KAPITEL 12

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Chase

Eine Stunde saß ich nun schon mit Liv auf meiner Couch und musste mit ansehen, wie meine beste Freundin krampfhaft versuchte, sich auf den Film zu konzentrieren, während ihre Gedanken überall zu sein schienen, nur nicht hier. Anfangs war es mir noch nicht besonders aufgefallen, aber als Liv immer öfter nicht mitbekommen hatte, wenn ich sie angesprochen hatte, oder im Film etwas passiert war, das normalerweise diverse Emotionen bei ihr hervorgerufen hätte, war ich misstrauisch geworden. Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass Liv mir etwas verschwieg. Aber ich wollte wirklich nicht länger mit ansehen, wie sie nur mir zuliebe versuchte, sich auf den Film zu konzentrieren, obwohl ihr ganz offensichtlich nicht danach war. Also griff ich nach der Fernbedienung, um den Film auf Pause zu machen, bevor ich mir zurück in die Kissen fallen ließ und mich so drehte, dass ich Liv anschauen konnte. Sie hatte ihre Knie angezogen und umklammerte diese mit ihren Armen, während ihr Gesichtsausdruck irgendwie...gequält wirkte. »Was ist los, Liv? Du sitzt seit einer Stunde hier, hast kein Wort gesagt und fast nichts vom Film mitbekommen, was ganz sicher nicht daran liegen kann, dass Tom Holland als Spiderman dich langweilt. Du liebst Tom Holland!« Ich ließ meinen Blick besorgt über sie gleiten. »Du kannst mit mir reden, Parker, das weißt du doch. Auch wenn es noch so blöde Sachen sind, ich höre dir zu. Sag mir, was los ist, bevor ich noch vor Sorge platze.«

Liv sah mich noch immer nicht an, was ein weiteres Signal dafür war, das etwas nicht stimmte. »Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich...einfach nur müde bin?« Mir entging der leise hoffungsvolle Unterton in ihrer Stimme nicht und wie ihr Gesichtsausdruck von Sekunde zu Sekunde ein wenig gequälter wirkte.

»Was Hyperaktivität angeht, wirst du zwar nie Ever schlagen, aber es reicht soweit, dass ich dir nicht glaube, dass du nur müde bist, Parker. Das wäre fast so, als würde Newton behaupten, Ever nerve ihn. Wir wissen beide, dass er sie in Wirklichkeit abgöttisch liebt, selbst ihre nervige Seite.«

Liv seufzte resigniert und legte ihr Kinn auf ihren Knien ab. »Ich schätze, ich muss wohl noch ein wenig an meinem Pokerface arbeiten.«

»Später. Jetzt kannst du mir erst mal erzählen, was los ist. So niedergeschlagen habe ich dich das letzte Mal erlebt, als—« Ich stockte, als mich eine Erkenntnis traf. »Es geht um Ashley, oder?«

Livs zögerliches, aber eindeutiges Nicken ließ mein Herz schneller schlagen. »Du kennst mich einfach zu gut«, flüsterte sie, weil sie ihrer Stimme nicht zu trauen schien.

Ich rückte näher zu ihr und sah sie an. »Ist etwas mit Ashley passiert? Hast du von ihr gehört oder sie gesehen? Geht es ihr gut?« Liv wusste nichts von meiner Begegnung mit Ashley vor ein paar Wochen im Starlight's und dass ich sie seitdem immer öfter sah, und das musste auch so bleiben, auch wenn ich es hasste, ihr etwas zu verschweigen.

»Ich—« Liv schüttelte den Kopf und wirkte hin und her gerissen, als wusste sie nicht, ob sie mir davon erzählen sollte, weil sie Angst hatte, mich zu verletzen oder traurig zu machen. Denn sie kannte meine Gefühle für Ashley, und ich bewunderte es immer wieder, dass sie so rücksichtsvoll war, aber ich wollte nicht, dass sie das Gefühl bekam, mir nicht alles erzählen zu können. Also legte ich ihr eine Hand auf den Arm und lächelte sie ermutigend an. Sie sah mich mit vor Tränen schimmernden Augen an, ehe sie sagte: »Luc und ich haben sie gesehen, nur kurz, aber...aber sie war es.«

Ich schluckte hart. »Wann?«

»An dem Tag, an dem Luc und ich morgens in dem Café frühstücken waren, in dem seine Schwester Phoebe arbeitet.«

Das war gut zwei Wochen her. Warum erfuhr ich erst jetzt davon? Ich entschied mich, Liv nicht danach zu fragen. Es war irrelevant, denn hier ging es um sie, nicht um mich. »Verdammt, hast...hast du mit ihr geredet?«

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt