Nun war Julian schon eine weile in Russland, zuerst waren sie ja noch in Dänemark gewesen bevor es losging.
Als sie damals im Mannschaftshotel angekommen waren hatte er mir sogar geschrieben, dabei war es da schon halb 10 am Abend. Wegen der Zeitverschiebung.
~Wir sind gut angekommen. Endlich im Zimmer und im Bett~ hatte er mir geschrieben, ich konnte mir kaum vorstellen wie anstrengend das alles sein muss. Damit er schlafen konnte hatte ich ihm nur schnell eine Gute Nacht gewünscht.
Ich wusste von ihm das sie nicht im Hotel bleiben würde, sie zogen wegen der Spiele immer wieder um. Wahnsinn, wenn man mich fragt und ich bewundere die Jungs dafür, dass sie das alles so mitmachen. Wenn sie das letzte Gruppenspiel gut absolvieren würden, dann blieben sie in ihrem Hotel. So hatte Julian es mir zumindest erklärt.
Dann gab es da noch ein Telefonat, da waren sie gerade Gruppensieger geworden und er hatte mich angerufen, sobald er im Hotel war. Nur damit er mit mir Telefonieren konnte war er in sein Zimmer gegangen.„Hey du" begrüßte ich ihn als ich an mein Telefon ging.
„Hey" antwortete er leise, an seiner Stimme konnte ich hören wie müde er doch war.
„Wie ist das Hotel leben?" habe ich ihn dann gefragt und mich auf mein eigenes Bett gesetzt. Natürlich hatten wir das Spiel gesehen.
„Wenn dieses dauernde rein und raus nicht wäre dann echt toll. Jetzt aber können wir ja bleiben" antwortet er nun auf meine Frage. Immer wieder hatte er in Nachrichten erwähnt, wie anstrengend das alles ist. Trotzdem aber war er stolz für sein Land auflaufen zu können, da nahm er das alles sehr gerne in Kauf.
„Das glaube ich dir gerne. Jetzt hast du ja ein paar Tage ruhe" stimme ich ihm deswegen zu.
So redeten wir einfach noch etwas weiter, er erzählte mir von einem Telefonat mit seinen Eltern und seinen Brüdern, dass sie ihm natürlich fehlen und das war verständlich.
Wenn er sonst in Köln war, konnte er sie besuchen, doch Russland war eine ganze Ecke weiter weg.Unser Gespräch ging fast 2 Stunden und irgendwann war er am Telefon eingeschlafen, was ich aber erst merkte als er nicht mehr antwortet. Er wollte etwas von Luca wissen und war währenddessen wohl weggenickt. Ich legte auf und schrieb ihm noch eine Nachricht, dass er sich erst einmal ausruhen sollte. Wir könnten immer noch reden.
Am nächsten Tag war sofort eine Nachricht gekommen und er hatte sich dafür entschuldigt, dass er eingeschlafen war, nur mit mehrmaligem versichern, dass es ok ist gab er auf. Für mich war das nicht schlimm, ich war froh, dass er bei so etwas entspannen und einschlafen konnte.
Julian hatte stundenlang Training, Interviews und andere Termine, da war es verständlich, dass er einschlief. Immerhin standen die Spieler alle unter hohem Druck.
Das kam ich in einer anderen Nacht zu spüren, als zur deutschen Zeit um 23 Uhr mein Handy klingelte. Natürlich wieder Julian der anrief.„Solltest du nicht schlafen?" hatte ich beim Abheben des Anrufs sofort gesagt. Morgen würde sie das Halbfinale spielen und ich bin mir sicher, er braucht davor Ruhe.
2Ich kann nicht. Ich bin so nervös vor morgen, das glaubst du mir nicht." höre ich Julian sagen, an seiner Stimme kann ich hören wie aufgeregt er ist. Langsam setzte ich mich im Bett auf, achtsam da Luca neben mir liegt.
"Wenn du morgen aber müde zum Spiel, erscheinst, bringt dir und den anderen das aber nichts." versuche ich ihn leise zu beruhigen, im Hintergrund konnte ich hören, wie etwas klickte. Vielleicht ein Lichtschalter.
"Das weiß ich auch." murmelte er leise, wieder raschelte etwas. Vermutlich legt er sich gerade in sein Bett."Mach dir nicht so einen Druck, Julian. Man hätte dich nicht mitgenommen, wenn du kein guter Spieler wärst. Denk nicht darüber nach, dann kannst du auch schlafen." versuche ich es weiter, rede leise auf ihn ein und ich hoffe das ihm das hilft.
"Vielleicht." sagt er dann und wieder klickt etwas, vermutlich die Nachttischlampe. Er hatte mir ein Bild von seinem Zimmer geschickt und so wusste ich das dort eine Lampe steht, die er auch immer an hatte, wenn er im Bett lag bevor er schlief."Wenn du noch nicht schlafen kannst dann erzähl mir etwas, vielleicht hilft es dir so dich abzulenken." frage ich ihn und schaue zu meinem Sohn, dieser war erst vor einer Stunde zu mir ins Bett gekommen, weil er einen Albtraum hatte. Nur deswegen war ich auch wach gewesen, ich konnte nicht mehr direkt einschlafen.
"Magst du mir nicht lieber etwas von dir erzählen? Was macht dein Abi und wie geht es Luca?" kommt nun seine Gegenfrage. Diese lässt mich direkt lächeln, immer fragt er nach meinem Sohn und das finde ich persönlich einfach toll.
"Mein Abi läuft sehr gut, keine Probleme bis jetzt. Ich warte nur noch auf die Ergebnisse und auf die mündliche Prüfung." fange ich dann also zu erzählen an, er unterbricht mich auch nicht und ich höre nur seinen atmen.
"Luca geht es auch gut. Er liegt hier neben mir, weil er eben einen Albtraum hatte, doch er schläft nun wieder tief und fest." rede ich weiter und ergänze, dass der kleine schläft damit Julian sich nicht noch deswegen ein schlechtes Gewissen macht.
"Na wenigstens habe ich ihn nicht geweckt, das hätte ich nicht gewollt." kommt es sofort, das lässt mich wieder lächeln, da ich so etwas geahnt hatte.
"Schlaf einfach Julian, das wird dir guttun. Wir werden uns das Spiel morgen anschauen und drücken euch fest die Daumen." sage ich zu ihm und hoffe einfach das er nun ein bisschen entspannter ist und schlafen kann.
"Danke Lea, du hast ja recht. Bitte grüß den kleinen morgen." sagt er noch und wir verabschieden uns. Mit einem lächeln lege ich mich wieder hin und nehme meinen Sohn in den Arm. Trotzdem aber bleibt Julian die Nacht über in meinem Kopf.Über jeden Anruf von Julian freute ich mich, das konnte ich nicht mehr verleugnen. Wenn ich seine Stimme höre, kribbelt es in meinem Bauch.
Es war schon so weit, dass ich ihm bei Instagram folge und mir dort seine neuen Bilder anschaute, manchmal erwischte mich meine Tante dabei wie ich mir Bilder viel zu lange anschaute. Einmal nur hatte sie dazu was gesagt."Dir gefällt Julian, oder?" fragt mich meine Tante und setzte sich auf dem Sofa neben mich. Auf meinem Handy war sein Instagram Kanal geöffnet mit einem Foto, dort lächelte er. Dieses Bild hatte ich wirklich viel zu lange angeschaut. Doch ich konnte ich frage weder mit einem klaren Ja beantworten noch mit einem Nein.
Doch ein Nein war es definitiv nicht.Mit meinen Gedanken hatte sie mich dann alleine gelassen. Es war schon merkwürdig, seit dem ersten Date hatten wir viel Kontakt. Seit er in Bremen bei seiner Familie war, eigentlich sogar täglich. Julian war langsam aber sicher jemand für mich der einfach zu meinem Leben dazu zählte, egal ob Fußballer oder nicht. Langsam aber sicher wusste ich auch, dass ich ihm von meiner Vergangenheit alles erzählen wollte.
Sollte er dann noch mit mir etwas zu tun haben wollen, und mit Luca, dann könnte ich diese Frage vielleicht beantworten. Vorher wollte ich es mir einfach nicht erlauben.
Mein Sohn mochte Julian, das stand klar fest und war vielleicht auch zu milde ausgedrückt. Mein Onkel hatte es mal vergöttern genannt, doch das fand ich zu stark. Vielleicht aber ging es in diese Richtung.
Doch waren auch bei mir Gefühle für den blonden Fußballer vorhanden? Richtig zuordnen konnte ich es nicht.
Wenn ich Julian sah, egal ob richtig oder auf einem Foto, oder nur seine Stimme höre kribbelt es überall in meinem Bauch. Seine blauen Augen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt und ich sah sie immer wieder vor mir. Die Schmetterlinge in meinem Bauch konnte ich nicht mehr abstreiten, doch für meinen Sohn musste ich erst alles klarstellen.
Hatte ich mich wirklich in Julian verliebt? Übers Telefonieren und schreiben? Vielleicht sollte ich meiner Tante wirklich glauben. Doch mir machte das Gefühl gleichzeitig auch Angst.
Meine Tante freute sich natürlich und mich überkam da eher die Angst und Zweifel, aus einem sehr guten Grund. Ich bin in solchen Dingen total unerfahren, was auch seine Gründe hat. Alles hängt mit meiner Vergangenheit zusammen, diese würde auch bei Julian und mir entscheiden wie es weitergehen würde.
Doch eins konnte ich mit großer Gewissheit sagen. Ich freue mich darauf ihn wiederzusehen, sehr sogar.____________________________________
Hier nun schon das nächste Kapitel.
Ist eher so ein zwischen Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch aber trotzdem.
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A reunion and change
RomanceLea und Julian haben sich im Januar 2014 einmal getroffen, diese Begegnung soll aber nicht die letzte sein. Sie sehen sich ein paar Jahre später wieder. Das Leben der beiden hat sich verändert und die Frage ist, ob Julian in dem Leben von Lea einen...