«𝚃𝚑𝚎 𝙽𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚠𝚎 𝚖𝚎𝚝 » || 𝒂 𝑳𝒆𝒐𝒏 𝑮𝒐𝒓𝒆𝒕𝒛𝒌𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚

One last Time.

„Mama! Wann können wir endlich los?! " etwas genervt verdrehe ich die Augen.
„Gleich Finn. Ich packe nur noch eben was zu trinken ein." mit einem schnellen Handgriff schiebe ich die blaue Wasserflasche in meine Handtasche und gehe mit meinen Sohn nach draußen zum Auto.
„Kommt Tim auch?" fragend sieht Finn mich an, als ich mich auf den Fahrersitz des Autos fallen lasse.
„Natürlich Schatz. Wir treffen sie direkt vor dem Stadion!" sanft streiche ich mir noch eine Strähne aus dem Gesicht, bevor ich das Auto in Bewegung setzte und Richtung Stadion fahre.
Heute ist Leons letztes Spiel. Es tut mir weh zu sehen, wie traurig er die letzten Tage war. Der Fußball und der FC Bayern waren sein ganzes Leben lang eine Leidenschaft. Aber irgendwann geht alles zu Ende. Leon hatte in den letzten Jahren viele Titel mit seinem Verein gewonnen. Erst letzte Saison hatten sie es erneut geschafft, die Champions League zu gewinnen. Nach dem Titel hat er entschieden, das er alles in seiner Karriere erreicht hat. Mehr Titel kann man nicht gewinnen. Deswegen ist er zu dem Entschluss gekommen, mit seinen stolzen 39 Jahren seine Karriere zu beenden.
Ich freue mich, ihn mehr bei mir zu haben. Vorallem die Auswärtsspiele in der Champions League waren hart für mich und Finn, unseren inzwischen 13 jährigen Sohn. Finn kommt ganz nach seinem Vater. Schon mit 4 hat er angefangen Fußball zu spielen. Er liebt den Sport. Genau wie Leon.
Gemeinsam mit Tim, dem Sohn von Joshua und Lina spielt er in der U 15 von Bayern München. Natürlich sind die Väter der beiden sehr stolz, daß ihre Söhne in ihre Fußstapfen treten.
Trotzdem hat Leon unseren Sohn noch nie zu etwas gedrängt. Er versteht es, wenn er mal keine Lust auf die Schule hat oder früh schlafen geht, anstatt zu lernen.
Leon hat das damals alles selbst durchgemacht und weiß wie hart die Zeit ist.
Deswegen versucht er, jede freie Minute mit seiner Familie zu verbringen. Das weiß ich sehr zu schätzen. Er greift mir bei jeder Kleinigkeit unter die Arme. Ich liebe ihn immernoch so sehr, wie am ersten Tag.

„Tim!" Aufgeregt reißt Finn die Autotür auf und rennt seinem besten Freund entgegen.
Auch ich begrüße Lina mit einer Umarmung.
Joshua hat sich entschieden, noch eine Saison zu verlängern. Deswegen ist das Spiel heute nicht so emotional für sie. Natürlich hat das letzte Spiel der Saison mit überreichen der Meisterschale immer einen emotionalen Wert für uns alle. Aber wenn es dein letztes mal ist, das deine große Liebe unten auf den Rasen steht, ist es etwas ganz besonderes.

Zu viert machen wir uns auf den Weg zur VIP Lounge der Arena.
„Wie war Leon die letzten Tage so drauf?" fragend sieht meine beste Freundin mich an.
„Naja, so richtig hat er sich noch nicht mit seinem Karriereende abgefunden, aber ich glaube er ist froh, das er jetzt mehr Zeit mit Finn und mir verbringen kann.".
Lina nickt zustimmend und wirft einen Blick auf die beiden Jugendlichen. „Die Familie ist der größte Stolz unserer Männer!".
Sie weiß ganz genau wie viel Joshua seine Familie bedeutet.
In der Lounge angekommen treffen wir die anderen. Wir haben Thomas, Lisa, Manu, Lina, Joshua und Serge nach dem Spiel zum Essen bei uns eingeladen. Einen entspannten Fifa Abend, wie ihn die Jungs vor uns so oft veranstaltet haben.
„Hey ihr beiden! Na wie geht's?!" Manu begrüßt erst unsere beiden Nachwuchstalente mit einem High Five, dann zieht er uns in eine Umarmung.
„Wie läufts auf dem Platz?" erkundige ich mich bei ihm.
„Wir haben einige gute Talente, denen ich meine Nachfolge zu trauen würde. Ich bin froh, daß alle so motiviert mitarbeiten!" begeistert erzählt Manuel Neuer von seiner neuen Arbeit als Torwart Trainer beim FC Bayern Campus. Er und Thomas haben schon vor ein paar Jahren ihre Karriere beendet. Sind aber noch oft hier an zu treffen. Sie leben für diesen Verein. Auch Thomas hat den Trainerschein gemacht und ist jetzt Cheftrainer der U19 des FC Bayern. Finn kann es kaum erwarten, endlich alt und gut genug zu sein, um in seinen Team zu spielen.
„Was tippt ihr für das heutige Spiel?" fragt Lisa, die plötzlich neben uns auftaucht.
„2 zu 1 für Bayern! Und Papa schießt ein Tor!" sagt Finn begeistert. „und mein Papa schießt das zweite Tor!" fügt sein bester Freund hinzu.
Es erwärmt mir jedesmal das Herz, zu sehen, wie sehr sie den Fußball lieben. Sie sind damit aufgewachsen und lieben den Sport über alles.

„Jaaaa!" ich springe auf und reiße die Arme in die Höhe. Leon hat gerade ein Tor geschossen.
Als auf den großen Bildschirmen an ihn heran gezoomt wird, sehe ich, das er als Torjubel ein Herz ins Publikum zeigt.
Die Fans des Vereins waren ihm immer sehr wichtig und es ist schön zu sehen, das er sich bei seinem letzten Tor auch bei ihnen bedankt.
Der Rest des Spieles geht unglaublich schnell um und es dauert nicht lange, bis wir nach der Übergabe der Meisterschale unten auf dem Rasen des Stadions stehen, um Bilder mit Leon zu machen.
Ich bin so verdammt stolz auf die Jungs. Noch vor zwei Jahren, hatten sie eine schwierige Zeit. Die Mannschaft befand sich im Umbruch. Viele alte Spieler haben aufgehört und neue, junge Talente sind nach gekommen. Daran mussten sich die Spieler erst gewöhnen und die Spielweise anpassen. In diesem Jahr haben sie den Titel knapp verpasst und Leipzig hatte die Schale gewonnen.
Das war ein harter Rückschlag für den Verein.
Doch in der nächsten Saison haben sie gezeigt was sie drauf haben. Sie haben alles gewonnen. Die Champions League. Die Klub WM. Und die Meisterschaft.
Im DFB Pokal haben sie leider im Elfmeterschießen gegen Dortmund verloren.

Mein Blick geht suchend durch die Menge, bis ich den von Leon treffe.
Er unterhält sich gerade mit Jamal, der inzwischen Kapitän der Mannschaft ist, kommt aber sofort zu mir, als er mich entdeckt.
„Hey Schatz!" Er beugt sich zu mir runter und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Auch nach 18 Jahren Beziehung ist das etwas ganz besonderes für mich. Ich liebe ihn so unglaublich sehr.
Wir machen viele Fotos, gemeinsam mit Finn und den anderen. Nach einer dreiviertel Stunde verschwinden die Spieler aber langsam, um sich um zu ziehen.
Auch Leon und Joshua gehen in die Umkleiden.
Lina, Tim, Manu, Serge, Thomas, Lisa, Finn und ich warten vor den Kabinen in den Katakomben.
„Es ist komisch nicht mehr regelmäßig hier zu sein!" bemerkt Manu und sieht sich seufzend um.
Nickend stimmen Thomas und Serge ihm zu.
Eine Weile bleibt es still zwischen uns, jeder hängt seinen Gedanken nach.
Nach einer Weile kommen Jamal und Leon aus der Kabine. Dicht gefolgt von Joshua.
„Können wir los?" fragend blickt Serge in die Runde.
Alle stimmen zu und wir verteilen uns auf unsere Autos.
Gemeinsam werden wir zu Leon und meinem Haus fahren, wo wir einen gemütlichen Abend verbringen werden.
„Mama, kann ich bei Tim mit fahren?" aufgeregt zupft Finn an meinem Ärmel und sieht mich mit flehendem Blick an.
„Hast du Lina schon gefragt?"
Eifrig nickt Mein Sohn.
„Na dann." ich nicke und er rennt sofort zu Lina und Joshuas Auto.
Ehrlich gesagt habe ich nicht viel da gegen. So habe ich noch etwas Zeit mit Leon alleine. Man sieht ihm an, wie schwer ihm der heutige Tag fällt.

„Danke das ihr heute alle gekommen seid. Es war schön, euch an so einem Tag um mich zu haben!" beendet Leon seinen Satz und zieht seine Freunde zum Abschied in eine Umarmung.
Finn übernachtet heute bei Tim. Joshua hatte nichts dagegen und ich bin froh um jeden Morgen, an dem Leon und ich nicht um 5 Uhr morgens von unserem Sohn aus dem Bett gehauen werden.

„ich liebe dich" flüstere ich.
Leon und ich sitzen noch eine Weile draußen im Garten.
„ich dich noch mehr!" antwortet er leise und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich sehe ihm tief in die Augen und verliere mich für eine Weile in ihnen.
Ich denke an alles zurück das wir gemeinsam erlebt haben.
An 18 Jahre gemeinsam.
Ich liebe diesen Mann so unglaublich sehr.
Mit ihm bin ich der glücklichste Mensch der Welt.
Leon legt sanft seinen Oberarm um mich.
„Danke für alles!" flüstere ich leise und sinke in seinen starken Armen zusammen, als mir eine Träne die Wange runter kullert. Wie habe ich diese perfekte Beziehung nur verdient. Ich weiß es nicht. Aber ich werde mein ganzes Leben nicht aufhören dankbar dafür zu sein, Leon zu kennen.
Ich liebe ihn.

- „Langen Tag gehabt?" ich zucke zusammen. Anscheinend war ich so vertieft in mein Handy, das ich gar nicht bemerkt habe, das sich jemand neben mich gesetzt hatte. Es ist ein gutaussehender, junger Mann mit braunen Locken. -
-Vorsichtig legt mein Gegenüber seine Hände an meine Hüfte, so dass uns nur noch wenige Millimeter von einander trennen. In meinem Bauch fängt es wieder das Kribbeln an. Alles um uns beide herum scheint still zu stehen. Unsere Lippen treffen sich. Für einen Moment fühlt es sich so an als wäre die Zeit stehen geblieben.-

ENDE.