Kapitel 26

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Lucas öffnete die Augen und schreckte hoch. Er spürte es sofort – er war alleine, Cayden war nicht bei ihm. Sofort suchte er die Umgebung ab. Doch anstatt Cayden sah er eine männliche Silhouette am See. Er hatte Haare in der Farbe der Sonne und trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil, welches die Arme freiließ. Über diese zogen sich schwarze verschlungene Symbole, die Lucas bekannt vorkamen. Das sind Fesseln.

Das Gesicht des Mannes drehte sich zu ihm und er schaute in goldene Augen. Gott. Er wusste es sofort. „Gott Koyash", sagte er, als er vor diesem stand.

Mit ernstem Blick schaute Koyash zu ihm und sagte: „Setz dich."

Wie ihm geheißen, nahm Lucas neben ihm Platz. Der Blick des Gottes war auf den Mond gerichtet, welcher sich im See widerspiegelte. Eine tiefe Sehnsucht stand in diesen.

„Wir haben nicht viel Zeit", sagte die mächtige Stimme des Gottes.

Jedes Wort, das Koyash sprach, brannte sich in Lucas' Gedächtnis. Er wusste nicht, was er darauf erwidern konnte.

„Wenn du den Fluch nicht brichst, wirst du ihn verlieren. Der Wolf ist noch nicht vollständig erwacht, auch wenn ihr es glaubt. Wenn er die Wandlung jedoch abschließt, ist eure Zeit abgelaufen. Entweder ihr brecht den Fluch oder er wird sterben."

„Warum?", erwiderte Lucas, Angst machte sich in seiner Brust frei.

„Cayden ist ein Mondfragment, er trägt einen Teil von Aye in sich, so wie du einen Teil von mir trägst. Wenn ihr den Fluch nicht brecht, werdet ihr wie wir auseinandergerissen", sagte Koyash.

Lucas ballte die Faust. „Aber wie sollen wir diesen Fluch brechen?", fragte er wütend. Er konnte Cayden nicht verlieren, er hatte so lange auf ihn gewartet.

»Wenn der Mond und die Sonne sich berühren,
vergeht die Finsternis, getaucht in silbernes Licht.
Der weiße Wolf erwacht in den Farben des Mondes getaucht,
verlässt den tiefen Schlaf.
Gemeinsam vereint er Sonne und Mond,
löst das Band der Verdammnis um die Herzen.
Dem ersten Atemzug folgt die Stille,
ergreife die Fessel und zerreiße sie,
doch nur ein Opfer kann den Frevel begleichen.«

Für einen Moment sah er einen tiefen Schmerz in Koyashs Augen, dann spürte er dessen Hand an seiner linken Brust.

„Verzeih mir", waren die letzten Worte bevor auch Lucas von der Finsternis umschlossen wurde.

༻✧༺

Als beide die Augen öffneten, stand die Sonne am Horizont. Langsam erhoben sie sich und setzten sich auf. Beide schauten sich in die Augen und wussten es. Ihr Blick fiel auf die Brust des jeweils anderen und sie sahen das Zeichen. Auf Lucas' Brust prangte ein Kreis mit einem Punkt in der Mitte, auf Caydens ein schwarzer Sichelmond, der nach oben geöffnet war. Sie trugen die Zeichen der Götter.

Als Cayden und Lucas zur Kutsche zurückkehrten, spürten die beiden Vampire sofort die Veränderung. Sie sahen das Zeichen an Lucas' Hals, doch sie schwiegen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Hause.

In der Kutsche saß Cayden in Lucas' Umarmung. Beide waren in Gedanken versunken. „Ich bin der Wolf aus der Prophezeiung", durchbrach Cayden die Stille.

Lucas zog ihn enger in die Arme. „Ja." Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, das Cayden der schlafende Wolf gewesen war. Nun standen sie beide am Abgrund – ein Fehler und sie würden von diesem verschlungen werden.

„Wie sollen wir den Fluch brechen?", fragte Cayden und die Verzweiflung war ihm deutlich anzusehen. Ayes Worte schwirrten ihm immer wieder im Geist herum. Er hatte Angst, Angst Lucas zu verlieren.

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