Kapitel 3

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Ein stechender Schmerz holte Cayden aus dem Schlaf. Stöhnend öffnete er blinzelnd die Augen, schloss sie aber wieder. Bei den Göttern. Ihm war übel und seine Schulter schmerzte. Mühevoll drehte er sich auf die Seite. Was ist passiert? Als er erneut die Augen öffnete, hielt er inne. Sein Blick schweifte umher. Wo bin ich? Er war nicht in seinem Zimmer und sicherlich nicht in seinem Zuhause.

Der Raum, in dem er sich befand, war groß und hatte hohe weiße Wände. Ein großer Schrank in einem dunklen Holz mit goldenen schnörkeligen Verzierungen befand sich rechts an der Wand, daneben eine Kommode in derselben Farbe. Hinten links befand sich eine Tür die geschlossen war. Vor ihm an der Wand stand ein Tisch mit einem Stuhl, Papier und einem Tintenfass daneben. Daneben ein großer Spiegel und eine weitere Türe, die geschlossen war. An der linken Wand befanden sich mittig zwei Türen aus Glas, die zu einem Balkon führten. Die Wände wurden von Bildern geziert, welche wunderschöne Landschaften darstellten. Das Bett, auf dem er lag, war mindestens zwei Meter breit und lang. Die Bettwäsche hatte eine tiefrote Farbe, während das Laken schwarz war. Das Bettgestell war ebenfalls aus dunklem Holz und auf dem Boden lag ein weicher roter Teppich.

Cayden hielt inne, hielt sich den Kopf. Was ist passiert?

In diesem Moment hörte er ein Klicken und die Türe an der gegenüberliegenden Wand öffnete sich. Aus dieser trat ein etwa 1,85 m großer Mann mit kurzen schwarzen Haaren hervor, der nur eine schwarze Hose trug. Seine muskulöse Brust war entblößt und seine Haare noch leicht feucht. Auf seinem Unterbauch war eine lange Narbe, an der sein Blick hängen blieb. Als er schließlich die eisblauen Augen erblickte, fasste er sich instinktiv an den Hals. Dort spürte er kaltes Metall und er realisierte, dass er einen Halsring trug. Einen Ring, der einen Tierwandler daran hinderte, seine Tiergestalt anzunehmen. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück.

Ein stechender Schmerz schoss durch seine Schulter. Seine Knie gaben nach und er fiel keuchend nach vorne. Fassungslos schaute er zu seinem Bruder, sah die Verzweiflung in dessen Gesicht.

„Verzeih mir, Cay. Es tut mir so leid."

Ich wurde ausgeliefert. Sie haben mich zum Offering gemacht. Es bestand kein Zweifel daran, dass ein Vampir vor ihm stand. Er spürte seine Macht und begann zu zittern. Er konnte es nicht glauben, doch sein Bruder hatte ihn verraten. Nun war er mit diesem Bluttrinker in einem Raum, sehr wahrscheinlich in dessen Anwesen.

„Du bist wach", erklang eine tiefe Stimme.

Lucas sah zu dem jungen Mann, der sich aufgerichtet hatte, sah die bernsteinfarbenen Augen, nach denen er sich gesehnt hatte. Für einen Moment sah er Verwirrung, dann Angst, doch diese schlug in Emotionen um, die glühend heiß in dessen Augen brannten - Hass und Wut. Natürlich hatte er mit Abneigung gerechnet, doch mit dem, was nun folgen würde, nicht.

Cayden stand auf und lief direkt zu dem Vampir, schaute ihn an.

„Darf ich deinen Namen erfahren? Der meine ist Lucas. Ich-"

„Das ist mir egal. Es gibt nur zwei Optionen, also machen wir es kurz. Entweder du bringst mich nach Hause oder du tötest mich", unterbrach ihn eine zauberhafte Stimme.

„Wie bitte?", antwortete er ruhig, auch wenn er innerlich alles andere als das war.

„Ich wurde betäubt und verschleppt. Ich habe dem nicht zugestimmt und ich werde einen Teufel tun, der Sklave oder das Spielzeug eines Bluttrinkers zu sein. Also bring es hinter dich oder schick mich zurück", fuhr Cayden fort. Er war so wütend, dass sein Körper bebte. Wütend über den Verrat, wütend darüber, dass seine eigene Rasse ihn verschenkt hatte, wütend, dass er so unfähig war.

Lucas blieb ruhig, doch der Geruch von Äpfeln umgarnte ihn. „Du bist mein Offering. Du gehörst mir, so lautet der Vertrag. Sei vorsichtig, wie du sprichst, denn dir ist nicht bewusst, wen du vor dir hast." Er wusste, dass es die falschen Worte waren, doch er würde keine Schwäche offenbaren. Leider war sein Kalash von einem völlig anderen Kaliber, als er erwartet hatte. Dieser trat einen Schritt auf ihn zu.

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