Prolog

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Am Anfang waren die sieben Götter. Sie waren der Ursprung, denn sie erschufen und zerstörten. Gemeinsam schufen sie eine Welt, in der das Leben erblühte und verging – ein großer Kreislauf aus Geburt und Tod.

Zir war der Gott der Erde, welcher den Boden formte. Sou, die Göttin des Wassers, welche die Erde mit Wasser überzog. Hava, die Göttin der Luft, welche die Hülle aus Luft um diese zog. Ut, der Gott des Feuers, welcher dieses tief in der Erde vergrub, sodass es dort wartete, an die Oberfläche zu kommen, und Yashen, der Gott des Blitzes, welcher den Himmel und die Wolken erschuf.

Diese fünf Götter formten die Welt, in der Leben entstehen und vergehen sollte. Sie erschufen Pflanzen und Tiere, welche diese bevölkerten. Doch sie waren nicht alleine, sollten es nicht bleiben.

Die Zwillingsgötter Aye und Koyash legten die Hände aneinander und schlossen die Augen. Daraufhin erschufen sie zwei Rassen, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Aye, die Göttin des Mondes, wählte fünf Rassen aus den Tieren aus und berührte diese. Diese öffneten die Augen und begannen zu sprechen. Sie richteten sich auf und nahmen die neue fleischliche Hülle an, die die Göttin ihnen gab – eine menschliche Hülle, sodass sie alle dieselbe Sprache sprachen, dieselben Dinge sahen, dieselben Dinge dachten, doch tief im Herzen blieben sie die Tiere, die sie einst waren.

Zunächst erhob sich das Volk der Lobo – die Wolfwandler. Ihnen folgten die Pusa, welche die Wildheit ihrer Raubkatzen in sich trugen. Die Madala, welche von den Bären abstammten, waren die nächsten und das Volk der Fuchswandler – die Soro – taten es ihnen gleich. Zuletzt erhoben sich die Angehörigen der Ibon, welche als Raubvögel den Himmel eroberten.

Koyash sah die wundervolle Schöpfung seiner Schwester und biss sich in den Finger. Tropfen aus Blut rannen dem Sonnengott über die Hand und fielen auf die Erde. Aus ihnen entstanden die Vampire. Sie erhielten ebenfalls eine menschliche Hülle, doch sie besaßen keine tierische Hälfte wie die Rasse der Tierwandler. So gab er ihnen wie diese Fangzähne, Krallen und einen scharfen Geruchssinn.

Doch es geschah etwas, womit die Götter nicht rechneten. Die Schöpfung des Sonnengottes, aus seinem Blut geboren, verspürte einen Hunger nach Blut und stillte diesen ohne Zurückhaltung. Ein Krieg brach aus, die Tierwandler kämpften gegen die Vampire. Leben um Leben wurde ausgelöscht.

Voll Trauer schauten die Zwillingsgötter auf ihre Schöpfung, die anderen Götter voll Wut. Sie legten sie erneut die Hände zusammen und sprachen einen Fluch, der das Leben der beiden Rassen für immer veränderte.

Der Fluch entfaltete sich, doch der Kampf dauerte an. Als beide Seiten genug Verluste erlitten hatten, hielten sie inne. Die Vernunft, die sie erhalten hatten, ließ sie die Waffen niederlegen und zu Worten greifen. Die Vampire wussten, dass sie ohne das Blut der Tierwandler nicht überleben konnten, die Tierwandler, deren Lebensspanne kein Jahrhundert maß, wussten, dass sie gegen die beinahe unsterbliche Rasse unterlegen waren. Keiner konnte gewinnen.

Sie teilten die Welt in zwei Gebiete und jedes Volk wählte fünf Vertreter. Diese Anführer herrschten über ihren Teil, sorgten dafür, dass der Friede gewahrt wurde. Doch dieser war an eine Bedingung geknüpft. Einmal im Jahr erhielten die Oberhäupter der Vampire ein Geschenk – einen Tierwandler. Dieser wurde jedes Jahr aus einem der fünf Tiervölker ausgewählt. Niemand wusste, was mit diesen geschah, denn sie kehrten niemals wieder zurück.

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