Chaos

846 18 0
                                    

Je mehr ich es realisiere, desto panischer werde ich. Warum muss ich mich genau jetzt in einen Fußballer verlieben? Ich bin gerade erst aus Amerika zurück und stehe zwei Semester entfernt von meinen Abschlussprüfungen an der Uni. Warum jetzt Mila? Verdammt nochmal warum genau jetzt?!
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist 23 Uhr. Kurz rechne ich nach. In Grensboro müsste es gerade 17 Uhr sein. Perfekter Zeitpunkt, um meine Beste Freundin in Amerika an zu rufen und ihr von dem ganzen Chaos zu erzählen.
Ich ziehe mir gemütliche Klamotten an, Schminke mich ab und setzte mich auf mein Bett.
Es dauert nicht lange, bis ich den Kontakt meiner Besten Freundin gefunden habe. Erst gestern Abend habe ich mit ihr geschrieben.
Ich wähle die Nummer und warte. Etwas aufgeregt bin ich schon. Ich habe lang nicht mehr mit ihr Persönlich gesprochen. Kurz darauf nimmt jemand ab und eine fröhliche Stimme meldet sich. „Mila! Why are you calling?Is everything okay? It must be late in Germany. Why aren't you sleeping?“
ich mus lächeln. Cassy macht sich so schnell Sorgen. Als ich noch in Amerika war, hat sie mich jeden Tag beschützt als wäre ich ihr eigenes Kind.
„Yeah, i don't think everything is okay. You remember Leon? I told you about him Yesterday. So today I was on a date with him. And...“ ich stocke kurz. „And?“ Casssys fragende stimme ertönt auf der anderen Seite. „And, I think we almost Kissed, and now I don't know what to do.“ ich mache eine Pause. Von Cassys Seite kommt ein kreischen.  „Oh my God Mila! You are crushing on an Soccerstar!“ ich muss Lächeln. Cassy kann auch wirklich übertreiben.
Noch bis tief in die Nacht telefoniere ich mit ihr. Ich rede über all das was ich fühle wenn ich in Leons Nähe bin. Auch wenn Cassy eine verzweifelte Single ist, gibt sie die besten Beziehungs Tipps.
Als meine Uhr dann 3 Uhr nachts anzeigt, entscheide ich, mich  von ihr zu verabschieden. Ich bin völlig übermüdet.
Kurz nachdem ich mein Handy ausgeschaltet habe, falle ich schon in einen tiefen Schlaf.
„Guten Morgen Prinzessin du musst aufstehen!“ kurz schrecke ich hoch. Soweit ich mich erinnere, wohne ich alleine hier in meiner Wohnung.
Doch als ich in das Gesicht meiner Mutter blicke, entspanne ich mich wieder. „wie viel Uhr haben wir?“ langsam lasse ich mich wieder zurück in mein Bett sinken. Die letzte Nacht hängt mit ziemlich nah. „wir haben es schon 15 Uhr! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, weil du auf keine der Nachrichten geantwortet hast.“ besorgt blickt meine Mutter in mein bleiches Gesicht. Ich muss selbst zu geben, nach dem Abend gestern fühle ich mich ziemlich gerädert. „tut mir leid Mama. Ich war gestern noch lange wach und habe mit Cassy telefoniert.“ Der Blick meiner Mutter entspannt sich etwas und sie lässt sich neben mir auf die Bettkante fallen. „Ach Mila Schätzchen, du vermisst alle deine Freunde in Amerika bestimmt sehr. Aber deinen Freunden hier in München hast du auch sehr gefehlt. Geh und unternimm etwas mit ihnen so lange du noch Ferien hast! Genieße die Zeit die du mit ihnen hast!“
ein letztes mal streicht meine Mutter über meine Stirn, bevor sie aufsteht und verschwindet.
Als die Tür ins Schloss gefallen ist, raffe ich mich auf und tapse vorsichtig zu meinem Schrank. Auf einen wilden Abend mit meinen Freunden habe ich heute keine Lust. Das ist mir jetzt, wo so ein Chaos in meinem Kopf herrscht zu viel Action. Wahrscheinlich könnte ich nicht einmal da diesen Jungen mit seinen Perfekten Haaren und den wunderschönen Augen aus dem Kopf kriegen. Verdammt nochmal.
Das einzige das jetzt noch helfen kann ist Sport. Wenn ich joggen gehe, vergesse ich alles um mich herum und fühle mich wie in meiner eigenen Welt gefangen. Ich bin der Hauptcharakter und niemand anderes funkt dazwischen.
Ich ziehe mir eine Leggins und einen bauchfreien Pulli an und binde meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Bevor ich los gehe, will ich noch bei meinen Eltern vorbei schauen, doch als ich vor der Haustüre stehe und mir niemand öffnet, fällt es mir wieder ein. Meine Eltern sind heute Abend in eine Oper in Hamburg eingeladen und kommen erst morgen wieder zurück. Sturmfrei. Auch nicht schlecht. Fröhlich hüpfe ich die Treppen hinunter und überlege mir dabei, welchen Film ich heute schauen werde.
