Tanner
Kaum hatte ich Silverhaven verlassen, begann mein Handy zu klingeln. Verwundert runzelte ich die Stirn und drehte das Radio leiser, ehe ich das Handy umständlich aus der Tasche meiner dunkelblauen Anzughose fummelte. Hatte Sam sich doch umentschieden und wollte mich zu meinem Termin begleiten? Ein Blick auf das Display reichte jedoch, um mir diese Frage zu beantworten. Es war nicht mein Mann war, der mich anrief. Stattdessen leuchtete mir eine unbekannte Nummer entgegen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dennoch entschied ich mich dazu, den Anruf nicht zu ignorieren, und verband das Handy mit der Freisprechanlage meines SUVs. »Tanner Collins am Apparat«, sagte ich, sobald ich den Anruf angenommen hatte.
Sofort erklang am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme, die aufgebracht und dünn wirkte, als hätte die dazugehörige Person noch Sekunden zuvor geweint. »Tanner, hier ist Olivia Parker, eine Freundin von Chase.«
Ich runzelte verwundert die Stirn, konzentrierte mich aber weiterhin auf die Straße vor mir. »Olivia?« Ich erinnerte mich an sie. Sie gehörte zu Chases engsten Freunden und musste die Tochter von Jonah Parker, der das Gestüt Silverlake führte, sein. Immerhin gab es nicht viele Parkers in Silverhaven. Allerdings erklärte nichts davon, warum sie mich anrief. »Was kann ich für dich tun? Ist...alles in Ordnung mit dir?« Der aufgebrachte Klang ihrer Stimme ließ eine Alarmglocke in mir schrillen. Ich hatte so im Gefühl, dass mir die nächsten Worte nicht gefallen würden.
»Mit...mit mir ist alles in Ordnung. Deswegen rufe ich nicht an. Es...geht um Chase.«
Meine Hände umklammerten das Lenkrad. »Was ist mit Chase?«, presste ich hervor, während mein Herz unweigerlich schneller schlug.
»Er...Es gab einen Unfall, Tanner.«
In einer ruckartigen Bewegung trat ich auf die Bremse, sodass mein Wagen mit einer Vollbremsung und quietschenden Reifen mitten auf der Straße zum Stehen kam. Ich hörte jemanden hinter mir hupen, dann erklang ein lautes Fluchen und jemand zog mit seinem Wagen an mir vorbei. Doch all dem schenkte ich keine Beachtung. Es war mir scheißegal. Da war nur das schnelle Schlagen meines Herzens und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren, während die Worte in meinem Kopf widerhallten. Das konnte nicht sein. Es konnte nicht wahr sein. »Was ist passiert? Zur Hölle, du...du musst mir ganz genau sagen, was passiert ist, Olivia«, stieß ich schließlich hervor, mir vollkommen bewusst, wie aufgebracht ich klang.
»Er wurde von einem fahrenden Auto erwischt.« Verdammte Scheiße. »Wir haben uns in einem Café bei der Uni getroffen und sind dann zusammen zurückgelaufen. Irgendwann habe ich Chase Leyka abgenommen und wir sind in die Lake Street eingebogen. Da...da ist ein Zebrastreifen, den wir überqueren wollten. Chase ist vorgegangen, aber ich...musste noch kurz warten, weil Leyka...« Sie stockte, ihre Stimme brach. »Chase hat sich zu mir umgedreht und wollte mir irgendetwas sagen, aber dazu kam es nicht mehr. Ich konnte nur noch seinen Namen rufen und ihn warnen. Aber ich war...war zu spät. Der Rolls Royce hat ihn erwischt und Chase einige Meter durch die Luft geschleudert. Ich...ich dachte erst, er würde anhalten und helfen, aber der Wagen ist einfach weitergefahren, als...wäre nichts passiert. Ich bin sofort zu Chase gelaufen, aber er...Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Rettungswagen zu rufen.«
Olivia klang vollkommen aufgelöst, während in mir Wut und Angst miteinander rangen. »Wo ist er jetzt? Und wie geht es ihm?«
»Der Rettungswagen hat ihn ins Silverhaven Hospital gebracht, wo er mittlerweile schon angekommen sein müsste. Ich...ich wollte mit ihnen fahren, aber...Leyka. Es ging nicht. Ich...ich habe keine Ahnung, w-wie es ihm geht. Ich...es tut mir leid«, sagte sie mit zitternder Stimme. Das arme Mädchen war vollkommen aufgelöst.
Ich atmete tief durch und versuchte, mich zusammenzureißen. Für Olivia und vor allem für Chase. »Ist schon gut, Olivia. Du kannst nichts dafür. Die Hauptsache ist, dass es dir gut geht und du nicht auch verletzt wurdest. Wo bist du jetzt?«
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BREAK THROUGH THE WALLS
Romance»Ich schwor mir, mein Herz zu schützen, auch wenn das hieß, mich niemals zu verlieben und für immer auf mich alleine gestellt zu sein.« Sechs Jahre ist es her, dass Ashleys Leben sich für immer veränderte, als ihr Vater ohne ein Wort die Familie ver...