die zwei kamen alleine klar.
"Ein Geschenk?" fragt mein Sohn total aufgeregt und bekommt große Augen, der blonde nickte und lächelte mich wissend an. Mir hatte Julian ja gesagt, was er meinem Sohn mitbringen würde, da er mich gefragt hatte, ob es ok wäre.
Luca trippelte von einem Fuß auf den anderen, das tat er immer, wenn er aufgeregt war.
Julian holt den kleinen Sportbeutel von seinem Rücken, diesen rechte er sofort an Luca weiter. Zögernd nahm mein Sohn ihn und bat mich mit einem Blick um Erlaubnis, sobald ich aber nickte, öffnet er ihn. Er musste mich eigentlich nicht bei alles und jedem fragen, doch er tat es trotzdem und ich war auch froh darüber.
Aus dem Sportbeutel zog Luca als Erstes ein Trikot raus, dies war ein großes mit allen Unterschriften.
"Es ist das Trikot welches ich im Halbfinale getragen habe, alle Spieler und der Trainer haben darauf unterschrieben." erklärte Julian meinem Sohn dann direkt.
"Oh wie Cool. Danke." freute sich mein kleiner und hüpfte mit dem Trikot in der Hand auf und ab.

Nachdem Luca das große Trikot in sein Zimmer gebracht hatte, mir aber noch aufgetragen hatte, dass wir es aufhängen musste, hatte er das Kindertrikot angezogen, welches noch im Beutel war. Nun stand er mit Trikot im Wildtierpark.
Julian und Luca standen ein bisschen weiter vorne, am Gehege der Esel, und ich beobachtete sie dabei, wie sie diese fütterten. Der blonde Fußballer hatte ein Bein auf dem Zaun stehen und Luca saß auf dem Bein damit er an die Esel kam, so konnte er sie streicheln. Er redete auf meinen Sohn ein und dieser lachte dann herzlich. Ich konnte nicht anders und nahm mein Handy, um ein Bild von den beiden zu machen, dieser Anblick war einfach wunderschön. Dazu waren die beiden unbeobachtet und so war die Szene nicht gestellt.
Damit er nicht erkannt wurde hatte er wieder diese blöde Kappe aufgezogen, mich störte diese Kappe immer wieder doch das konnte ich ihm ja schlecht sagen.
Dieser Tag mit Julian und Luca zeigt mir wieder, wie sehr der Kleine ihn mochte, es war schon fast eine Bezugsperson für meinen Sohn. Ich musste mit Julian reden und das ernsthaft.
Luca rannte zu den Hasen, diese hatten einen Bereich wo die Kinder sie streichen konnten, da dieser nur für Kinder war kam Julian zu mir und setzte sich neben mich auf die Bank.
"Ist alles ok? Du siehst sehr nachdenklich aus." fragt mich der ältere und schaut mich an, sofort fesseln mich seine blauen Augen. Diese blöden blauen Augen hatte mich nicht in Ruhe gelassen als er in Russland war, öfter hatte ich von ihnen geträumt.
"Ich glaube... ich würde dir gerne meine Geschichte erzählen. Alles. Nicht hier und jetzt, aber an einem ruhigen Ort in nächster Zeit." sage ich offen zu ihm, sein Gesichtsausdruck ändert sich sofort. Von besorgt zu nachdenklich.
"Jetzt aber etwas anderes. Die Jungs haben gestern vorgeschlagen das Wochenende wegzufliegen, nach Mallorca. Nochmal ein bisschen ausspannen nach dem ganzen Stress und bevor es wieder ins Training geht. Jannis bringt Nala heute nach Bremen, magst du vielleicht morgen nochmal bei mir vorbeikommen? Also, nur wenn das geht mir Luca." fragt er mich, hier wirkt er wieder nervös und nachdenklich. Hatte er etwa Angst, dass ich diese Idee nicht gut finden würde?
Immerhin war er zu mir ehrlich und das musste er nicht einmal, trotzdem fand ich es wirklich lieb von ihm. Toll finde ich auch, dass er Luca dabei bedenkt.
"Luca fährt morgen mit meiner Tante und meinem Onkel anderthalb Wochen nach Bayern, ich muss morgen früh nur in die Schule, um meine Ergebnisse abzuholen von den Prüfungen. Sobald sie weg sind habe ich Zeit." erkläre ich ihm und lächel, zwar finde ich es schade, dass ich nicht mitfahre doch dies kam schon öfter vor.
Ein bisschen machte es mir aber Angst, wenn ich mit ihm morgen alleine war, konnte ich ihm meine Geschichte erzählen. 

Der Tag im Tierpark war wirklich schön, doch Luca war so fertig, dass er auf dem Rückweg im Wagen eingeschlafen war. Julian hatte ihn hochgenommen und trug ihn rein, sogar bis in sein Zimmer und legt ihn ins Bett. Ich blieb in der Türe stehen und schaue es mir an.
"Sind wir zu Hause?" höre ich die verschlafende Stimme von meinem Sohn, doch gerade als ich etwas sagen möchte redet Julian mit ihm.
"Ja sind wir. Schlaf weiter kleiner Mann." redet der große auf ihn leise ein und deckt ihn dann zu, Schuhe und Jacke hatten wir ihm unten im Flur schon ausgezogen.
Dieses Bild, wie Julian an Lucas Bett stand und ihn zudeckte, war einfach richtig schön. Luca umarmte den Fußballer nochmal und drehte sich dann um. Er war sofort eingeschlafen.
Ganz langsam und leise kam er aus dem Zimmer und wir gingen wieder nach unten.
"Danke für den schönen Tag, Luca ist wirklich glücklich darüber gewesen." meine ich leise zu Julian, er stand eine Stufe tiefer vor mir an der Treppe. So waren wir fast auf Augenhöhe.
"Der kleine ist richtig toll, wie seine Mutter." sagt er zu mir, seine Stimme wurde dabei aber immer leiser und der letzte Teil war eher ein Flüstern.
Trotzdem hatte ich ihn verstanden und ich spürte sofort wie mir das Blut in die Wangen schoss, das Kribbeln in meinem Bauch war auch sofort da. Ich verstand nicht, wieso Julian so eine Wirkung auf mich hatte.
Was soll ich den bitte darauf antworten?
"Ich weiß ehrlich nicht, was ich jetzt sagen soll." gestehe ich ihm, es bringt ja nichts, einfach nur zu schweigen. Bei Julian hatte ich außerdem das Gefühl, dass ich ehrlich sein konnte. Er lächelte mich an und seine Augen lächelten mit, da er diese blöde Kappe im Auto gelassen hatte, konnte man diese besser sehen. Das Kribbeln in meinem Körper wurde durch dieses Lächeln nur noch mehr.
"Musst du dich auch nicht, wir haben morgen den Tag lang Zeit zum Reden." antwortet er mir sofort und legt dann seine Hand an meinen Arm. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann freue ich mich darauf ihn morgen zu sehen, die Frage ist dann nur, ob er mich nach meiner Geschichte noch immer sehen möchte.
Wir verabschiedeten uns noch, doch ich musste mir eingestehen, dass ich ihn vermisse. Verliebte ich mich etwa in Julian?

A reunion and changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt