Chase
Es schien Wochen her zu sein, dass ich Ashley zu ihrer Wohnung gefahren hatte, als ich am letzten Juliwochenende meinen Range Rover auf der breiten Auffahrt der weißen Villa meiner Eltern in Beverly Hills parkte, auf der bereits Blakes teurer, grauer Porsche stand. Obwohl ich hier aufgewachsen war und das Wohnviertel in- und auswendig kannte, fühlte ich mich jedes Mal wie ein Eindringling, der nicht in die luxuriöse, eingebildete und arschkriecherische Welt von Beverly Hills passte. Hier reihte sich eine verdammte Villa an die nächste, während jeder irgendein teures Auto zu haben schien und in Geld schwamm, als wäre es Wasser. Und natürlich waren meine Eltern und Blake genau ein Teil dieser Welt, die ich seit meinen frühen Teenagerjahren verabscheute. Nach außen hin wirkten Robert und Kathleen Wood geradezu perfekt und unfehlbar, doch ich wusste genau, dass sie all dies nicht waren, was ihre Scheinheiligkeit nur noch schlimmer machte. Und Blake war auf dem besten Weg dahin, genauso wie unsere Eltern zu werden, obwohl er wenigstens noch ein klitzekleines bisschen Rückgrat zu haben schien. Serena war da anders, aber genauso wie ich in ihrem Alter hatte sie keine andere Wahl, als ein Teil dieser Welt zu sein und Moms und Dads Launen zu ertragen. Es gab viele Gründe, warum ich nach meinem Highschoolabschluss nicht hier geblieben und studiert hatte, sondern für mein Studium nach Silverhaven gegangen war. Denn hier hatte ich schon lange nicht mehr vernünftig atmen können. Nicht mit Dad, Mom und Blake, die mir bei jedem verdammten Schritt im Nacken saßen.
»Auf ins Verderben«, murmelte ich mir selbst zu und stieg endlich aus. Ausgerechnet heute schien es einer der heißesten Tage des Sommers zu sein. Die Sonne knallte mit einer Intensität auf mein schwarzes Button-Down Hemd, die mich wünschen ließ, ich hätte mich nicht in dieses verfluchte Ding gequetscht. Die lange, dunkelblaue Jeans machte das Ganze nicht gerade besser, aber ich war froh, wenigstens meine Haare im Nacken zusammengebunden zu haben. Ich schloss mein Auto ab und lief den penibel gepflegten Steinweg, für dessen Sauberkeit garantiert nicht meine Mutter, sondern ein Gärtner verantwortlich war, bis zu der imposanten Eingangstür entlang. Ich machte mir schon lange keine Mühe mehr, dem Haus oder der Umgebung meine Aufmerksamkeit zu schenken. Denn seit Jahren sah alles gleich luxuriös aus. Das wandelnde Klischee einer reichen Familie. Vor der Eingangstür blieb ich stehen und drückte auf die Klingel, auf der in geschwungenen Lettern unser Familienname stand. Und ja, ich besaß tatsächlich keinen Schlüssel für das Haus, in dem ich aufgewachsen war. Aber so war das bei den Woods. Wen Robert Wood nicht ungebeten in seinem Haus haben wollte, der kam dort auch nicht rein. Das lernte man ziemlich schnell, wenn man Teil dieser Familie war.
Schon wenige Sekunden später wurde die Haustür geöffnet, bevor mich der Anblick der Haushälterin meiner Eltern unwillkürlich lächeln ließ. Die gut gebaute, runzelige und grau haarige Frau, die mich herzlich anlächelte, arbeitete seit vielen Jahren für meine Eltern und hatte mir das ein oder andere Mal als Kind das Leben gerettet mit ihrem erstklassigen Schokoladenkuchen und ihren Geschichten von Gott und der Welt. Martha war fast siebzig und doch hatte sie es sich nicht nehmen lassen, weiter bei unserer Familie zu bleiben. Diese Frau war mir mehr eine Mutter gewesen, als Kathleen Wood es je könnte. »Chase, mein guter Junge«, sagte Martha mit ihrer immer leicht rauchigen Stimme, ehe sie mich in eine Bärenumarmung zog und ihr vertrautes Rosenparfüm mir ein Stück meiner Kindheit zurückbrachte. »Es tut gut, dich zu sehen. Dein letzter Besuch ist schon wieder viel zu lange her.« Sie löste sich von mir und zog mich ins Haus, um die Tür hinter uns zu schließen, ehe sie mich mit einem weiteren Lächeln bedachte, bei dem sich kleine Fältchen um ihren Mund bildeten.
»Ich freue mich auch sehr, Sie zu sehen, Martha«, erwiderte ich. »Sie haben mir die letzten Wochen doch ein wenig gefehlt. Es macht sich bemerkbar, wenn man nicht jeden Tag so ein gutes Essen bekommt.«
Martha stützte die Hände in ihre wohlgenährten Hüften und schüttelte tadelnd den Kopf. »Die Jugend von heute, unmöglich. Ihr jungen Leute ernährt euch viel zu viel von diesem ganzen ungesunden Junk-Food.« Sie musterte mich mütterlich. »Kein Wunder, dass du so dünn bist, mein Junge. Dir fehlt die richtige Ernährung.«
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BREAK THROUGH THE WALLS
Romance»Ich schwor mir, mein Herz zu schützen, auch wenn das hieß, mich niemals zu verlieben und für immer auf mich alleine gestellt zu sein.« Sechs Jahre ist es her, dass Ashleys Leben sich für immer veränderte, als ihr Vater ohne ein Wort die Familie ver...