KAPITEL 38

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Ashley

Noch einige Herzschläge lang genoss ich dieses Gefühl. Seine Nähe. Seine Stirn an meiner, sein warmer Atem, sein Duft und seine Hände an meiner Wange, über die ich meine eigenen gelegt hatte, um ihn ebenfalls zu berühren. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte schweren Herzens: »Es tut mir so leid, Chase.«

»Du kannst nichts dafür, Kitten. Das können wir beide nicht. Es gibt einfach viel zu viele Arschlöcher da draußen, die wird es immer geben«, erwiderte er leise, während seine Hände von meinen Wangen zu meiner Taille glitten.

Ich schüttelte den Kopf und löste mich schließlich von seinen Berührungen, auch wenn sich alles in mir danach sehnte, es nicht zu tun. Plötzlich war mir unfassbar kalt. »Du verstehst nicht.«

Chase runzelte die Stirn und machte Anstalten, nach mir zu greifen. Doch ich wich zurück, was die Falten auf seiner Stirn nur tiefer werden ließ. Ich meinte, Verletztheit in seinen Augen aufblitzen zu sehen. »Was verstehe ich nicht, Ash? Soweit ich weiß, warst du nicht die Person, die hinter dem Steuer des Rolls Royce saß und mich angefahren hat.« Er klang gereizt.

Ich umschlang mich mit meinen Armen. »Ich mag vielleicht nicht hinter dem Steuer gesessen haben, aber es ist dennoch meine Schuld, dass du hier bist. Wäre ich nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Und das wiederum macht mich zu einer Person, die nicht besser ist als der Fahrer dieses Autos heute, Chase. Du bist nur wegen mir verletzt, okay? Es ist meine verdammte Schuld.«

Unglauben, Verwirrung und Wut standen in seinen Augen. »Was redest du da? Es ist nicht deine Schuld, Ash. Nichts davon. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so, Chase. Glaub mir, nichts wäre eine größere Erleichterung für mich als das. Aber die Wahrheit sieht anders aus.« Ich schluckte hart. »Ich habe dir einmal gesagt, dass es ein gewisses Risiko birgt, mit mir zusammen zu sein. Heute war das beste Beispiel dafür, dass es stimmt. Jeder, der mir auch nur ansatzweise zu nahe kommt, wird dafür bestraft. Dieser Unfall heute war deine Strafe.«

»Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe.«

»Glaubst du ernsthaft, ich mache Scherze über so etwas?«

Chase schüttelte den Kopf. »Niemals, aber das heißt nicht, dass du an diesem Unfall schuld bist. Verdammt, Ash. Es ist nicht deine – «

»Verstehst du denn nicht, dass es meine Schuld ist?«, unterbrach ich ihn wütend, meine Stimme so laut, dass es vermutlich auf dem Gang zu hören war.

»Ash...« Chase stand auf und streckte seinen Arm aus, als wollte er nach meinem Handgelenk greifen. Der Ausdruck in seinem Gesicht war so sanft und verständnisvoll, dass ich es nicht ertrug.

»Fass mich nicht an«, zischte ich und entfernte mich weiter von ihm, während ihm seine Gesichtszüge entglitten. Nur kurz, aber so lange, dass ich es sah. »Hast du denn immer noch nicht verstanden, dass es dich umbringen könnte?«

»Warum zur Hölle glaubst du das so sehr? Warum, Ash?« Seine Brust hob und senkte sich schwer, vermutlich vor Schmerzen. »Wo kommt das alles so plötzlich her? Was verschweigst du mir?«

Ich stieß ein Schnauben aus. »Du glaubst wirklich, dass mir das alles jetzt erst eingefallen ist?«

»Beantworte meine Fragen nicht mit einer Gegenfrage. Du weichst mir aus, das ist normalerweise Winstons Taktik, nicht deine.«

»Die Antwort wäre hässlich, Wood. So hässlich, dass du sie nicht hören willst. Es würde dich noch mehr in Gefahr bringen als ohnehin schon.«

Er machte einen Schritt nach vorne, die Augen voller Entschlossenheit, obwohl jeder Schritt von Schmerz begleitet wurde, er blass und seine Stirn bereits schweißnass war. Ich hasste es so sehr, das mitansehen zu müssen. Er leidete wegen mir. »Und was ist, wenn mir das verdammt noch mal egal ist und ich darauf scheiße? Ich will nur ein einziges Mal die Wahrheit wissen. Ich weiß genau, dass da irgendetwas ist, was du mir vor ein paar Wochen, als wir bei meiner Tante waren, nicht erzählt hast. Und das war auch okay, aber jetzt halte ich es nicht mehr aus. Du kannst nicht solche Andeutungen machen und mir dann nicht meine Fragen beantworten. Was es auch ist, ich höre es mir an, und es ist mir vollkommen egal, in was für eine Gefahr mich das bringt.«

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt