„Da du schon mal hier bist, kannst uns genauso gut helfen", richtete ich mich an Will und versuchte dabei, so gefasst wie möglich zu wirken, obwohl mein Herz raste. Er öffnete den Mund, doch ich schnitt ihm das Wort ab. „Die Kameras müssen außer Gefecht gesetzt werden und solltest du Magie einsetzen, haben wir danach höchstens fünf Minuten, bevor hier die Hölle los ist. Sucht nach der Akte von Jake Edwards. Wenn einer sie findet, fotografiert er alle Seiten ab und wir verschwinden. Verstanden?" Mara nickte. Will widersprach zumindest nicht, was ich als Zustimmung wertete. Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern. Dann entdeckte ich die erste Kamera.
„Da", flüsterte ich. Will nickte mit ausdruckslosem Gesicht, doch seine Augen funkelten. Er schien ernsthaft Spaß an der Sache zu haben. Konzentriert hob er den Arm, richtete seine Hand auf die Kamera und ballte sie langsam zur Faust. Es zischte und knisterte, als das Gerät an der Wand überhitzte und schließlich ausfiel. So verfuhr er auch mit zwei weiteren Kameras, die wir entdeckten. Jetzt blieben uns nur noch aller höchstens vier Minuten, ehe die Magieerkennungssysteme Alarm schlugen.
„Los", wisperte ich und huschte zu den Regalen. Meine Finger zitterten, als ich in der Luft die Namen an den Akten überflog.
„Nein, nein, nein, auch nicht", hörte ich Mara eine Reihe weiter murmeln.
Unkonzentriert glitt mein Blick über die Akten und dann sprang mir der Name ins Gesicht.
Jake Edwards. Ruckartig griff ich nach dem Ordner und zog ihn aus dem Schrank. Ich spürte, wie Will mir neugierig über die Schulter spähte und spannte mich unwillkürlich an.
Ich wollte nicht, dass er sah, was mein Vater getan hatte, auch wenn er wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass es sich um meinen Vater handelte.
„Würdet du bitte einen Meter zurücktreten?", fragte ich mit unüberhörbarem Ärger und zückte mein Handy. Ohne richtig zu verstehen, was auf den Papieren stand, fotografierte ich eines nach dem anderen so schnell es ging und schob die Akte wieder auf ihren Platz.
„Jetzt nichts wie weg hier." Meine Worte gingen in ohrenbetäubendem Lärm unter.
„Verdammt", hörte ich Will knurren, dann stürmte Mara zu uns.
„Hast du sie?"
Ich nickte und blickte mich hektisch um. Die Zeit war um und der Alarm dröhnte in meinen Ohren, sodass ich glaubte, mein Trommelfell müsse platzen.
„Zur Tür", befahl Will, packte meinen Arm und zog mich hinter sich her. Aber noch bevor wir den Ausgang erreichten, wurde die Tür aufgerissen und bewaffnete Agenten strömten herein. Allesamt mit einem Blick, bei dem man glauben konnte, die Welt ginge unter. Keine Sekunde zu früh, tauchten wir hinter einem Regal ab. Mein Atem beschleunigte sich, Adrenalin pumpte durch meine Adern. Noch immer hielt Will meinen Arm fest umschlungen und die Hitze seiner Hände übertrug sich auf meinen Arm.
„Durchsucht den ganzen Raum!", schallte der harte Befehl eines Agenten über das Schrillen zu uns hinüber. Unwillkürlich machte ich mich noch kleiner. Im Gegensatz zu Will, der um die Ecke spähte.
„Wenn ich los sage, dann lauft ihr so schnell ihr könnt. Dreht euch auf keinen Fall um und bleibt erst stehen, wenn ihr den Hörsaal erreicht habt."
„Und du?", wollte Mara wissen.
„Ich komme nach."
Eigentlich wollte ich protestieren, doch da sprang er schon auf.
„Los!"
Ich reagierte mit einer Sekunde Verzögerung, in der ich ihm ins entschlossen verhärtete Gesicht starrte. Dann rannte ich zum Ausgang, während um uns herum Chaos herrschte. Noch immer kreischte der Alarm, doch außer meinem eigenen viel zu schnellen Atem hörte ich nicht viel. Ich packte die Klinke der Tür und Mara und ich stolperten in den Flur. Auch hier herrschte reger Betrieb, aber niemand schenkte uns Beachtung. So unauffällig wie es nur ging, huschten wir den Gang entlang zum Hörsaal. Außer Atem erreichten wir unser Ziel. Unsere Gruppe wurde gerade von Agent McCord mit ernstem Gesicht nach draußen geführt. Die Tür öffnete sich, Mara und ich duckten uns und als der Letzte den Saal verlassen hatte, schlossen wir uns an, als seien wir nie weggewesen. Ich versuchte, meinen wilden Atem unter Kontrolle zu bekommen und schob gleichzeitig meine Hand in die Hosentasche. Das Handy schien viel schwerer zu wiegen als zuvor. Diese Informationen, die ich nun mit mir herumtrug, durfte niemand je zu Gesicht bekommen.
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Academy for Elementarys 1 - Verborgene Kräfte
Fantasy》„Hannah Windemear." Ich zuckte zusammen. Noch nie hatte sich mein Name so angehört, als würde ich mit Eiswasser übergossen werden.《 Nun ja, ich hatte auch noch nie jemandem mit Magie fast meine Tasche ins Gesicht geschleudert. Abgesehen davon, dass...