Academy for Elementarys 1 - Verborgene Kräfte

Kapitel 28 - Überfallkommando

„Das war wohl ein absoluter Reinfall", ächzte Mara, als wir über den Campus schlenderten.

„Hm", machte ich. „Aber wir werden schon noch rauskriegen, warum du dich an nichts erinnern kannst."

„Hoffentlich. Ich habe so schon ein schlechtes Gewissen. Wenigstens möchte ich mit Sicherheit wissen, dass ich die Bilder gelöscht habe."

„Schon okay. Ich bin die letzten siebzehn Jahre ohne das Wissen ausgekommen und werde es auch weiterhin überleben."
Aufmunternd zwinkerte ich ihr zu, als sie plötzlich erschrak.

„Wie spät ist es?"

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich gleich halb drei oder so. Warum?"

„Ich habe Flora beim Essen versprochen, um zwei bei ihr zu sein."

„In Ordnung. Dann sehen wir uns beim Abendessen."

Es war mir eigentlich ganz recht, dass Mara weg musste, denn so konnte ich in Ruhe meinem Vorhaben folgen und Direktorin Frey fragen, ob sie etwas über Magie wusste, mit der man Menschen kontrollieren konnte.

Wir trennten uns in der Eingangshalle und während Mara in Richtung Zimmer lief, schlug ich den Weg zum Büro der Direktorin ein. Unterwegs grübelte ich über Derek nach. War James' Misstrauen gegen ihn gerechtfertigt oder ging die Eifersucht mit dem Wächter durch? Doch dafür hielt ich ihn für beherrscht genug. Außerdem war der Kampflehrer gut zehn Jahre jünger als die Direktorin und im Grunde keine wirkliche Konkurrenz. Er mochte vielleicht attraktiv sein, aber James besaß eine Ausstrahlung, die bei weitem anziehender war. Zudem merkte ich immer wieder, wie ein Teil von Elara Freys harter Fassade bröckelte, wenn der Wächter in der Nähe war. Sie wurde gleich viel umgänglicher und das würde Derek auch in zehn Jahren nicht schaffen.

Ich musste über mich selbst lachen. Warum zur Hölle machte ich mir Gedanken über das Liebesleben meiner Direktorin? Wahrscheinlich, weil ich mir über meines keine mehr machen brauchte. Zumindest solange es so blieb wie im Moment.

Schließlich erreichte ich das Büro und wollte klopfen, als die aufgebrachten Stimmen im Inneren mich erstarren ließen. Innerlich stöhnte ich auf. Wieso kam ich immer dann, wenn Leute sich gerade stritten, bedrohten oder generell über etwas unterhielten, das mich eigentlich nichts anging? Leider war damit meine Neugier wieder am Start und zum zweiten Mal an diesem Tag eröffnete ich einen Lauschangriff.

„Elara, dieser Kampflehrer führt nichts Gutes im Schilde. Er verhält sich, wie jemand, der etwas zu verbergen hat!" Es war eindeutig James' Stimme, die da an mein Ohr drang.

„Und woraus schließt du das?", fragte Direktorin Frey ungehalten.

„Ist es Zufall, dass er jedes Mal als erster die Opfer findet?"

„Kann sein. Aber du irrst dich. Ja, er ist oft der erste, doch ebenso oft wurden mir die Angriffe von den AFE-Agenten gemeldet."

„Warum verteidigst du ihn eigentlich?", knurrte der Wächter und ich verzog das Gesicht. Da war wirklich Eifersucht im Spiel.

„Ich vertraue ihm. Er ist der beste Kampflehrer, den die Akademie je hatte. Ohne ihn hätten wir jetzt ein riesiges Problem!" Die Stimme der Direktorin klang scharf.

„Mag sein, doch er ist nicht der einzige Kampflehrer auf dieser Welt! Die AFE bildet genügend aus, um jeden Elementary ohne Kräfte hier gleichzeitig einzeln zu trainieren."

„Dann gib mir einen handfesten Beweis für seine angeblichen Machenschaften und ich schmeiße ihn raus!"

„Und wenn es keinen gibt?"

„Dann hör endlich auf, dich wie ein eifersüchtiger Vollidiot zu benehmen! Denn darum geht es hier doch in Wahrheit wirklich!" Inzwischen klang die Direktorin richtig wütend.

„Ich benehme mich also wie ein eifersüchtiger Vollidiot?" Auch die Stimme des Wächters bebte vor Zorn.

„Ja, das tust du! Glaubst du allen Ernstes, ich würde mich für Derek interessieren? Du bist verdammt nochmal der erste Mann, der mir seit Jahren überhaupt etwas bedeutet!"

„Dann lass ihn mich wenigstens noch einmal richtig durchleuchten!"

„Er ist von der AFE, zur Hölle! Wenn er nicht sauber wäre, hätten die ihn gar nicht erst genommen!"

„Du hast ja keine Ahnung, was Menschen alles verbergen können, wo selbst die AFE nicht hinter kommt!"

„Es reicht, James!", fauchte die Direktorin.

Ich beschloss, dass jetzt der richtige Moment gekommen war, um ganz unschuldig in den Raum zu platzen. Die beiden hatten sich eindeutig genug gestritten. Ohne zu zögern drückte ich die Klinke hinunter und trat beherzt in das Büro.

Direktorin Frey und James drehten fast gleichzeitig die Köpfe und starrten mich wütend an.
Die Augen der Direktorin funkelten erzürnt, doch annährend in der gleichen Sekunde hatte sie sich wieder völlig unter Kontrolle. Im Gegensatz zu James, der ohne ein weiteres Wort an mir vorbeistürmte. Meine Haare flatterten, als der Windzug mich streifte.

„Tut mir leid, dass ich so hereingeplatzt bin", entschuldigte ich mich ein wenig kleinlaut und Direktorin Frey atmete kurz durch.

„Was gibt es?"

„Ich habe mich gefragt, ob es möglich ist, mit Magie einen Menschen gegen seinen Willen zu kontrollieren."
Jetzt sah sie mich richtig an.