KAPITEL 16

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Ashley

»Warte, ich helfe dir.« Noch bevor ich protestieren konnte, wurden mir auch schon zwei der vier Kartons abgenommen. Mir lag bereits eine Vielzahl von bissigen Erwiderungen auf der Zunge, als mir der Blick auf ein Mädchen mit schulterlangen, dunkelblonden Haaren und blassgrünen Augen, das kaum 18 Jahre alt sein konnte, freigegeben wurde. Auf ihren Lippen lag ein strahlendes Lächeln, während ihr zierlicher Körper in einem grünen Jumpsuit steckte, der perfekt zu ihren Augen passte. Ich kannte sie nicht, und doch kam mir irgendetwas an ihr bekannt vor.

»Danke«, presste ich schließlich notgedrungen hervor und entschied mich, weiterzugehen. Ich war nicht auf ein Gespräch aus, sondern wollte meine verfluchte Arbeit erledigen. Schließlich bezahlte Tanner mich nicht dafür, dass ich hier rumstand. Ohne weiter darauf zu achten, ob sie mir wirklich folgte – schließlich brauchte ich auch ihre beiden Kartons –, steuerte ich die noch verlassene Bar des Starlight's an, um die Kartons abzustellen. Doch noch bevor ich die Bar überhaupt erreicht hatte, schloss das Mädchen plötzlich zu mir auf, als wäre ich ihre neue beste Freundin. Ich presste die Zähne aufeinander.

»Bist du auf der Flucht?«, fragte sie plötzlich und mit so ernster Stimme, dass ich sie nur perplex anstarren konnte, während mir meine Kinnlade herunterklappte.

»Was?«, brachte ich irgendwie hervor und starrte sie weiterhin entgeistert an.

Sie drehte ihren Kopf und wiederholte ihre Worte, ohne zu zögern. »Ich möchte wissen, ob du auf der Flucht bist.«

»Warum zur Hölle sollte ich auf der Flucht sein?«

Sie zuckte mit den Schultern und hielt weiterhin mit meinem Tempo Schritt, obwohl sie bestimmt einen Kopf kleiner war als ich. »Das musst du mir schon beantworten. Immerhin bin nicht ich diejenige, die hier geht, als wäre der Tod hinter ihr her.«

Hätten wir in diesem Moment nicht die Bar erreicht und die Kartons abgestellt, wären sie mir vermutlich vor Fassungslosigkeit aus der Hand gefallen. Wer zur Hölle war dieses Mädchen? Ich presste meine Lippen aufeinander und stapfte hinter die Bar, in der Hoffnung, dass sie die Botschaft verstehen würde. Doch anstatt mich in Ruhe zu lassen und zu gehen, setzte sie sich seelenruhig auf einen der Barhocker und grinste mich an. Ich stützte die Hände in die Hüfte und starrte sie finster an. »Ich weiß wirklich nicht, wer du bist und was du hier zu suchen hast, aber es wäre besser, wenn du jetzt gehst. Ich habe zu tun und kann nicht Babysitter spielen.«

Sie hob eine dunkle Augenbraue und stieß ein Lachen aus. »Ich bin 16 Jahre alt und brauche garantiert keinen Babysitter mehr. Abgesehen davon wollte ich dir nur helfen.«

Was zur Hölle tat eine 16-jährige um diese Uhrzeit in einem Club? Kannte sie Tanner? »Ich habe nicht nach deiner Hilfe gefragt.«

»Bist du immer so mürrisch?«, fragte sie schließlich.

»Bist du immer so nervig?«, äffte ich sie nach.

Das blonde Mädchen grinste schief. »Wenn du das meinen Bruder fragen würdest, dann würde die Antwort vermutlich ja lauten. Aber ich habe auch meine guten Phasen und kann ganz handzahm sein, wenn ich will.«

Ich konnte es kaum glauben, aber die Ernsthaftigkeit, mit der sie diese Worte hervorbrachte, ließ ein Funken Belustigung in mir entspringen. Ich konnte zwar verhindern, dass meine Mundwinkel zuckten, aber dass die Finsternis aus meinem Blick verschwand, entging ihr nicht. Vielleicht war das auch besser so. Denn ich sollte kein 16-jähriges Mädchen dafür verantwortlich machen, dass mein Leben scheiße war. Ich konnte meine schlechte Laune nicht an ihr auslassen. »Tut mir leid, dass du mich auf dem falschen Fuß erwischt hast. Ich bin es nicht gewohnt, hierbei Hilfe zu haben«, sagte ich schließlich und deutete auf die Kartons.

BREAK THROUGH THE WALLSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt