KAPITEL 35

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Chase

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, rechnete ich schon fast damit, dass ich wieder alleine sein würde. Doch zu meiner Überraschung lag Ashleys Körper noch immer direkt neben meinem, während ihr Kopf auf meiner Brust ruhte und ihre Augen geschlossen waren. Ich war froh, dass sie nicht mehr zitterte wie gestern Abend, als ich von der Baustelle zurückgekehrt war und sie vor meiner Tür vorgefunden hatte. Auch ihre Stirn fühlte sich nicht mehr so heiß an, also schien es ihr körperlich, gottseidank, besser zu gehen. Sofort viel mir ein Stein vom Herzen. Ich hatte lange nicht mehr so viel Angst verspürt wie gestern, als ich sie halb bewusstlos vor meiner Tür sitzen sehen hatte. Erleichtert ließ ich meine Hand in ihren Nacken gleiten und streichelte sie gedankenverloren. Neben ihr aufzuwachen war ein unbeschreibliches Gefühl. Noch schöner war es jedoch, als Ash sich zu bewegen begann und schließlich ihre Augen aufschlug und mich ansah. »Hey«, flüsterte ich und konnte nicht anders, als sie zu küssen. Dass wir beide noch keine Zähne geputzt hatten, war mir dabei vollkommen egal. Ich wollte sie einfach nur küssen und mir versichern, dass es ihr gut ging.

Als wir uns wieder voneinander lösten, wirkte der Ausdruck in ihren Augen leicht benebelt. »Hi«, erwiderte sie schließlich krächzend und rollte sich zur Seite, sodass sie neben mir lag, anstatt halb auf mir, was mich zugegebenermaßen ein wenig traurig machte. Ich liebte es, wenn sie mich als Kissen benutzte. Nun aber lag Ashley neben mir, hatte ihren Kopf in ihre Hand gestützt und blickte mich aus verschlafenen Augen an. »Es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich wollte nicht einfach so vor deiner Tür auftauchen und da wie ein gruseliger Stalker sitzenbleiben und einschlafen. Ich habe total vergessen, dass du gestern den ganzen Tag auf der Baustelle mit deinem Kurs unterwegs bist, sonst wäre ich nicht hergekommen.«

Sofort schüttelte ich den Kopf. »Entschuldige dich nicht dafür, Ash. Es ging dir offensichtlich nicht gut und du bist zu mir gekommen, weil du jemanden brauchtest. Da gibt es nichts, wofür man sich entschuldigen könnte. Wenn sich hier einer entschuldigen muss, dann bin das ich. Ich hätte dich im Starlights nicht so angehen dürfen, sondern akzeptieren müssen, dass du es Liv nicht sagen möchtest. Deswegen tut es mir leid. Ich werde warten, bis du soweit bist und dich nicht zu etwas drängen, das du nicht willst.« Ich hatte keine Ahnung, ob sie meine Worte gestern Abend gehört hatte, deswegen entschuldigte ich mich noch einmal.

Jetzt lächelte Ashley, auch wenn es nur ein kleines, vorsichtiges Lächeln war. »Mach dir darüber keine Gedanken mehr, Wood. Das ist längst vergessen. Wir haben uns beide nicht richtig verhalten. Aber es bedeutet mir viel, dass du dich dennoch entschuldigst. Danke.«

Dieses Mal küsste sie mich. »Ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Ich hasse es, mich mit dir zu streiten, Kitten«, flüsterte ich danach.

»Ich auch, Chase. Ich auch, glaub mir.« Wir küssten uns erneut und es vergingen einige Minuten, in denen wir nichts anderes taten. Bis ich den Kuss unterbrach und Ashleys Blicke suchte, der fragend auf mir lag. »Was ist gestern bei dir passiert? Du sahst schrecklich aus, als ich dich vor meiner Tür gefunden habe, und hast mir einen großen Schrecken eingejagt. Kannst du dich überhaupt noch an etwas erinnern, das gestern Abend passiert ist?«

Mit diesen Worten wich der glückselige, entspannte Ausdruck aus ihrem Gesicht und machte etwas Härterem, Kälteren Platz, das meine Alarmglocken sofort schrillen ließ. Einige Sekunden lang schwieg Ash, schien zu zögern, dann: »Es ist alles verschwommen, Chase. Da sind Bruchstücke, aber den gesamten Abend könnte ich vermutlich nicht mehr rekonstruieren.« Also erinnerte sie sich vermutlich auch nicht an meine Worte, was mir den ein oder anderen Stein vom Herzen nahm. Natürlich wollte ich, dass sie wusste, dass ich sie liebte, aber irgendwas sagte mir, dass Ash noch nicht bereit dazu war, es zu hören. Keine Ahnung also, was mich da gestern Abend geritten hatte. Obwohlnein, das war falsch. Ich kannte den Grund, aber das änderte nichts daran, dass Ash noch nicht bereit war für die drei magischen Worte, die ich ihr schon so lange sagen wollte.

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt