Kids

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„Mila? Bist du fertig?" die Stimme meiner Gastmutter ertönt aus der Küche. Ich lege den Pulli ab, den ich gerade in den großen Schrank in meinem Zimmer einräumen wollte. „Ja!" antworte ich und stürme aus meinem Zimmer nach unten. Es wird Zeit die Kinder ab zu holen.
Den Weg zur Highschool kenne ich noch auswendig. Im letzten Jahr bin ich so oft hin und her gefahren, das es fast unmöglich ist, ihn zu vergessen.
Wir bleiben auf dem großen Parkplatz stehen.
„Willst du draußen auf sie warten?" lächelnd schaut meine Hostmum mich an. Sie weiß ganz genau, wie sehr ich die beiden im letzten Jahr vermisst habe.
Aufgeregt nicke ich. „Ich freue mich so sehr auf die beiden!"
Ich steige aus und lehne mich gegen das Auto.
Die Sonne Amerikas scheint auf den Parkplatz. Es ist einfach perfekt hier.
Gerade schreibe ich Leon, das ich jetzt endlich meine Hostkids wieder sehe, als die Schlussklingel ertönt. Ich stecke mein Handy weg. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.
Ein letztes mal streiche ich mir durch die Haare, als ich Amy, die erste von beiden schon entdecke. Sie verabschiedet sich gerade von ihren Freunden, die zum Bus müssen. Dann kommt sie auf unser Auto zu. Sie scheint mich noch nicht erkannt zu haben.
Ein paar Meter weiter bleibt sie Kurz stehen, legt aber dann an Tempo zu. „Mila!" ruft sie begeistert. Ich schließe meine Arme auf und umarme sie ganz fest, als sie bei mir angekommen ist. „Ich hab dich so vermisst!" sagt sie,
„Ich dich auch!" murmele ich in unsere Umarmung hinein und drücke sie noch etwas fester. Sie hat mir wirklich sehr gefehlt. In dem Jahr habe ich mich so an sie gewöhnt, als wäre sie meine kleine Schwester. Als ich zurück in Deutschland war, war es komisch, sie nicht an meiner Seite zu haben. Aber jetzt habe ich sie endlich wieder. Für ein ganzes Jahr.
Ich und Amy haben uns noch gar nicht aus unserer Umarmung gelöst, als Liam, der dieses Jahr in die erste Klasse gekommen ist, auf uns zu kommt und mich ganz fest umarmt.
„Du musst mir alles über deine neue Schule erzählen!" sage ich zu Liam, als wir gerade den Tisch decken. Mein Gastvater hat Abend essen gekocht, während ich gemeinsam mit den Kindern die Gast Geschenke ausgepackt habe, die ich aus Deutschland mitgebracht habe.
„Das Essen schmeckt hervorragend! Wie sehr ich es vermisst habe!"
Lobe ich das Abendessen. Gemeinsam als Familie lassen wir den Abend noch ausklingen.
Liam erzählt mir sehr viel über seine neue Schule, so wie ich es mir gewünscht habe. Amy zeigt mir Bilder von dem Pony, das sie reitet. Kurz nach dem ich gegangen bin, hat sie mit dem Pony Reiten angefangen.
Barney, der Golden Retriever, den sich meine Familie ursprünglich als Wachhund angeschafft hatte, liegt neben mir auf dem Sofa und lässt sich den Bauch kraulen.
„Ich bin jetzt wirklich müde!" ich stehe von der Couch auf und verabschiede mich in mein Zimmer.
Ich bin wirklich sehr müde, aber ich habe versprochen, das ich Leon heute anrufe.
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und wähle seine Nummer.
Es dauert lang, bis Leon abnimmt. Eine raue, verschlafene Stimme meldet sich am anderen Ende. „Mila?“
Oh Mist, das habe ich ja total vergessen. Hier in Amerika haben wir 21 Uhr, was bedeutet in Deutschland ist es gerade drei Uhr Morgens.
„Sorry Leon das ich so spät anrufe. Ich hab nicht mehr an die Zeit Verschiebung gedacht. Ich kann morgen Mittag mal anrufen!“ ich will gerade auflegen, als die Stimme meines Freundes ertönt.
„Nein Mila! Bitte! Es ist okay. Ich kann eh nicht mehr schlafen. Ich habe die ganze Zeit auf deinen Anruf gewartet. Ich hab mir Sorgen gemacht!“
Er hat sich Sorgen gemacht! In meinem Bauch breitet sich ein warmes Gefühl aus.
„Danke.“ sage ich leise.
„jetzt erzähl! Wie war dein Tag? Sind die Kids gut drauf?“ Leon löchert mich mit Fragen.
Ich erzähle ihm alles.
Wir reden über 3 Stunden miteinander. Ich berichte über den anstrengenden Flug, über den großen Flughafen von New York und den zweiten Flug, auf dem ich kein Auge zu gemacht habe.
Über die Heimfahrt und das Gefühl endlich angekommen zu sein. Über das erste Treffen mit den Kids und wie sehr sie sich gefreut haben.
Über das leckere Andendessen, das ich vermisst habe.
„Du klingst wirklich glücklich Mila. Ich freue mich für dich, das du endlich wieder bei deiner Familie bist, die du so sehr vermisst hast.“
Erst jetzt fällt es mir ein. Sofort bekomme ich Schuldgefühle. Ich habe Leon gar nicht gefragt wie sein Tag war.
„Und wie war dein Tag?“
Am anderen Ende räuspert Leon sich. „ein normaler Tag eben. Erst Training, dann war ich noch bei Jo und Lina. Die beiden haben gesagt, ich soll dir liebe Grüße ausrichten!“
„Das hört sich doch auch toll an. Grüße zurück!"
Ich höre allein schon aus der Stimme, wie sehr Leon mich in Deutschland vermisst. Und das tut mir weh.
Eine Weile bleibt es Still.
„Ich vermisse dich.“ fange ich vorsichtig an.
„ich dich auch.“ Leons Stimme klingt traurig. „aber wir schaffen das gemeinsam. Sei bitte nicht traurig!“ mein Freund versucht mich zu trösten, aber ich höre genau, das es ihm damit ebenfalls schlecht geht. Das verletzt mich noch mehr. Er ist so ein perfekter, glücklicher Mensch. Ich möchte nicht, das er wegen mir und meiner Ignoranten Art traurig ist.
Nach einer weiteren Stille, die diesesmal Leon mit einem „Du solltest Schlafen Mila. Bei euch ist es auch schon halb 1. Ruh dich aus, morgen wird ein anstrengender Tag!“
Wir verabschieden uns voneinander und legen auf. Leon hat noch eine Stunde bis er aufstehen muss und ich möchte ihn diese nicht auch nehmen.
Ich schalte das Licht in meinem Zimmer aus und lasse mich auf mein Bett fallen.
Eine Träne kullert mir die Wange herunter. Letztes Jahr habe ich nicht so sehr meinem alten Leben nach getrauert. Nein. Ich hatte mich gefreut. Auf ein riesiges Abenteuer. Das wollte ich mir nicht von Heimweh versauen lassen.
Aber kann man dieses flaue Gefühl in meinem Magen eigentlich Heimweh nennen? Ich vermisse ja nicht mein Zuhause.
Ich vermisse nur ihn.
Leon.
Die Liebe meines Lebens.

I never want to stop making memories with you.

«𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚠𝚎 𝚖𝚎𝚝 » || 𝒂 𝑳𝒆𝒐𝒏 𝑮𝒐𝒓𝒆𝒕𝒛𝒌𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt