Kapitel 10 - Weihnachtsball mit Zwischenfall

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Hand in Hand betraten Will und ich den geschmückten Speisesaal.

„Wahnsinn", hauchte ich beeindruckt. Um uns herum glitzerte und funkelte alles in warmen Rot- und Goldtönen und der Geruch von geschmolzener Schokolade stieg mir in die Nase. Eine riesige Tanne stand mitten im Saal, schimmernd vor lauter Lichterketten. Es herrschte schon jetzt eine entspannte Stimmung. Aus versteckten Lautsprechern tönte leise Weihnachtsmusik. Ich entdeckte meine Mum, die sich lächelnd mit Mara und Ethan unterhielt.

„Ja, so sieht das hier jedes Jahr aus", meinte Will. „Aber warte, bis du das Essen probiert hast."

Ich grinste. „Wenn es so gut ist, befürchte ich, dass du mich ans Buffet verlieren wirst."

„Oh nein, tu mir das nicht an." Theatralisch griff er sich an die Brust.

„Nur für diesen einen Abend."

„Das macht es nur bedingt besser. Komm, ich besorg uns einen Punsch, bevor Direktorin Frey auftaucht. Natürlich ohne Alkohol ... obwohl ..."

„Will", ermahnte ich ihn und boxte gegen seine Schulter.

„Au", machte er und rieb sich die getroffene Stelle.

„Liebe Schüler und Schülerinnen, liebe Kollegen, willkommen zu unserem alljährlichen Weihnachtsball", ertönte plötzlich Elara Freys klare Stimme und wir drehten uns zu der kleinen Bühne vor dem Weihnachtsbaum um.

„Tja, das war es wohl mit deinem Punsch", flüsterte ich und er verzog den Mund.

„Alles deine Schuld."

„Geeeenau. Still jetzt." Demonstrativ wandte ich meinen Blick nach vorne und konzentrierte mich auf Direktorin Frey, die mit ihrem tiefroten, sanft funkelnden Abendkleid und den hochgesteckten Haaren jeden von uns in den Schatten stellte. Das musste ich neidlos anerkennen. Wie man so schön sein konnte, war mir unbegreiflich.

„Eine Sache vorab", fing sie an und ihr Gesicht war ernst. „Die Anzahl von Schülern und Lehrern, denen ihre Magie entwendet wurde, hat seit dem Fest der Elemente rapide zugenommen und ich habe die Sicherheitsvorkehrungen der Akademie verstärken lassen. Sowohl meine Wächter als auch Agenten der AFE sind auf dem Gelände unterwegs. Trotzdem verlängere ich die Nachtruhe ab heute auf 20:30 Uhr. Danach befinden sich alle Schüler und ich betone alle, auf ihren Zimmern. Derjenige beziehungsweise diejenigen, die für diese unglaublichen Überfälle verantwortlich sind, sind äußerst gefährlich und ich möchte nicht noch mehr Elementarys verlieren."

Nachdrücklich ließ sie ihren Blick durch den Saal wandern, in dem nun absolute Totenstille herrschte. Dabei löste sich eine Strähne aus ihrer Frisur, die sie sich rasch hinters Ohr stecke, ehe ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte. „Aber nun lasst uns den Abend genießen. Fröhliche Weihnachten."

Sofort setzte aufgeregtes Gemurmel ein.

„20:30 Uhr?", drang Maras aufgeregte Stimme an mein Ohr. Schon hatte meine Freundin sich zu uns durchgedrängelt. „Wenn ich schon um halb neun in meinem Zimmer sitze, dann langweile ich mich doch zu Tode. Natürlich, Sicherheit geht vor, aber für die, die sowieso keine Magie mehr haben, könnte sie doch wohl eine Ausnahme machen oder nicht? Dann hätte zumindest ich noch ein bisschen Freude an dieser Schule."

„Mara!", empörte ich mich, doch sie zog nur die Augenbrauen hoch. „Was denn?"

„Das meinst du nicht ernst oder?"

„Doch schon. Keine Magie heißt uninteressant für wen auch immer, heißt logischer Weise: keine Gefahr für mich."

„Hast du was getrunken?", fragte ich, wohlwissend, dass wir überhaupt keinen Zugang zu Alkohol hatten.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt