𝐁𝐄𝐋𝐎𝐕𝐄𝐃 𝐑𝐈𝐒𝐊 - 𝐜𝐡𝐫𝐢𝐬 𝐞𝐯𝐚𝐧𝐬

𝟏𝟖 | 𝚝𝚊𝚔𝚒𝚗𝚐 𝚊 𝚛𝚒𝚜𝚔 𝚝𝚘𝚐𝚎𝚝𝚑𝚎𝚛

Carina sitzt in ihrer Küche. Die Kaffeemaschine hat sich bereits wieder von alleine ausgeschaltet. Sie war viel zu früh dran, weil sie einfach unfassbar nervös ist. Gleich wird Chris hier auftauchen und sie wird ihm von ihren Ängsten erzählen. Und von ihren Gefühlen für ihn...

Francine hat die Kinder genommen und ist mit ihnen in den Zoo gefahren. Sie ist mit Carinas Auto unterwegs, wegen der Kindersitze und weil sie ihr Auto vor einigen Monaten verkauft hatte. Sie hatte es nur zum Einkaufen genutzt, aber da Carina und Fran sich sowieso meistens gegenseitig Lebensmittel mitbrachten, beziehungsweise füreinander einkaufen gingen, hat Carina entschieden ihr Auto quasi mit ihrer Nachbarin zu teilen.

Sie findet, dass es das Mindeste ist, so sehr wie Francine sie unterstützt und ihr beisteht. Mal wieder schaut Carina auf die filigrane Uhr an ihrem Handgelenk - ein Geschenk ihrer kleinen Schwester. Auch wenn Joan selbst niemals eine solch schlichte Uhr anziehen, geschweige denn kaufen, würde, hatte sie sich überwunden eine für Carina zu kaufen.

Sie sagte aber, dass sie sich unheimlich überwinden musste in einen so konservativen Laden zu gehen. Gott sei Dank hatte sie ihren Ärger und diese furchtbare Erfahrung vergessen, als sie von Carina Konzertkarten für ihre liebste Punk-Rock Band bekam.

Die Schwestern sind so unterschiedlich wie es nur sein kann, und dennoch würde jede von ihnen sofort und ohne zu zögern ihr Leben für die Andere geben.

Immer noch fast zehn Minuten bis Chris hier auftauchen würde. Um nicht einfach weiter unnütz rumzusitzen, steht Carina auf und macht die Kaffeemaschine wieder an. Das Gerät schaltet sich nach zehn Minuten ohne Nutzung von selber wieder ab. An diesem Morgen hatte sie sich schon vier Mal alleine ausgeschaltet...

Das vertraute Brummen, als der Kaffeevollautomat zum Leben erwacht, beruhigt die nervöse Frau ein bisschen, aber nur kurzzeitig. Um sich abzulenken, will sie die Spülmaschine ausräumen, aber als sie sie öffnet, fällt ihr auf, dass sie das bereits vor einer halben Stunde erledigt hatte...

Nervös trommelt sie auf der Arbeitsplatte über der Spülmaschine rum, als Betty unruhig wird und es an der Haustür klingelt. Er ist da.

Carinas Herzschlag verdoppelt sich, plötzlich bekommt sie Panik. Was wenn er ihr nicht verzeihen will? Oder wenn er sie wegen ihrer Ängste für bescheuert hält und sie nie wieder sehen will? Nein, versucht sie sich auf dem kurzen Weg zur Tür zu beruhigen, es ist immer noch Chris und er würde ihr sowas niemals antun! Sie öffnet die Tür.

Stumm stehen Chris und Carina sich gegenüber. Sie schauen einander in die Augen, versuchen darin zu erkennen, wie dieses Treffen enden würde, aber alles was sie sehen sind Unsicherheit und Angst, aber auch die bekannte Wärme und Erleichterung den anderen zu sehen.

Ohne ein Wort zu sagen, springt Carina die zwei kleinen Stufen ihrer Haustür runter, direkt an seine Brust, die sie mit ihren Armen umschlingt. Ihr Gesicht drückt sie in das hellblaue Shirt, das sich um seine Muskeln spannt, als er die Umarmung erleichtert erwidert.

Minutenlang stehen sie da und umarmen sich, genießen es, den jeweils anderen endlich wiederzusehen, auch wenn noch nichts zwischen ihnen geklärt ist. Sie hatten sich mehr vermisst als sie gedacht hatten.

Erst als Betty ihre kalte Schnauze gegen Chris' Hand drückt, die auf Carinas unteren Rücken liegt, lösen sie sich aus der innigen Umarmung. »Hey, Betty. Wirst du etwa eifersüchtig?«, schmunzelt er und beugt sich nach vorne um die hechelnde Hündin zwischen den Ohren zu kraulen.

Dann sieht er Carina von unten herauf an und folgt ihr ins Haus, als sie leicht lächelnd in die Küche geht. Plötzlich ist die Nervosität wieder da, die Angst, den anderen zu verlieren.