Kapitel 27

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Am nächsten Tag trafen alle fünf Krieger im Besprechungszimmer zusammen. Josen und Laina berichteten von ihrer Zusammenarbeit mit den anderen Vertretern aus den anderen Reichen. Sie berichteten von den Ansätzen und Spuren, aber auch von den Opfern. Zwei der verschwundenen Lobo waren tot aufgefunden worden. Die Angreifer wurden aggressiver. Es konnten mehrere Entführungen verhindert werden, doch als sie begonnen hatten, nun auch Verwandte der Offerings zu entführen, waren seit der letzten Sitzung zwei weitere Opfer zu beklagen.

Die Vampire wurden nervös und die hier lebenden Tierwandler ebenfalls. Manche spielten mit dem Gedanken, in ihre Heimat zurückzukehren, was fatal wäre. Ulian hatte alles unter Kontrolle, keine Unruhen in ihren eigenen Reihen.

Nun waren Zenia und Elion an der Reihe. „Cayden macht gute Fortschritte. Ich denke, er kann sich gegen Krieger der Mittelklasse ausreichend verteidigen. Sollte jedoch ein gut ausgebildete Angreifer kommen, wird es ein Glücksspiel. Wir werden uns in den nächsten Wochen auf die Verteidigung gegen Entführung oder gewaltsame Verschleppung konzentrieren", sagte Zenia und Elion nickte. Sein Kontrollverlust wurde nicht angesprochen.

„Gut", sagte Lucas und nickte. „Nun wird es Zeit, euch auf den neusten Stand zu bringen."

Die fünf Krieger und Sim schauten zu Lucas, dessen Gesicht deutlich machte, dass es ihm todernst war. „Ich möchte nun, dass mich jeder von euch in seinen Geist lässt. Ich werde mich nur eurer Loyalität versichern." So etwas hatte Lucas noch nie getan. Ihnen war nun allen klar, dass es hier um etwas ging, das von einem Stellenwert war, den sie noch nie erreicht hatten. Sie nickten nur und nacheinander öffneten sie sich.

Lucas wusste nun um deren Loyalität, atmete beruhigt aus. Er zog sein Oberteil auf der rechten Seite zur Seite und entblößte das Bissmal. „Cayden hat seine erste Wandlung durchgemacht." Das war für Sim nichts neues, Lucas hatte ihn bereits darüber unterrichtet. „Er ist der weiße Wolf."

Keiner sagte etwas, der Schock war allen anzusehen, auch Sim. Nun war ihnen klar, wieso ihr Anführer diesen drastischen Schritt getan hatte. Sein Gefährte war der Wolf aus der Prophezeiung und damit das Ziel der Angreifer.

Cayden schaute zu Boden, ballte die Faust.

„Raja, wir werden alles tun, um deinen Gefährten zu schützen. Er wird keinen Moment mehr alleine verbringen, bis wir die Angreifer gefasst haben", sagte Zenia und alle stimmten zu. Sie waren sich einig, sie würden alles tun, um Cayden zu beschützen.

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Die nächsten drei Wochen blieb es ruhig, es passierte nicht viel. Es wurde ein weiterer Lobo tot aufgefunden, die Suche ging weiter und die Zeit verging. Ein weiterer Monat verging. Cayden suchte nach der Antwort in den alten Schriften, doch er wurde nicht fündig. Seit dem Tag seiner ersten Wandlung hatte sich seine Wölfin nicht mehr gezeigt. Auch wenn er nun schneller und agiler war, seine Instinkte geschärft, so hatte er die Wandlung nicht ein zweites Mal vollziehen können. Auch nach mehreren Rücksprachen mit seinem Bruder war das Ergebnis dasselbe.

Wie so oft fiel sein Blick auf den Beutel, den er fein säuberlich auf dem Tisch platziert hatte. Seit dem Besuch bei seinem Bruder hatte er diesen nicht mehr geöffnet. In diesem lag ein schmerzlicher Teil seiner Vergangenheit und er hatte sich nicht überwinden können, sich diesem zu stellen.

Mit jedem Tag, der verging und sich keine Spur auftat, verstärkte sich das Gefühl, dass die Antwort in seiner Vergangenheit lag. Erneut wanderten seine Finger über den Stoff, öffneten ihn, doch er zögerte. Ich muss es tun, für meinen Liebsten. Mit zitternden Händen holte er die Bücher heraus, die er damals in dem Arbeitszimmer bei Rafe mitgenommen hatte – die Notizbücher seiner Mutter.

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