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„Ich bin Leon. Leon Goretzka. Wie heißt du?" mein Gegenüber packt sein charmantestes Lächeln aus.
„Hey Leon, ich bin Mila." auch ich muss Lächeln.
Leon ist ein wirklich netter Kerl.
„Und was machst du nun beruflich?"

Ich bin wirklich neugierig, das weiß ich selbst.
Manchmal wird das auch zu einer schlechten Eigenschaft von mir. Meistens versuche ich mich zurück zu halten, was mir aber fast nie gelingt.

Mein Gegenüber lächelt.
"Ich bin Fußballer beim FC Bayern" Wow.
Ich hatte vieles erwartet. Aber nicht so etwas krasses.
Meine Augen werden groß.
„Bitte denk jetzt nicht, das ich dadurch besonders bin oder so. Ich bin auch nur ein Mensch, der auch gerne mal interessante Gespräche, wie unseres führt, ohne dass das gegenüber eingeschüchtert von mir ist.".
Das kann ich nur allzu gut verstehen.
Bestimmt kann der arme Kerl nicht einmal vor die Tür, ohne dass er nach einem Foto oder einem Autogramm gefragt wird.
„Ich kann dich verstehen. Mich würde es wahrscheinlich auch nerven, wenn ich nicht einmal einkaufen gehen könnte, ohne das ich angesprochen werde."
Er nickt.
„Und was machst du? Also was willst du machen, jetzt wo du von deinem Auslandsjahr zurück bist?" gespannt schaut mein Gegenüber mich durch seine Haselnussbraunen Augen an.
„Ich studiere BWL an der LMU in München. Für mein Jahr als Au Pair habe ich eine Studienpause eingelegt. Damit ich mehr von der Welt sehen kann. Ich weiß, BWL klingt ziemlich eintönig, aber mir gefällt es wirklich gut!"

Wir unterhalten uns noch eine Weile über Studiengänge an der LMU, über Amerika und vieles andere.
Es tut gut mich mit Leon zu Unterhalten und ihm von meinen Erlebnissen zu erzählen. Es fühlt sich an, als würde ich mit jedem Satz, Mit jeder Minute, mehr in Deutschland ankommen und mein Leben in Amerika abschließen.
Es ist vorbei.
Die unbeschreiblich tolle Zeit in Grensboro ist vorüber und ich bin wieder in München.
Bei all meinen Freunden und meiner Familie.

„Hast du eigentlich mal dran gedacht, länger in Amerika zu bleiben?" gespannt Leon zu mir.
Er trifft es auf den Punkt.
Ich habe lange Nächte mit grübeln verbracht, weil ich nicht wusste, was die richtige Entscheidung ist.
„Oh ja. Oft lag ich Nachts in meinen Bett und hab geweint, weil ich einfach nicht wusste, was der richtige Weg ist. Ich wollte mein Auslandsjahr verlängern und war auch kurz davor, aber irgendwas hat mir gesagt, das mein richtiges Leben hier verläuft. Hier in Deutschland. Ich studiere, habe Familie und Freunde. Ich kann nicht einfach vor meinen Problemen hier in Deutschland davon laufen, indem ich einfach nicht mehr wieder komme."
Er grinst.
„Einen Versuch wäre es wert gewesen". Ich muss ebenfalls lachen.

„Kommst du auch aus dem Urlaub zurück, oder bist du eher geschäftlich hier am Flughafen?" neugierig mustere ich mein Gegenüber.
Er hat auch einen Koffer dabei, was mir verrät, das auch er mit dem Flugzeug unterwegs war.
„ich war einen guten Freund von mir besuchen, der in Madrid lebt." ich ziehe eine Augenbraue nach oben. „Du hast Freunde in Madrid?"
Ich liebe Spanien!
Früher habe ich dort wirklich gerne den Familien Urlaub verbracht.
Oft sehne ich mich nach dieser Zeit. Alles war noch so unbeschwert und leicht.
Ich wäre in den Semester Ferien gerne nach Spanien geflogen, habe aber nie Zeit dafür gefunden, was ich sehr schade finde. Die Ruhe und Gelassenheit die der Lebenstil von Spaniern ausdrückt ist wirklich beeindruckend. Mein Gegenüber nickt.
„Ja. Wir haben uns hier in München kennengelernt, aber nach längerer Zeit ist er dann nach Spanien gezogen. Wir versuchen uns öfters gegenseitig zu besuchen, aber das ändert nichts daran, das ich ihn hier in München als Kumpel sehr vermisse." seine Miene verdunkelt sich. Er sieht traurig aus. „Ich weiß wie du dich fühlst, ich habe meine Freunde hier in Deutschland das ganze Jahr über sehr vermisst, jetzt werde ich die ganzen tollen Freunde in Amerika vermissen. So ist es bei guten Freunden nun mal. Das wichtigste ist, das ihr euch nicht auseinander lebt und die Freundschaft mit allen Mitteln versucht aufrecht zu erhalten." auf Leons Gesicht kommt ein Lächeln hervor. „Du hast Recht."
Eine Weile unterhalten wir uns noch. So unbeschwert und toll das Gespräch auch ist, nach und nach holt mich die Müdigkeit ein. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, das das auch absolut berechtigt ist. Es ist inzwischen halb 4 und ich bin seit satten 29 Stunden am Stück wach. Außerdem sollte ich bis 6 Uhr daheim sein. Um diese Uhrzeit kommt meine Mutter von der Arbeit. Sie wird sich Sorgen machen, wenn ich bis dahin nicht Zuhause bin.
„ich sollte mich jetzt besser auf den Heimweg machen. Danke für dieses tolle Gespräch, vielleicht sieht man sich ja mal wieder." gerade will ich meine 4 Koffer nehmen, als der Lockenkopf wieder aufspringt. „Wie wäre es, wenn ich dich nach Hause fahre? Dann musst du dich nicht in der U Bahn zwischen ein paar besoffenen Jugendlichen mit vier Koffern abplagen."
Leon hat Recht.
An einem Freitag Abend, um diese Uhrzeit kommen sämtliche betrunkene Jugendliche aus allen möglichen Clubs Münchens in die Bahn getorkelt, um nach Hause zu kommen.
Also stehe ich vor der Wahl: mit einer Horde betrunkener 10 Stationen Zug fahren, oder mich von einem Wildfremden Mann, denn ich um 1 Uhr nachts am Münchner Flughafen kennengelernt habe nach Hause bringen zu lassen.
Schlussendlich entscheide ich mich für letzteres.
Leon scheint ja ganz nett zu sein und eine Entführung würde seinem Ruf als Fussballer sicher schaden.

„Wenn das für dich okay ist, wäre es toll wenn du mich mitnehmen würdest!".
Auf Leons Gesicht breitet sich ein Lächeln aus.
„Natürlich ist das okay!"
Wir schieben unsere Koffer durch das Parkhaus.
Es ist wirklich kalt hier in Deutschland.
In Amerika kann es tatsächlich auch sehr sehr kalt werden, aber bis Oktober sind die Temperaturen noch sehr angenehm.
Der Oktober hier in Deutschland fühlt sich ganz anders an.
Es ist nass und kalt.
Das Klima hier habe ich in keinem Fall vermisst.

Leon führt mich in einem VIP Bereich des Parkhauses.
„Wow. Den Luxus hier zu parken möchte ich auch einmal haben" beeindruckt sehe ich mich um.
Er lacht. „Dafür musst du entweder berühmt oder Spielerfrau werden!" Ein Schmunzeln entfährt mir.
Ist es nicht insgeheim der Traum jeder Frau, Spielerfrau zu werden? Wohl jeder außer mir.
Jedesmal wenn ich diese Models und Influencer sehe, wie sie sofort springen, wenn ihr Mann sie ruft bin ich total genervt.
Ist das nicht übel langweilig, die ganze Zeit Zuhause rum zu sitzen und im Geld zu schwimmen während der Mann 3 Tage die Woche oder länger bei irgendwelchen Spielen ist?

„Oh nein das wäre definitiv nichts für mich".
Leon dreht sich zu mir um.
„Ich versteh schon. Die meisten sehen bei dem Wort Spielerfrau, diese Influencer oder Models vor sich. Aber viele von ihnen machen auch selbst Karriere. Bei dir könnte ich mir vorstellen das du auch Karriere machen möchtest, so begeistert wie du von deinem Studium erzählt hast!"
Er scheint mich durch das Gespräch ziemlich gut kennengelernt zu haben. „Das stimmt! Auf der faulen Haut rumsitzen ist nichts für mich."

„Da wären wir." Leon lädt unsere Koffer in sein Auto und hält mir die Tür auf.
Ich lasse mich in den Sitz fallen und kurz darauf sind wir auch schon auf den Weg ins Zentrum von München. Auf der Fahrt bleibt es ruhig.
Der Brünette hat meine Adresse in sein Handy eingegeben, das uns nun durch den Verkehr lotst.
Um diese Uhrzeit ist nicht viel los auf den Straßen von München.
Müde beobachte die Lichter, die an uns vorbei ziehen.

„Da wären wir!" Leon hält vor meinem Haus.
„Danke fürs mitnehmen"
Der Lockenkopf hilft mir noch, mit meinen Koffern und dann stehen wir da.
Mitten in der Nacht.
Um uns herum ist alles still.

„Danke für den schönen Abend. Nachdem meine Eltern abgesagt haben, hätte ich nicht gedacht, das der Abend noch so gut wird. Aber dank dir habe ich meinen ersten Abend in Deutschland gut in Erinnerung."
Ein Lächeln schleicht sich auf Leons Lippen.
„Kein Problem, ähhh..." er stockt und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
„Könnten wir vielleicht Nummern austauschen? Eventuell können wir uns öfters zum Essen und reden treffen."
Ich dachte schon, er fragt nie!
„Klar. Gerne!" ich drücke ihm mein Handy in die Hand und er speichert seine Nummer ein.
„Danke nochmal. Gute Nacht Mila!" Leon verabschiedet sich, bevor er in der Dunkelheit verschwindet.
Was ein Tag.

Seufzend nehme ich meine Koffer  und schleppe sie in meine Dachgeschoss Wohnung.
Ich habe das große Glück, das meine Eltern hier in München ein Haus haben, das sie geerbt haben.
So muss ich keine hohe Miete zahlen und kann mir mein Studium leisten. Wenn ich mal was brauche, wohnen meine Eltern direkt unter mir.
Im Dachgeschoss haben meine Eltern für mich eine eigene Wohnung eingerichtet.

Ich schließe die Tür auf und blicke in mein Zuhause.
Ein Jahr war ich nicht mehr hier.
Es ist ungewohnt.
Alles fühlt sich ziemlich fremd an.
Leise lasse ich die Tür ins Schloss fallen und gehe ins Wohnzimmer.

Auch dort hat sich nichts verändert. Das einzige: Meine Mutter hat geputzt und eine frische Vase mit Blumen für mich hingestellt.
Meine Koffer lasse ich im Flur stehen. Darum kann ich mich morgen kümmern.
Ich ziehe mir einen Pyjama an und lege mich ins Bett.
Sofort schlafe ich ein.
Der Tag heute war wirklich anstrengend.

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