Mir steigt eine kühle Frühlingsluft entgegen. Von oben scheint die Sonne und das Wetter ist gar nicht mal so schlecht für Ende Februar.
Ich starte meine Playlist und jogge drauf los. Es tut gut sich komplett auf sich selbst konzentrieren zu können. Die Zeit vergeht schnell und ich entscheide mich, die große Runde zu nehmen.
Immernoch komplett in Gedanken, merke ich nicht wie der Himmel zu zieht und sich ein Unwetter über mir Zusammenbraut.
Erst als die ersten Regentropfen auf mich treffen bekomme ich Wind davon. Kurz darauf schüttet es auch schon in Strömen und ich bin innerhalb von Minuten von oben bis unten durchnässt.
Und der Tag hatte so gut angefangen...
Das Unwetter wird immer stärker und inzwischen fängt es auch an zu donnern. Jetzt nach Hause zu laufen wäre zu riskant. Ich will mir gerade einen Platz zum Unterstellen suchen, als mir auffällt, das ich ganz in der Nähe von Leons Haus bin.
Kurz zögere ich, wähle dann aber seine Nummer. Keine zwei Sekunden später meldet er sich auch schon. „Hey Mila, was ist los?“
„Hey Leon, ich war gerade Joggen und bin in das Unwetter geraten. Jetzt steh ich hier unter irgendeinem Vordach. Ich bin ganz in der Nähe von dir. Wäre es okay, wenn ich mich kurz bei dir aufwärme?“ Leon zögert keine Sekunde. „Klar kannst du kommen! Aber beeil dich, das Unwetter soll noch schlimmer werden. Nicht das dir noch etwas passiert!“ Leons Stimme klingt aufeinmal besorgt.
„Klar! Ich bin in 5 Minuten da!“
Schon mache ich mich auf den Weg, durch den strömenden Regen zu Leons Haus.
Von weitem kann ich schon den braunen Wuschelkopf erkennen. Er wartet in der Einfahrt.
Bei ihm angekommen empfängt er mich mit einer dicken Decke, einem Handtuch für meine Haare und einer Tasse Tee.
„Danke das du mich hier aufgegabelt hast“ ich schaue zu Leon. Dieser nickt kurz verständnisvoll, dann wendet sich sein besorgter Blick wieder dem Fenster zu. Inzwischen haben wir 19 Uhr und Leon hat mir trockene Klamotten von ihm gegeben, damit ich mir, ich zitiere „keine Erkältung hole“ schon irgendwie süß wie viele Sorgen er sich macht.
„ich glaube nicht daß das Unwetter heute noch abflacht. Es wird eher immer stärker“ Leon hat Recht. Auf meinem Handy verfolge ich das geschehen ebenfalls. Inzwischen wurde schon die höchste Sturmwarnungsstufe ausgerufen.
„am besten du Bleibst über Nacht hier. Morgen kann ich dich nach Hause fahren.“
Als mein Gegenüber diesen Satz herausbringt stocke ich. Mein Herz macht einen Aussetzer. Einen Moment lang weiß ich nicht, was ich antworten soll, doch nach kurzer Pause willige ich ein.
Gemeinsam machen wir uns noch eine Suppe und setzten uns dann auf Leons Couch, um eine Serie zu kucken. Leon hatte mir schon oft über seine Lieblingsserie, Sherlock Holmes erzählt. Also habe ich auch angefangen sie zu kucken. Ich muss sagen schon die ersten Folgen haben mich gefesselt. Leon hat mit der Serie genau meinen Geschmack getroffen.
Eigentlich hatte ich geplant, mit einer Tüte Chips alleine auf meiner Couch zu sitzen und mir irgendeinen Film rein zu ziehen. Aber ich muss zugeben, mit Leon Goretzka, eingewickelt in eine Decke und mit Suppe in der Hand auf der Couch zu sitzen und meine Lieblingsserie zu kucken hat einen besonderen Reiz.
Ich kann es nicht lassen, Leon immer wieder von der Seite zu Mustern.
Auch ich spüre seine Blicke auf mir haften. Aber das ist mir keineswegs unangenehm.
Meine Augen werden immer schwerer und ich kann mich immer weniger auf die Serie konzentrieren. Die Müdigkeit die mir in den Knochen steckt, holt mich Stück für Stück ein. So merke ich, wie ich langsam aber sicher, angelehnt an Leons Schulter ins Land der Träume verschwinde.
Neben mir bewegt sich etwas. Ich öffne kurz die Augen. Als ich bemerke, das es nur Leon ist, der aufgestanden ist, stelle ich mich schlafen.
Er seufzt kurz. Dann spüre ich, wie seine starken Arme mich hoch heben und in ein anderes Zimmer tragen.
Kurz darauf werde ich in einem großen, weichem Bett abgelegt und vorsichtig zugedeckt. Ich höre, wie Leon leise aus dem Zimmer geht und die Tür hinter sich schließt. Wie süß. Er schläft auf dem Sofa, nur das ich im Bett schlafen kann. Ich kuschele mich ganz tief in seine Decke. Sie riecht so gut nach ihm.
Kurz darauf verschwinde ich wieder.
Ins Land der Träume.
Und diesmal schlafe ich durch.

«𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚠𝚎 𝚖𝚎𝚝 » || 𝒂 𝑳𝒆𝒐𝒏 𝑮𝒐𝒓𝒆𝒕𝒛𝒌𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt