„Wir sind froh, dass es ihm gut geht, und sind dankbar, dass Ihr ihn wieder zu uns gebracht habt", erklang eine Stimme hinter Lucas. Er wusste, dass ein Lobo sich hinter ihn gestellt hatte und erkannte diesen. Er hatte Cayden in die Bibliothek begleitet.
„Wie darf ich das auffassen?", sagte er in einer neutralen Stimme.
„Mit Verlaub, doch es ist mir und vielen anderen klar, dass Euer Begleiter Rafes kleiner Bruder ist. Seine Silhouette, seine Haltung, seine Bewegungen, doch vor allem hat unser Anführer sich verraten. Am Tag, an dem er Cayden entsendet hatte, war er zu Stein erstarrt, er war nicht derselbe. Doch seit Eurem Besuch und vor allem nach dem ersten Brief ist er endlich wieder zu dem geworden, den wir so lieben. Man musste nur eins und eins zusammenzählen. Zudem haftet der Geruch von ihm an Euch."
Lucas hörte schweigend zu. Er hat hier seine Kindheit verbracht, lange gelebt. Natürlich würden sie ihn erkennen. Damit hatte er rechnen müssen. „Er wird trotz allem mit mir zurückkehren", sagte er.
Kean nickte nur. „Das wissen wir und wir wissen auch, dass er bei Euch glücklich ist. Ihr gebt ihm das, was wir ihm nicht geben konnten. Solange wir ihn ein paar Mal im Jahr sehen, sind unsere Herzen beruhigt."
Der Vampir verlor für einen Moment seine Maske, die er aufgesetzt hatte. Kean konnte die Liebe sehen, die in dessen Augen stand. Es stimmt also wirklich. In dem Moment schaute Cayden zu Lucas und jeder konnte es sehen, konnte es fühlen. Zwischen diesen war ein Band, welches beide miteinander verband.
Cayden hörte Rafes Erzählungen von den vergangenen Monaten mit an und lächelte. „Nun aber zu dir, Cay, wie ist es dir ergangen?", fragte Rafe. Cayden hatte sich in den Briefen sehr vage gehalten.
„Wir sind glücklich und ich werde langsam in die Gesellschaft eingeführt. Lucas' Stellvertreter trainiert mich, sodass ich mich verteidigen kann und ich bin nun ein Gelehrter der Schrift bei ihnen. Ich übersetze alte Schriften aus der Altsprache. Er hat eine unglaubliche Bibliothek, ein wahrer Schatz."
Rafe konnte die Freude in der Stimme seines kleinen Bruders hören und auch die Liebe, wenn er von Lucas sprach. Der Vampir war gut zu ihm, schien ihn zu vergöttern. Die Erzählungen erinnerte ihn an seine Eltern und das nahm ihm die Anspannung. Er ist glücklich.
„Erst vor kurzem war ich auf einem Ball und habe Kessi getroffen", sagte er mit einem Strahlen.
Überraschung machte sich auf Rafes Gesicht breit. „Kessi? Die, die vor fünf Jahren-", doch er brach ab.
Cayden nickte.
Es beruhigte Rafe, dass alle Offerings gut behandelt wurden und glücklich zu sein schienen. Das stärkte sein Vertrauen in seinen neuen Schwager und änderte auch das Bild, das er von Vampiren hatte. „Nun aber zurück, du trainierst?", fragte er mit belustigter Stimme. Er wollte nicht böse klingen, doch sein Bruder war der untalentierteste Kämpfer, den es gab – und das wäre eine Untertreibung.
Der Lobo boxte Rafe gegen die Schulter. „Hey. Ich bin gar nicht so schlecht, du Kasper." Cayden sah den ungläubigen Blick auf dem Gesicht seines Bruders und stemmte beide Hände in die Hüfte. „Du glaubst mir nicht."
Rafes lautes Lachen hallte durch den Garten und einige weiter entfernte schauten neugierig zu ihnen.
Cayden zeigte mit dem Finger auf den Anführer der Lobo und sagte herausfordernd: „Greif mich an und ich lege dich auf den Rücken."
Sich immer noch krümmend vor Lachen, versuchte Rafe etwas zu erwidern. „Ach komm schon, Cay. Wir wissen beide, dass du zwei linke Hände und Beine hast, wenn es ums Kämpfen geht." Er beruhigte sich etwas. „Aber gut, kleiner Bruder, zeig mir, was du gelernt hast." Rafe stellte sich in Kampfposition, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.
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The Offering ✅️
ParanormalRafe ballte die Fäuste, sein Blick wurde finster, dann sprach er die Worte, die Cayden niemals zu hören geglaubt hatte: „Cayden, du bist das Offering für dieses Jahr." In diesem Moment wurde Cayden klar, was das für ihn bedeutete. Ich soll geopfert...