KAPITEL 23

79 10 0
                                    

Chase

»Bitte sag mir nicht, dass deine Überraschung irgendein Luxushaus in Los Angeles ist, Wood«, sagte Ashley trocken, während sie ihren Anschnallgurt löste.

Ich stieß ein raues Lachen aus und warf einen flüchtigen Blick auf das sandfarbene Haus im Spanish Revival Stil, vor dem ich meinen Range Rover zum Stehen gebracht hatte. »Keine Sorge, Kitten. Hier wohnt bloß eine...Freundin der Familie«, erwiderte ich, auch wenn es nicht ganz die Wahrheit war, und schnallte mich ebenfalls ab, um aus dem Wagen zu steigen. Draußen empfing uns die stechende Hitze, die mich sogleich meine Klimaanlage vermissen ließ.

Ashley kam um den Wagen herum und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir auf. Das machte es nicht gerade leichter, nicht in den einladenden V-Ausschnitt ihres schwarzen Jumpsuits zu starren. Ich schluckte und konzentrierte mich stattdessen auf ihre moosgrünen Augen, in denen ein forscher Ausdruck lag. »Was zur Hölle wollen wir dann hier?«

Ich grinste und schlängelte mich an ihr vorbei, um den gepflasterten Weg zur Haustür entlang zu laufen. »Sei nicht so neugierig, Thompson, und lass dich lieber überraschen«, rief ich ihr über die Schulter hinweg zu.

Ich hörte ein Schnauben, dann waren da Schritte hinter mir. »Ich hasse Überraschungen und du trägst nicht gerade dazu bei, dass ich meine Meinung ändere.« Zufrieden grinste ich in mich hinein, während ich die vier Treppenstufen hinaufhuschte und vor der dunkelbraunen Holztür aus Mahagoni stehen blieb, um zu klingeln. Hinter der Tür erklang entferntes Hundegebell. Schon während der Fahrt hatte Ashley immer wieder versucht, mehr über meine Überraschung für sie herauszufinden, aber ich hatte dicht gehalten. Hauptsächlich, weil ich es lustig fand, sie damit zu ärgern, aber auch, weil ich unbedingt ihren Gesichtsausdruck sehen wollte bei dem Anblick, der sich ihr gleich bieten würde.

Ashleys Duft nach Kirschblüten stieg in meine Nase, als sie mit verschränkten Armen neben mir stehen blieb. Ich spürte ihre Wärme. »Keine Sorge, Kitten, gleich wirst du von deiner Folter erlöst«, sagte ich grinsend, ehe die Tür vor uns geöffnet wurde und eine hochgewachsene, schlanke Frau Ende dreißig mit einem rotbraunen Bob und einem breiten, herzlichen Lächeln in unser Blickfeld trat.

»Chase«, sagte Paige Whittmann, ehe sie vortrat, um mich in eine feste Umarmung zu ziehen, die ich nur erwidern konnte. Es war Monate her, seit ich die Schwester meiner Mutter das letzte Mal gesehen hatte. Abgesehen davon, dass Paige gute 10 Jahre jünger als meine Mutter war und sie somit nicht sonderlich viel gemein hatten, hielt es meine Mutter seit ihrer Heirat mit Dad für unwichtig, ihre Eltern und Schwester zu besuchen, als wären sie nicht gut genug für sie. Dass ich trotzdem Kontakt zu ihnen hatte, wusste Kathleen Wood nicht, und das sollte auch so bleiben. »Ich freue mich sehr, dass du es geschafft hast, herzukommen. Shira und Samy warten schon sehnsüchtig darauf, dass du mal wieder vorbeikommst, um sie auszuführen.«

Ich grinste leise in mich hinein, als ich mich von meiner Tante löste, weil in Ashleys Kopf ganz sicher tausend Fragezeichen tanzten. Sie hatte keine Ahnung, dass Shira und Samy zwei Golden Retriever waren und mehr oder weniger der Grund, warum ich Ashley heute hergebracht hatte. Als ich ihr einen seitlichen Blick zuwarf, wurde meine Vorahnung durch ihre gerunzelte Stirn und die Tatsache, dass sie mich mit Blicken durchbohrte, bestätigt. Doch anstatt sie aufzuklären, wandte ich mich wieder an meine Tante, die mich erwartungsvoll anblickte. Huch, da hatte ich fast vergessen, ihr Ashley überhaupt erst mal vorzustellen. »Paige, das ist Ashley, eine...Freundin«, sagte ich schließlich, ehe ich meinen Kopf zu Ashley drehte. »Ashley, Paige Whittmann, meine Tante.«

Für einen kurzen Moment weiteten sich Ashleys Augen. Dann hatte sie sich wieder im Griff und schenkte meiner Tante ein freundliches und doch gezwungenes Lächeln. Sie machte einen Schritt nach vorne und streckte steif die Hand aus. »Schön, Sie kennenzu – « Weiter kam Ashley nicht. Denn schon im nächsten Moment schüttelte meine Tante fast tadelnd den Kopf, ehe sie Ashley ebenfalls in eine feste Umarmung zog. Der Anblick von Ashleys überrumpelten Gesichtsausdruck ließ mich breit grinsen. Vielleicht hätte ich sie vorwarnen sollen, dass Paige nicht unbedingt ein Fan von Förmlichkeiten war.

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt