Kapitel 23

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Caydens Hände wanderten zu dem Notizbuch, in das seine Mutter immer geschrieben hatte. Vorsichtig schlug er es auf. Tränen stiegen in seine Augen, als er ihre Handschrift erkannte. Er klappte es zu. Noch war er nicht bereit, es zu lesen. „Kann ich die Bücher meiner Mutter mitnehmen?", fragte er leise, seine Stimme zitterte.

„Natürlich. Außer dir kann sie so oder so niemand lesen. Bring sie wieder zurück, wenn du sie nicht mehr benötigst", sagte Kean mit warmer Stimme. Er wusste, wie schwer es Cayden fiel. Nicht nur dessen zitternde Hände, sondern auch die Art, wie er mit unendlicher Vorsicht die Bücher in einen Beutel verstaute.

Schweren Herzens riss sich Cayden von dem Schreibtisch los. Er ging zu den Bücherregalen und setzte seine ursprüngliche Suche fort. Schon nach kurzem sah er einen dunkelblauen Buchrücken. Er zog das Buch aus dem Regal. Verschlungene, goldene Buchstaben waren auf dem Buch verteilt und das Relief eines Vampirs, welcher die Hand nach rechts ausstreckte. Es waren deutliche Altersspuren zu sehen. Die Seiten waren leicht gelb und gewellt, doch die Buchstaben waren gut erkennbar, als er dieses aufschlug.

Er blätterte zur ersten Seite und erstarrte. Dort stand eine handgeschriebene Nachricht und die Handschrift war die seiner Mutter, daran hatte er keinen Zweifel. Mit den Fingern fuhr er die Worte nach.

Wenn du nicht suchst, kannst du nicht finden.

Schließe deine Augen, dann wirst du sehen, was dir verborgen bleibt.

In Liebe,

deine Mutter

Seine Hände zitterten. Die Worte waren in der Altsprache der Vampire geschrieben. Sie konnten nur an ihn gerichtet sein. Mum. Er klappte das Buch zu und wischte sich die Tränen fort, die über seine Wangen liefen und in den Stoff seinen Gesichtsschleiers drangen.

Mit Vorsicht verstaute er auch dieses Buch. Dann gingen sie zurück zum Empfangszimmer. Er brauchte die Nähe seines Gefährten, die Emotionen drohten ihn zu überwältigen. Als er das Zimmer betrat, hörten die beiden Männer darin auf zu sprechen.

„Wie dem auch sei, ich denke, wir sind uns einig", sagte Lucas und öffnete seine Arme, sodass sich Cayden an ihn lehnen konnte. Sanft strich er über dessen Haare. Er spürte die aufgewühlten Gefühle, die in seinem Liebsten herrschten.

Ich habe es.

„Gut. Ich lade euch ein, die Nacht hier zu verbringen. Ihr seid beide sicherlich erschöpft und ihr könnt morgen früh mit neuer Energie starten", sagte Rafe.

Beide wussten, dass er noch etwas Zeit mit Cayden verbringen wollte. Lucas überließ die Entscheidung seinem Gefährten. Dieser hatte eine deutliche Antwort. „Wir nehmen mit Freuden dein Angebot an", sagte der Vampir und sofort erhellte sich Rafes Gesichtsausdruck. „Wir würden das Zimmer aufsuchen und uns etwas ausruhen."

Rafe nickte. „Ich werde euch holen, sobald das Abendessen angerichtet wird. Ruht euch bis dahin aus."

Sie standen auf und Kean brachte sie auf ein Gästezimmer. Cayden löste den Schleier, nachdem Lucas sichergestellt hatte, dass die Tür festverschlossen war. Er legte sich auf das Bett und winkte seinen Liebsten zu sich. Lucas zog sich seine Schuhe und Oberteil aus, legte sich daraufhin zu seinem Lobo. Dieser kuschelte sich an seinen Vampir und beruhigte sich.

„Willst du darüber reden?", fragte Lucas, während er sanft durch die Haare seines Gefährten strich.

Cayden schüttelte den Kopf. Noch nicht. Er wollte seinem Liebsten einfach nur nahe sein und dieser akzeptierte das. Sanft atmete er durch und genoss die sanften Streicheleinheiten.

Ich muss es wissen. Nachdem er sich emotional beruhigt hatte, setzte er sich auf und sein Vampir tat das Gleiche. Er zog das Märchenbuch aus dem Beutel und setzte sich zwischen Lucas' Beine, lehnte sich an seine Brust. Dieser schloss wie selbstverständlich seine Arme um ihn.

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