Kapitel 4

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Er erschrak und versteckte sich instinktiv unter der Decke. Die Türe öffnete sich und ein Vampir mit kurzen dunkelblonden Haaren und hellbraunen Augen schaute herein. „Darf ich eintreten?", fragte dieser mit einem warmen Lächeln.

Cayden schaute ihn nervös an, nickte jedoch. Dieser kam schließlich herein und hielt ein Tablett mit einer weiteren Mahlzeit in der Hand. „Ihr müsst ausgehungert sein, junger Mann", sagte dieser freundlich und ging zu dem kleinen Tisch, um dieses abzustellen.

Der junge Wolf setzte sich auf, darauf bedacht, dass die Decke ihn hüftabwärts bedeckte. Als der Vampir auf seine Brust schaute, runzelte er kurz die Stirn, was Cayden verwirrte. Er nickte nur und nahm dankend den Teller an, der ihm gereicht wurde.

„Darf ich Euch Gesellschaft leisten, junger Herr?"

Erneut nickte Cayden, schaute ihn vorsichtig an. Er wirkt in Ordnung, doch das kann alles nur Fassade sein.

„Entschuldigt, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt", sagte der Vampir und nahm einen Stuhl, auf den er sich setzte. „Mein Name ist Sim und ich bin der Verwalter des Hauses. Wie ist der Eure? Wie ist Euer Wohlbefinden?"

Der Wolfwandler schaute ihn für einen Moment prüfend an. „Mein Name ist Cayden." Dann schaute er auf seine Hände. Auf die zweite Frage wollte er nicht antworten, denn er wusste nicht, was er nun tun sollte. Wieso saß der Vampir so ruhig neben ihm, schaute ihm beim Essen zu?

„Habt Ihr Fragen, die ich Euch vielleicht beantworten kann, immerhin seid Ihr an einem für Euch unbekannten Ort?", fragte Sim und schaute ihn immer noch mit einem leichten Lächeln an.

„Ist es in Ordnung, wenn wir die Förmlichkeit lassen? Ich bin in keiner Position, um diese zu erhalten", sagte Cayden und Sim nickte, wenn er auch mit dem Zweiteren nicht einverstanden war. „Was passiert nun mit mir?" Diese Frage hing wie ein Damoklesschwert über ihm.

Sim runzelte die Stirn und antwortete: „Ich bin mir nicht sicher. Ihr seid unser Gast und werdet die kommende Zeit hier verbringen."

Ein Schnauben entkam dem Lobo. „Gast? Wohl eher Gefangener." Er hatte es sich nicht verkneifen können, doch die Bitterkeit in seiner Stimme schwang deutlich mit. Er rieb erneut über den Hals und der Vampir nahm diese unterbewusste Geste sofort wahr.

Ach Lucas, was hast du getan? Wieso hast du ihn direkt nach dem Aufwachen markieren müssen? Das und die blauen Flecken an den Handgelenken des jungen Mannes waren deutliche Hinweise, dass Lucas keinen guten ersten Eindruck hinterlassen hatte. Er wirkt jedoch nicht so, als hätte er Angst. Sim beobachtete genau die Reaktionen von Cayden, um ihn besser einzuschätzen. „Dem widerspreche ich. Es steht dir frei durch das Haus zu gehen und in Begleitung sicherlich auch den Garten zu besuchen. Das Halsband ist nur eine vorübergehende Maßnahme, mein Herr wird es dir sicherlich bald abnehmen."

Das überraschte Cayden. „Ich darf das Zimmer verlassen?"

Nun war es der Vampir, der die Überraschung nicht verbergen konnte. „Aber natürlich. Ich werde dir mit Freuden das Anwesen zeigen, sobald du dich genügend ausgeruht hast. Kleidung wurde für dich vorbereitet und du kannst ein Bad zu Entspannung nehmen. Die letzten Stunden waren sicherlich anstrengend für dich."

Cayden spürte Erleichterung. Er war hier nicht eingesperrt. Das Halsband war zwar eine Fessel, doch keine, die ihn beeinträchtigte, da er so oder so nicht in der Lage war, seine Tiergestalt anzunehmen. Für andere Tierwandler wäre dieser Umstand schlimmer gewesen, da ihre wilde Tierseite aufbegehrte, wenn man sie zu lange einsperrte. Nicht wie ich... Wenigstens hatte sein Defekt einmal eine gute Seite. „Es gibt also auch nette Vampire", rutschte ihm heraus und im nächsten Moment bereute er es. „Entschuldige, ich bin nicht ganz bei mir." Er hatte gerade wirklich die vielleicht einzig nette Person in diesem Anwesen beleidigt.

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