Kapitel 8

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Cayden lag zusammengerollt auf dem Boden. Die Bilder, wie Lucas wutentbrannt den Vampir an die Wand gepresst hatte, standen ihm immer noch vor Augen. Er zitterte, denn eine solche elementare Angst hatte er noch nie gefühlt. Die Tränen liefen über seine Wangen und er konnte nicht atmen. Er hätte ihn getötet, einfach so.

Lucas wollte zu seinem verletzten Wolf gehen, doch zuvor musste er nach seinem besten Freund sehen. Er ging zu Sim und zog ihn leicht an sich, inspizierte die Kopfwunde. Flatternd öffneten sich dessen Lider. Ich hoffe, er hat sich nicht ernsthaft verletzt.

„Es tut mir leid, ich konnte ihn nicht beschützen", erklang es leise.

„Spar dir deine Energie, du musst gesund werden", erwiderte er. Sanft biss er sich in die Hand und setzte diese an Sims Lippen an. Dieser öffnete erstaunt den Mund, wollte protestieren, doch Lucas hielt ihn ab. „Trink, damit ich sicher sein kann, dass deine Wunden heilen. Ich werde nicht meinen besten Freund verlieren."

Die Worte gingen tief und Sim sah die Gefühle in Lucas' Augen. Das Band zwischen ihnen war stark. Ich werde dich auch niemals allein lassen, mein Freund. Also nahm er die großzügige Geste an und trank. Schon nach dem ersten Schluck spürte er, wie seine Wunden zu heilen begannen. Das war nicht verwunderlich, denn Lucas war alt und mächtig.

Ein anderer Angestellter kam mit gesenktem Kopf, half Sim auf die Beine. Er würde ihn in den Krankenflügel bringen und sich um ihn kümmern. „Raja, es tut uns leid. Wir-", begann der junge Vampir, doch Lucas hob nur die Hand.

„Ihr hättet nichts tun können. Macht euch keine Vorwürfe, es war die richtige Entscheidung, eure Leben nicht sinnlos fortzuwerfen", beschwichtigte er seine Angestellten, die nur dankbar nickten. Lucas war vielleicht eher kühl nach außen, doch er war fair und sie waren froh unter ihm arbeiten zu dürfen.

Nachdem er Sim in guten Händen wusste, lief er zu Cayden, der immer noch am Boden lang. Sein ganzer Körper zitterte und es brach Lucas das Herz, ihn so zu sehen, so zerbrechlich. Das habe ich nicht gewollt. Er war der mächtigste Vampir der Gegenwart und doch hatte er seine zweite Hälfte nicht beschützen können. Schweigend ging er vor seinem Lobo auf die Knie.

Cayden hatte Lucas' Geste gegenüber Sim gesehen, hatte dessen verletzlichen Ausdruck gesehen, der nichts mit dem Monster von zuvor gemeingehabt hatte. Ich habe Angst. In den Augen des Vampirs vor ihm stand ein Schmerz, der tief ging. „Ich werde dich nun anfassen, Chechak. Bitte versuch es für kurze Zeit zu ertragen", erklang dessen weiche Stimme, die voll Traurigkeit war.

Warme Arme schoben sich unter Cayden und er wurde angehoben. Den ganzen Weg zum Schlafgemach zitterte er, konnte die Tränen und sein Schluchzen nicht zurückhalten, während er an die warme Brust gedrückt war.

Jeder Schritt war die Hölle, denn die Tränen seines Kalash tränkten sein Oberteil. Wenn ich doch nur etwas früher zurückgekommen wäre. Sanft legte er ihn auf dem Bett ab und holte ein Tuch. Erneut kniete er sich vor den jungen Wolf und sagte: „Ich werde deine Kleidung entfernen und dich verarzten. Wenn du das nicht möchtest, werde ich jemand anderen darum bitten."

Schweigen, nur ein leichtes Nicken. Sanft zog er das zerrissene Oberteil aus und die Hose, darauf bedacht, Cayden nicht wehzutun. Mit dem Tuch wischte er das Blut ab und nahm etwas Salbe, um die Wunden einzureiben. Der blaue Fleck auf dessen Bauch schmerzte, doch die sich färbende Wange noch mehr. Sanft tupfte er die Blutspuren an dessen Wange ab und rieb die Krallenspuren mit der Salbe ein. Lucas wusste, dass auf dessen Rücken ebenfalls Verletzungen waren. Caydens Schrei war ihm durch Mark und Bein gegangen und das Bild, wie Keirs Krallen in seinem Nacken versenkt waren und er an dessen Haaren riss, brannte ein Loch in seine Seele. Er löste den Halsring und legte ihn auf den Tisch.

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