KAPITEL 21

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Ashley

Es war das Bellen eines Hundes, das mich aus meinem tiefen, traumlosen Schlaf riss. Ich öffnete blinzelnd die Augen, blickte an die schlichte Zimmerdecke und...Moment mal. Hundegebell? Erschrocken fuhr ich im Bett hoch, bereute es jedoch gleich darauf. Denn nun meldeten sich die Schmerzen in meinem gesamten Körper und brachten einen heftigen Schwindel mit sich, auf den eine Welle der Übelkeit folgte. Noch im letzten Moment schaffte ich es irgendwie, aus dem Bett zu springen und ins angrenzende Badezimmer zu rennen, während die Erinnerungen langsam zurückkehrten. Dort ließ ich mich vor der Toilette auf die Knie sinken und erbrach mich. Es kam zwar nur Wasser raus, weil ich seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, aber unangenehm war es trotzdem. Angewidert wischte ich mir über den Mund und betätigte die Spülung, ehe ich aufstand und zum Waschbecken ging, wo ich glücklicherweise Zahnpasta fand. Ich griff nach der Tube und machte mir einen Klecks auf den Fingern, um mir provisorisch die Zähne zu putzen. Als ich fertig war, spülte ich mir den Mund aus und merkte zufrieden, dass ich mich nur noch halb so eklig fühlte. Erst dann sah ich hoch, um einen Blick in den Spiegel zu werfen, und erstarrte augenblicklich. Fuck. Mal abgesehen davon, dass man nun deutlich die Schwellung an meiner Augenbraue und Lippe sah, war mein kompletter Hals lila und blau. Ich schluckte hart und betastete die Haut vorsichtig mit meinen Händen. Sanchez hatte ganze Arbeit geleistet, als er mich gewürgt hatte, und genau daran würde ich mich die nächsten Wochen über immer wieder erinnern. Es würde ewig dauern, bis dieses Würgemahl verschwunden war, genauso wie es dauern würde, bis meine Lippe und Augenbraue verheilt waren und der verängstigte Ausdruck aus meinen Augen verschwunden sein würde.

Bevor mir erneut übel werden konnte, schleppte ich mich unter Schmerzen zurück ins Schlafzimmer. Chases Schlafzimmer, um genau zu sein. Wo hatte ich mich da nur reingeritten? Ich stöhnte und ließ mich kopfschüttelnd auf das wunderbar weiche Bett sinken. Sein verdammtes Bett, in dem er...Okay, stopp! Bis hier hin und nicht weiter! Das führt zu nichts. Ich raufte mir frustriert die Haare, als mein Blick auf den Nachtschrank fiel. Dort standen ein Glas Wasser und die Medikamente, die Dr. Lopez mir verschrieben hatte. Ich runzelte die Stirn. Aber wie...? Chase. Natürlich. Verdammt, er musste hier gewesen sein, während ich geschlafen hatte. Um mir ein Glas Wasser und meine Medikamente zu geben, die er vermutlich sogar noch aus der Apotheke geholt hatte. Etwas flatterte in meinem Bauch, während mir ganz warm wurde. Was war bloß los mit mir? Es war nur ein bescheuertes Glas Wasser und Medikamente. Kein Ring oder sonst irgendetwas in diese Richtung. Wütend auf mich selbst griff ich nach dem Medikament, holte zwei der Pillen heraus und steckte sie mir in den Mund. Dann griff ich nach dem Wasser und spülte sie runter. Ich merkte es sofort, als die Wirkung einsetzte und der brennende Schmerz sich in ein leichtes Pochen verwandelte. Fast hätte ich vor Erleichterung gestöhnt. Es fühlte sich verdammt gut an, nicht mehr nur noch aus Schmerzen zu bestehen.

Zufrieden ließ ich meinen Blick zu dem grauen Radiowecker auf Chases Nachtschrank wandern, der meine Zufriedenheit so gleich in Luft auflöste. Es war gerade einmal kurz nach 20 Uhr, was gleichzeitig hieß, dass ich nicht einmal acht Stunden geschlafen hatte und immer noch eine ganze Nacht vor mir lag, bis ich endlich von hier verschwinden konnte. Und das wollte ich wirklich. Denn dieser verdammte Moment in Chases Flur ein paar Stunden zuvor sorgte noch jetzt dafür, dass ich am liebsten aus dem nächsten Fenster springen wollte. Diese ganzen zwei Male, die ich in seine Arme gestolpert war, reichten fürs Erste aus. Aber wie es aussah, saß ich hier für die nächsten Stunden fest. Stellte sich nur noch die Frage, was ich mit dieser Zeit anstellen sollte. Denn nun war ich definitiv hellwach. Und auch in diesem Zimmer wollte ich nicht länger bleiben. Mal abgesehen davon, dass ich es schon vorhin bis ins kleinste Detail analysiert hatte, bevor ich eingeschlafen war, war Chases Zimmer ein typisches Studentenzimmer. Außer Bücher, von denen die meisten etwas mit seinem Architekturstudium zu tun hatten, gab es hier nicht viel zu sehen. Nicht, dass mich das überhaupt interessiert hätte. Alles, was ich wollte, war etwas Ablenkung und Unterhaltung. Da aber jegliche Aktivitäten, die ich nicht in dieser verdammten Wohnung tun konnte, wegfielen, blieb mir nicht mehr viel übrig. Ich hätte die Konfrontation mit Chase zwar liebend gerne vermieden, aber ich hatte auch keine Lust, an meiner Langeweile zugrunde zu gehen.

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt