~Kapitel 10~

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Seit einer Stunde bin ich total nervös. Wieso? Nun Julian hatte mir geschrieben das er mich um 18 Uhr abholen würde. Er war wieder in Köln und wollte mit mir ins Kino gehen, zusammen mit Kai, Jannis und einem anderen Freund aus Bremen. Das machte mich nervös und auch das ich ihn wiedersehen würde. Kai war nicht das Problem, ihn kannte ich ja, doch sein Bruder machte mir ein wenig Sorgen, Familie war immer komisch.
Jannis wollte wohl auch seine Freundin mitbringen damit ich nicht alleine war. 
Jetzt stand ich also hier, nach einer Dusche, vor meinem Kleiderschrank und überlege mir, was ich nur anziehen sollte. 
Da es noch recht warm draußen war, zog ich mir eine helle Jeans an, die an den Knien endete, darauf noch meine geliebten Turnschuhe und schon war es perfekt, wenn da nicht noch obenrum etwas fehlen würde. Ich konnte ja schlecht halb nackt herausgehen. Im Schrank fand ich ein Oberteil welches ich lange nicht getragen hatte, es war etwas oversitz und rutsche an einer schulter leicht runter. Trotzdem aber gefiel es mir. So würde ich im normalen Alltag auch vor die Türe gehen, dann würde es auch für heute reichen.
Damit das ganze noch etwas schicker aussah, machte ich meine Haare mit dem Lockenstab und ließ sie dann offen über meine Schulter fallen, im Kino ein Pferdeschwanz zu tragen war immer doof.
Sobald ich den Lockenstab auf die Seite legte, klingelte es unten an der Türe, verdammt er war zu früh. Was macht er denn bitte 10min vor der Zeit schon hier?
Die Frage konnte ich mir aber schnell selber beantworten, Stimmen aus dem Garten waren durch mein Fenster zu hören, also ging ich dahin und schaute nach unten. Draußen konnte ich Luca sehen, der mit einem Ball und Julian da stand.
Da der blonde Fußballer mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich sein Outfit betrachten, eine zerrissene Jeans mit einem weißen Hemd und einer Kappe auf dem Kopf. Während er mit Luca Fußball spielt, ertappe ich mich dabei ihn genauer anzuschauen. Julian war so jung und doch überrascht er mich immer wieder, wenn es um Luca geht. War er für ihn früher gekommen?
Luca hingegen war total glücklich, beide lachten und mein kleiner lief in seinen Arm, bei dem Bild kamen mir fast die Tränen, na gut eine verdrückte ich.
Seit ich Mutter war gehen mit mir immer die Emotionen durch.
In dem Moment wo ich mir die Träne aus dem Auge wische krallt sich Julian den kleinen und kitzelt ihn durch, dieser hat natürlich keine Chance und lacht einfach nur. Nun kamen mir wirklich die Tränen und dazu ein wirklich wunderbares Gefühl in den Bauch. Die beiden zu beobachten war einfach schön.

Unten stand meine Tante in der Terrassentüre, um die beiden zu beobachten. Sie spielten mal wieder Fußball und der ältere zeigte meinem Sohn wieder etwas Neues.
"So wie er mit Luca umgeht ist herrlich, man merkt sofort das er noch Brüder hat." fängt sie sofort an zu reden, sobald ich neben ihr stehe.
Hier konnte ich nur zustimmend nicken da sie recht hatte.
"Besser kannst du es nicht treffen, Leandra." meint sie dann noch schnell und verschwindet in die Küche. Manchmal verstehe ich einfach nicht, was sie mit ihren Anspielungen meint.
"Mama." höre ich aber im nächsten Moment mein Sohn rufen, sofort drehe ich mich zu ihm um und dieser läuft zu mir rüber. Während ich Luca auf den Arm nehme und in den Garten rausgehe kann ich den Blick von Julian auf mir spüren.
Tatsächlich schaut er mich an und lächelt, sobald meine Augen seine finden.
"Du bist etwas zu früh." meine ich lächelnd zu Julian, dieser schüttelte belustigt den Kopf.
"Wenn man zu spät da ist macht man was falsch, ist man zu früh da ist das auch falsch. Merk dir Luca immer pünktlich klingeln." wendet er sich grinsend an meinen Sohn, aus einem Reflex boxe ich dem Fußballer leicht in die Seite. Der zuckt überrascht zusammen dabei, grinst aber weiterhin.
"Bring meinem Sohn nicht so ein quatsch bei." gebe ich nun lächelnd von mir, natürlich weiß ich das es nur Unsinn ist.
"Tue ich nicht. Keine Sorge." gibt er mir jetzt als Antwort und schaut dann mir wieder in die Augen, sofort schießt mir das Blut in die Wangen und ich werde leicht Rot.
"Geht ihr jetzt?" fragt mich mein kleiner, der noch aufgeregt war als vorher. Eigentlich dachte ich er wäre traurig, doch davon war nichts zu spüren.
"Ja, wenn ich aus Russland wieder da bin gehen wir in Tierpark. Das hab ich dir versprochen kleiner." meint Julian mit einem Augenzwinkern zu Luca, dieser jubelt laut und das lässt mich lachen.
Das ist mir aber am Ohr zu laut, also lass ich ihn runter.
"Bringt ihr mir Popcorn mit, Mama?" Fragt mich der kleine noch und sofort nicke ich zustimmend. Nochmal hocke ich mich hin und gebe meinem Sohn ein Kuss.
"Bestell Kai, liebe Grüße." gibt Luca an Julian weiter, sobald ich mich von ihm gelöst habe.
Der blonde Fußballer stimmte zu und grinste, dann waschechte er Luca durch die Haare und der kleine steckt dem großen die Zunge raus.
Es ist bewundernswert, wie die beiden miteinander umgehen, doch das Bild der beiden war wirklich schön.
Wieder brachte mich das zum Lächeln.
"Können wir?" fragt mich Julian, sobald er die Aufmerksamkeit von meinem Sohn wieder auf mich lenkt, auch ich schaue ihn an. Seine blauen Augen fesseln mich dabei wieder, ich mag seine Augen verdammt gerne.

Im Auto war es eher ruhig, wir schwiegen und ich hatte noch immer das Bild im Kopf wie die beiden im Garten spielten.
"Alles ok?" höre ich auf einmal Julian fragen, sofort schaue ich zu ihm rüber.
"Klar, mit mir ist alles ok. Ich habe euch vorhin im Garten gesehen bevor ich zu euch kam." erzähle ich ihm und er sieht mich dann sofort an. Gut das wir an einer roten Ampel standen.
"Ich finde es toll wie du mit Luca umgehst, er mag dich." rede ich nun weiter, da er wieder fahren muss, sehe ich nur sein schmunzeln. Vor Julian konnte ich offen sprechen, so hatte ich das Gefühl.
Ich wollte auch das er versteht wie wichtig er für meinen Sohn war, das hatte ich ja selber erst verstehen müssen. Luca würde es schrecklich treffen, wenn er verschwinden würde, das wäre schrecklich.
"Ich mag den kleinen auch sehr gerne. Luca ist toll und erinnert mich an meine Brüder als wir kleiner waren." antwortet mir der blonde Fußballer jetzt, im Licht der Straße konnte ich dieses Lächeln wieder sehen.
Jetzt war ich mir noch sicherer, dass Julian wusste, wie sehr Luca ihn mochte. Dass er ihn an seine Brüder erinnerte war auch schön, er belog weder mich noch Julian.
Doch für den Rest des Abends wollte ich nicht mehr über was Ernstes reden, deswegen frage ich ihn über die Tage bei seiner Familie ein bisschen aus.

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Hier endlich wieder ein neues Kapitel.
Meine Kinder nimmt die Trennung mehr mit als ich dachte, der große weint nachts nur noch und der kleine pennt total unregelmäßig.
So komme auch ich nicht richtig zum Schlafen.
Ich wollte euch eigentlich diese Geschichte viel schneller präsentieren.
Tut mir Leid

A reunion and changeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt