Roadtrip

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Ich wache auf einer der Luftmatratzen auf, die wir gestern nach dem aufräumen aufgepustet haben. Als ich an mir herunter schaue, muss ich lächeln. Meine Freunde hatten mir das beste Geschenk gemacht, das sie mir machen konnten. Sie hatten mir ein rießiges Geschenk überreicht. Darin waren Geschenke von Leon, unter anderem der Pulli, den ich gerade anhabe. Er riecht noch so sehr nach ihm. Aber auch Geschenke von meiner Familie. Ich vermisse sie alle sehr und habe mich wirklich über das Geschenk gefreut.
Die Luftmatratzen um mich herum sind schon leer. Ich muss die letzte sein. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, das es auch schon neun Uhr ist. Wir wollen um 2 los und haben noch einiges zu tun bis dahin.
Ich gehe in den Garten, wo ich Lucy, Anne, Cassy, Luke und Jonah vermute. Und ich liege richtig. Die fünf sitzen schon um den Terassentisch herum und lassen sich sämtliche Kuchen, die von gestern übrig geblieben sind zum Frühstück schmecken.
„Guten Morgen!" ich lasse mich auf einen der Stühle fallen.
„Morgen" begrüßt mich Luke mit vollem Mund. Er ist wirklich immer am Essen. Auch die anderen haben mich bemerkt. Gemeinsam lassen wir uns ein ausgiebiges Frühstück schmecken.
„So jetzt heißt es Koffer holen!"
Dieser Satz trifft mich. Meine Zeit hier in Amerika ist bald schon um. Heute werde ich mich von meiner Gastfamilie verabschieden müssen. In einer Woche dann von meinen Freunden.
Am liebsten würde ich einfach noch hier bleiben. Aber da gibt es doch eine Sache, die mich davon abhält. Leon.

Anne verabschiedet sich noch von ihrem Freund Jonah und auch Luke verabschiedet sich von uns. Die beiden werden nicht mit nach California kommen. Das wird ein reiner Girlstrip.
Gemeinsam mit Cassy fahre ich ein letztes mal zu meiner Gastfamilie, um meine Koffer zu holen.

„ich will nicht das du gehst." Amy umarmt mich fest. Mir läuft eine Träne die Wange herunter. „Its Time" flüstere ich ihr zu und beuge mich zu ihr herunter. In ihren Augen hatten sich Tränen gebildet.
„Du wirst groß werden. Dann kannst du ganz alleine auf Liam aufpassen. Dann brauchst du mich nicht mehr große. Its not a good bye, its a see you later!"
Vorsichtig streiche ich ihr die Tränen, die inzwischen ihren Weg nach unten gefunden haben, von der Wange.
„ich werde dich immer brauchen!" sagt sie leise. Ich nehme sie noch fester in den Arm. Mit so einem schweren Abschied hätte ich nicht gerechnet.
Auch der Abschied von meinen Gasteltern und Liam fällt mir schwer. Doch nach einer geschlagenen Stunde, in der auch ich bitterlich geweint hatte, sitze ich mit meinen zwei Koffern wieder bei Cassy im Auto, auf den Weg zu Lucy. Dort werden wir uns alle treffen und den Roadtrip beginnen. Der Rest des Tages kann nur noch besser werden. Ich habe mich schon vor Monaten auf diese Reise mit meinen besten Freunden gefreut und wir haben das ganze wirklich lang geplant.
Ein paar Koffer und verlorene Nerven später sitze ich auf der Rückbank von Lucys Auto. Unser erster Trip wird ins Disneyland California gehen. Danach weiter Richtung Miami und zum krönenden Abschuss nach New York. Von dort aus wird mein Flug zurück nach Deutschland gehen. Ich möchte jetzt noch nicht dran denken. Dafür ist die Zeit mit meinen Freunden hier viel zu wertvoll. Jetzt heißt es: Leben genießen und Erinnerungen sammeln.
Lauthals 'Party in the USA' singend sind wir zu viert auf dem Highway Richtung California. Schon heute Abend werden wir im Disneyland sein. Ich freue mich auf den Märchenhaften Freizeitpark, der mich am Ziel erwartet.

„Mir ist so übel!" stöhnt Lucy und hält sich den Mund zu. „Du wolltest unbedingt alle Fahrgeschäfte die es hier gibt ausprobieren!" rufe ich dem Mädchen, das inzwischen mit schnellen Schritten Richtung Toilette unterwegs ist, hinter her.
„die Dinger sind echt lecker."
Ich zucke zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß Cassy inzwischen hinter mir steht. Schmazend hält sie mir eine Tüte voller gebrannter Mandeln hin. Ich wusste gar nicht das es die hier in den USA auch gibt. „Nein danke. Davon werde ich auf dem Oktoberfest noch genug bekommen". Cassy legt ihren Kopf schief. „du bist so deutsch!" bemerkt sie, worauf ich ihr einen Klaps auf den Hinterkopf verpasse. „Klappe".
„gehst du so auch mit deinen Hostkids um?". Grinsend kommt Anne auf uns zu. „natürlich!" bemerke ich ironisch.
Auch Lucy, die immer noch komplett blass war im Gesicht, ist wieder zu uns gestoßen.
Gemeinsam entscheiden wir, uns langsam auf den Weg zum Hotel zu machen. Der Freizeitpark war inzwischen wie leergefegt. Nur noch vereinzelte Besucher auf dem Weg nach draußen oder Personal taucht hin und wieder auf. Der Park wird bald schließen.
„Ich liebe dich auch." das war der letzte Satz den ich höre, bevor sein Gesicht vom Bildschirm verschwindet. Ich hatte mich geduscht und dann eine Weile mit Leon telefoniert. Ich habe das Gefühl, er ist nicht mehr der selbe Leon, wie vor meinem Auslandsjahr. So etwas ist immer schwer für einen von beiden, aber vielleicht hat er ja die Gefühle für mich verloren. Sofort steigen mir warme Tränen in die Augen. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte nicht nach Amerika gehen sollen. Ich hätte für ihn da sein sollen. Dafür sind Freundinnen ja da.
Der Gedanke, daß Leons schlechte Laune in letzter Zeit an den Gefühlen für mich liegt, bricht mir das Herz. Ich liebe Leon und meine Gefühle für ihn sind stärker als je zuvor. Aber was wenn er das nicht so sieht? Vielleicht hat er ja schon eine neue Freundin? Das trifft mich wie ein Stich ins Herz. Ich möchte es mir nicht einmal vorstellen müssen.
Ein leises Klopfen ertönt. „Mila?" ich höre Cassys Stimme. Verwirrt stehe ich auf und öffne meiner besten Freundin die Tür. Als diese mich in Jogginghose und Bademantel erblickt, ist sie nicht gerade begeistert. „Wir wollten uns schon vor 5minuten an der Hotelbar treffen!" oh scheiße! Das ich hatte die Zeit total vergessen.
„Ich komme sofort. Mache mich nur eben fertig!" als Antwort grinst Cassy, nickt und dreht dann ab, Richtung Bar.
Ich ziehe mir eines meiner Lieblings Tshirts an. Es ist hellgrün und hat hinten auf dem Rücken einen weißen Aufdruck. Dazu kombiniere ich eine hellblaue Jeans und eine braune Strickjacke.
„da bist du ja!" ruft Lucy mir entgegen, als sie mich in der Hotellobby entdeckt. Sie zieht mich mit an die Bar, wo die anderen schon warten. Die Mädels hatten uns den besten Platz ergattert. Von dort haben wir einen Blick auf das riesige, wunderschöne Disneyschloss, hinter dem gerade die Sonne untergeht.
Lucy, Anne und Cassy haben alle schon einen Mageritas in der Hand. Auch ich bestelle mir einen und wir beginnen, uns zu unterhalten.
„Freust du dich eigentlich auf deinen Freund?" fragt Lucy mich nach einer Weile.
Kurz bleibt mir die Luft stehen.
„ich weiß nicht. Zur Zeit habe ich das Gefühl, das er keine Gefühle mehr für mich hat."
Cassy legt ihre Stirn in falten.
„woher willst du das wissen?"
„er ist in letzter Zeit so kalt geworden. Immer wenn wir telefonieren, tun wir das nicht länger als fünf Minuten. Es fühlt sich so an, als würde er mich gar nicht mehr an seinem Leben teilhaben lassen wollen. Er hält sich eher kurz."
Anne nickt nachdenklich. „darüber solltest du dir keine Sorgen. Er ist bestimmt nur aufgeregt, weil ihr euch bald wieder seht. Außerdem sind wir gerade auf einem mega Roadtrip durch California. Morgen werden wir verdammt noch mal unter der Sonne am Miami Beach liegen und Mojito trinken. Also. Genieße deine letzten Tage und lass uns das Thema Wechseln."
Anne hat recht. Lang werde ich nicht mehr hier sein. Wir stimmen ein und landen schlussendlich in einer Diskussion darüber, warum Pizzaschachteln eckig und die Pizza rund ist.
Müde lasse ich mich in mein Bett fallen. Heute war ein langer, schöner Tag. Morgen wird es weiter nach Miami gehen. Alles wird gut.
Kurz darauf schlafe ich auch schon tief und fest.

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«𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚠𝚎 𝚖𝚎𝚝 » || 𝒂 𝑳𝒆𝒐𝒏 𝑮𝒐𝒓𝒆𝒕𝒛𝒌𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt