steps in the wrong direction

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„gewonnen!“
Wir befinden uns auf der Rückfahrt vom Stadion zum Trainingsgelände des FC Bayern. Thomas Müller hat mich zu einer Runde Scat eingeladen und ich bin gegen ihn gnadenlos untergegangen. Er ist nicht nur in Sachen Fußball ein Profi. Nun freut er sich, das er auch mich einmal im Scat abzocken konnte.
Zum Thema Profi im Fußball: ich dachte tatsächlich über all die Jahre, das alle Fußballer hochnäsig und geldgeil sind. Aber dieser Verein hat mich eines besseren belehrt. Hier beim FC Bayern spielt jeder mit Leidenschaft und Freude am Spiel. Diese Mentalität ist bei allen Spielern unglaublich stark. Alle sind trotz des Ruhms bodenständig geblieben und wissen zu schätzen was sie haben. Das bewundere ich an allen von ihnen.
„Tschüss Mila. Es war schön dich kennengelernt zu haben. Ich hoffe man sieht sich bald wieder.“ mit einem wechselnden Blick zwischen Leon und mir verschwindet Jo in sein Auto und fährt vom Platz. Wir stehen am etwas versteckten Parkplatz für die Spieler auf dem Trainingsgelände des Vereins. Die Kalte Februar Nacht hier in München macht mir zu schaffen. In dem dünnen Trikot fange ich an zu frieren. Kein Wunder. Es hat minus 2 Grad, von oben fällt ein leichter Schnee Regen auf uns herab und ein eisiger Wind weht um die Häuser.
Nach und nach verschwinden alle Spieler, und auch der Bus verschwindet. Nun stehen Leon und ich komplett alleine in der Dunkelheit der Nacht. Wir stehen für einige Zeit still nebeneinander und schauen in den Himmel. Es fühlt sich gut an. Das ist der perfekte Zeitpunkt. Einen besseren wird es nicht mehr geben.
„Leon...“ vorsichtig beginne ich meinen Satz. Der Lockenkopf wird sofort aufmerksam. „Ja Mila?“ noch einmal muss ich meinen letzten Mut zusammen nehmen, dann sprudeln die Worte nur so aus mir hinaus. „ich weiß noch genau, wie du dich am Flughafen neben mich gesetzt hast und nach meinem Tag gefragt hast. Weißt du, eigentlich rede ich nicht gerne mit Fremden über meine Probleme, aber bei dir war es von der ersten Minute an anders. Bei dir hatte ich nie das Gefühl,das du mir fremd bist. Du bist ein unglaublich guter Freund und ich möchte dich damit nicht verlieren aber...“ ich stocke. Ein dicker Kloß in meinem Hals verhindert das weiter reden. Ich habe einfach zu viel Angst Leon zu verlieren. „aber?“ fragend schaut Leon in meine Augen. „ich hab mich in dich verliebt.“ bringe ich kleinlaut hervor. Eine Zeit lang bleibt Leon wie versteinert stehen. Ich traue mich nicht etwas zu sagen. Als Leon keine Reaktion zeigt, kullert mir eine warme Träne die Wange herunter. Ist es jetzt vorbei? Hab ich mit der Aktion alles kaputt gemacht?
Ich drehe mich etwas von Leon weg und schaue in die Ferne.
Aufeinmal spüre ich eine Hand auf meiner Wange. Leon wischt sanft meine Tränen weg. Vorsichtig nimmt er mein Kinn in die Hand und dreht mich so, das ich nur noch wenige Zentimeter vor ihm stehe.
Mein Herz pocht wie wild. Ich kann seinen Atem auf meiner Haut spüren.
„ich mich auch Mila. Ich mich auch“
Mit großen Augen starre ich ihn an. Von einem auf den anderen Moment ist die Aufregung von gerade einfach weg. Alles ist so wie ich es mir vorgestellt habe. Leon ist in mich verliebt.
Vorsichtig legt mein Gegenüber seine Hände an meine Hüfte, so dass uns nur noch wenige Millimeter von einander trennen. In meinem Bauch fängt es wieder das Kribbeln an. Alles um uns beide herum scheint still zu stehen. Unsere Lippen treffen sich. Für einen Moment fühlt es sich so an als wäre die Zeit stehen geblieben.
Doch auch Momente, von denen man am liebsten nie los lassen würde, finden einmal ein Ende. Wir trennen uns aus Luftnot.
Mein Gegenüber weicht keinen Schritt von meiner Seite. „Dir ist sicher kalt“ bemerkt er. Als Antwort nicke ich nur. In meinem Kopf bin ich noch viel zu beschäftigt damit, alles zu realisieren, was gerade passiert ist. Da bleibt keine Zeit über die Bemerkungen meines Kumpels und angehenden festen Freundes nach zu denken.
Vorsichtig legt Leon einen Arm um meine Schulter und führt mich zu seinem Auto.
Auf der Fahrt bleibt es still zwischen uns beiden. Ich möchte das alles nicht zerstören, in dem ich frage, was wir nun jetzt sind. Selbst kann ich mir die Frage nicht beantworten. Leider. Leon scheint es genau so zu gehen. Deswegen lauschen wir schweigend der monotonen Stimme, die aus dem Radio erklingt und gerade über den heutigen Heimsieg der Bayern berichtet. In dieser Hinsicht bin ich stolz auf meinen Kumpel, oder angehenden Freund, ich weiß es nicht.
Kurz darauf hält Leon an.
Das aber nicht, wie erwartet, vor seinem Haus. Nein, wir stehen in der Hofeinfahrt, direkt vor meiner Wohnung.
Verwirrt schaue ich zu Leon. „es tut mir leid Mila. Ich kann das alles nicht.“ ohne einen Blick in meine Richtung steigt er aus und hält mir die Tür auf. Eine indirekte Aufforderung, jetzt zu gehen.
„Tschüs" bringe ich kleinlaut hervor. Ohne ein Wort oder einem Blick in meine Richtung verschwindet Leon in seinem Auto und fährt davon.
Da stehe ich nun. In der eisigen Kälte. Ganz allein. Mir laufen warme Tränen die Wange hinunter.
Ich hab alles kaputt gemacht. Ich war viel zu überstürzt. Was erwarte ich den von Leon.
Der Sturm draußen wird immer stärker. Die Regentropfen, die an mein Fenster prasseln beruhigen mich etwas.
Ich liege in meinem Bett und denke nach.
Hatte ich mich so sehr nach einer Beziehung gesehnt, das ich mir das mit Leon einfach schön geredet habe? Ich dachte wirklich, das er der ist, bei dem es für immer hält. Habe ich mich von übertriebenen Vorstellungen, wie es ist Spielerfrau zu sein anleiten lassen?
Habe ich ihm nicht genügend Zeit gegeben?
Hat er nie das gleiche gefühlt wie ich, sondern wollte mich bei unserem Kuss einfach nicht entäuschen?
Seit ich hier in Deutschland bin gibt es nur noch Probleme. Am liebsten würde ich jetzt einfach los. Los zu meiner Hostfamilie in den USA.
All diese Gefühle, die ich nicht zuordnen kann zurücklassen.
Mein ganzes Leben hier in Deutschland zurück lassen. Einfach noch mal neu anfangen. Das wäre ein Traum.
Aber Thea hat mir klar gemacht, das ich nicht immer vor meinen Problemen weg rennen kann. Irgendwann holt mich dann doch alles ein. Und damit hat sie auch vollkommen recht. Ich kann jetzt hier nicht weg. So sehr ich es auch möchte. In einer Woche geht das Uni leben wieder los. Der Alltag beginnt wieder. In den Staaten hatte ich nie einen Alltag. Jeder Tag war anders. Das Gefühl das sich nun auch in meinem Leben Stück für Stück die Normalität und die Neutralität einschleicht macht mir Angst. Ich möchte nicht das alles wird wie vor meinem Abenteuer. Die langen Tage am Campus, das ewige ackern für die nächste Klausur. Und das alles ohne ihn. Leon hatte mich in den letzten Wochen immer wieder dazu motiviert, etwas für die Uni zu machen. Woher ich diese Motivation jetzt nehmen soll weiß ich nicht. Ohne ihn ist mein Tag noch 100 Mal beschissener.
Ich höre einen Podcast und versuche dabei, meine Gedanken vom heutigen Tag abzulenken. Diese Methode zeigt Wirkung. Nach ein paar Minuten schlafe ich schon tief und fest.

Du wirst den richtigen finden. Hör nicht auf zu kämpfen, bis dein Herz ihm gehört. Wenn er es nicht annehmen möchte, ist er zu gut für dich!

«𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚠𝚎 𝚖𝚎𝚝 » || 𝒂 𝑳𝒆𝒐𝒏 𝑮𝒐𝒓𝒆𝒕𝒛𝒌𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt