KAPITEL 7

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Ashley

Als ich zum Ende meiner Schicht das Starlight's verließ, war mein Schädel kurz vorm Platzen, sodass ich mir mittlerweile ziemlich sicher war, dass der verdammte Karton mir mehr als nur einen blauen Fleck verpasst hatte. Stöhnend strich ich mir eine orangefarbene Haarsträhne aus dem Gesicht und entfernte mich langsam vom Club, der um zwei Uhr nachts noch immer gut besucht war. Immer wieder musste ich irgendwelchen laut lachenden und angeheiterten Grüppchen ausweichen, die in Richtung des Eingangs liefen. Ich war wirklich froh, dass Killian dazu gestoßen war und ich nun endlich meinen Heimweg antreten konnte. Noch eine Sekunde länger und ich wäre vermutlich an die Decke gegangen. Das Bewusstsein, dass meine ehemaligen Freunde ebenfalls im Starlight's waren, und das Aufeinandertreffen mit dem verfluchten Sunny Boy hatten mich die ganze Zeit über vollkommen von meiner Arbeit abgelenkt. Ich hatte zwar weder Chase noch die anderen ein weiteres Mal gesehen, dennoch war ich stets vorsichtig durch die Gegend gehuscht und hatte mich nirgendswo länger aufgehalten als nötig. Ich hasste mich dafür, dass ich mich diesbezüglich so unfassbar kindisch benahm, aber es ging einfach nicht anders. Denn ich war weder bereit dazu noch wollte ich ihnen begegnen. Livs trauriges und von Tränen überströmtes Gesicht, als ich ihr offenbart hatte, dass ich aus unserer gemeinsamen WG ausziehen würde und sie eine Weile nicht mehr sehen könnte, verfolgte mich bis heute, obwohl dieser Tag mehr als sieben Monate zurücklag.

Ich schüttelte die Erinnerung an jenen Tag ab und konzentrierte mich stattdessen auf den Weg, bis ich plötzlich ein schwarzes Auto wahrnahm, das sich mir von der Seite näherte und immer langsamer wurde. Mein Herz legte unwillkürlich einen Zahn zu, und ich sah mich bereits um die nächste Ecke verschwinden. Doch der Gedanke, dass Jenkins oder einer seiner treudoofen Handlanger hinter dem Steuer saßen, ließ mein Körper starr werden. Ohne es verhindern zu können, blieb ich stehen und bemerkte nur aus dem Augenwinkel, wie das Auto neben mir stehen blieb und die Scheibe langsam heruntergefahren wurde. Ich biss die Zähne zusammen und drehte langsam den Kopf. In der Sekunde, in der mir bewusst wurde, dass es sich bei dem schwarzen Auto um einen Range Rover handelte, den ich dank der Delle in der Beifahrertür sofort einem Gesicht zu ordnen konnte, fiel mir unwillkürlich ein riesengroßer Stein vom Herzen. Das hieß zwar nicht, dass ich mich mehr freute, allerdings war jeder andere Person immer noch besser als Jenkins oder seine Leute. Wie von alleine entspannte sich mein Körper und ich merkte, wie meine voreilige Panik sich in Genervtheit verwandelte, als mich aus dem Inneren des Wagens blaugrüne, mir sehr bekannte Augen anfunkelten. Scheinbar war der Scheißtag noch lange nicht vorbei. »Was willst du, Wood? Habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?«, fauchte ich genervt.

Chase strich sich durch seine wirren Haare, die ihm nun offen auf die Schultern fielen. Er sah fertig aus, was vermutlich kein Wunder war, wenn er die letzten Stunden im Starlight's verbracht hatte. »Steig ein. Ich fahre dich nach Hause. Du solltest so spät nicht mehr alleine in dieser Gegend unterwegs sein«, überging er meine Worte, während mir die Kinnlade herunterklappte.

Fassungslos blinzelte ich ihn an, bis ich meine Sprache wiederfand und Wut meinen Bauch flutete. »Ich werde ganz sicher nicht in dein verdammtes Auto steigen, wenn du die halbe Nacht über im Club warst und etwas getrunken hast! Spinnst du? Da kann ich auch gleich von der nächsten Brücke springen.« Ich funkelte ihn wütend an. »Du solltest nicht einmal mehr hinterm Steuer sitzen! Abgesehen davon komme ich gut alleine klar.«

»Hältst du mich wirklich für so verantwortungslos, dass ich mich betrunken hinters Steuer setzte?« Sichtlich verletzt presste er die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Fuck! Ich würde nicht hier sitzen, wenn ich getrunken hätte. Ich habe verdammt noch mal keine Todessehnsucht!«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück, sodass unser Augenkontakt unterbrochen wurde. Es war nicht ganz fair von mir gewesen, ihm so etwas an den Kopf zu werfen, wo ich genau wusste, dass Chase vieles, aber garantiert nicht unvernünftig und verantwortungslos war. Aber er hatte nicht das Recht, mich nach Hause fahren zu wollen. Er sollte sich nicht einmal für mich interessieren. »Ich werde nicht in dein Auto steigen!«, wiederholte ich und wagte es wieder, ihm in die Augen zu sehen.

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt