Die restlichen Ferien mit Mara waren einfach nur schön. Um den gestohlenen Stein kümmerten sich ein paar von James' engsten Freunden der AFE, die auch schon am Tag nach dem Einbruch hier aufgetaucht waren, um nach Spuren zu suchen. Meine Tante hatte sie zu absolutem Stillschweigen verdonnert, denn das letzte was sie wollte war, dass Blake Hampton davon Wind bekam. Der Stein galt nämlich als verschollen und jetzt war er es dummer Weise wirklich. Ich konnte sehen, wie sehr Elara sich den Kopf darüber zerbrach und sich selbst die Schuld an dem Unglück gab, was wir ihr eindringlich auszureden versuchten, bis sie es schließlich einsah.
Eines Nachmittags – ich saß bei meiner Mum in der Küche und Mara hatte beschlossen, joggen zu gehen – bat sie mich, Elara einen Teller mit Keksen zu bringen, die sie frisch gebacken hatte. Es roch im ganzen Raum nach Schokolade und knusprigem Teig, während meine Mutter das Gebäck einpackte und ich gedankenverloren an einem herumknabberte. Sie schmeckten umwerfend. Wenn ich nur daran dachte, dass Mara joggte, verzog ich das Gesicht. Wer tat sich das denn bitte freiwillig an? Gut, ich war an dieser Stelle ein echter Sportmuffel, das konnte ich nicht leugnen.
„Erde an Hannah", riss meine Mum mich zurück in die Wirklichkeit und ich sah sie fragend an.
„Ich bin fertig." Sie deutete auf den Teller, der voll der leckeren Kekse war und ich griff danach.
„Aber nicht unterwegs aufessen", ermahnte sie mich schmunzelnd und ich streckte ihr die Zunge raus.
„Schatz", lachte sie und zog das a extra in die Länge.
„Schon gut, Mum", kicherte ich und zog die Tür hinter mir zu.
Das Wetter zeigte sich heute von seiner schönsten Seite und da konnte ich schon verstehen, warum Mara joggte. Die Sonne strahlte von einem blauen Himmel und ein lauer Wind wehte über den Campus. Das zarte Grün der Bäume verlieh dem Ganzen einen magischen Hauch und ich atmete die frische Luft ein.
Mit dem vollen Teller in der Hand schlug ich den Weg zu Elaras Haus ein und bemerkte sofort zwei Gestalten an der Tür. Beim Näherkommen erkannte ich meine Tante und James sofort. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mich gar nicht wahrnahmen und irgendetwas hielt mich davon ab, sie zu unterbrechen. Vielleicht war es die Tatsache, dass die beiden ihre Beziehung noch immer geheim hielten und sich während der Unterrichtszeit kaum nah sein konnten, sodass ich ihnen das bisschen Zeit jetzt nicht auch noch nehmen wollte.
Da umfasst James Elaras Hüfte und drückte sie sanft gegen den Türrahmen. Meine Tante ließ ihn gewähren und die Art, wie sie ihre Arme um seinen Hals schlang, verriet mir, dass sie nicht im Entferntesten daran dachte, ihn zurückzuweisen. Dann küsste er sie auf eine Weise, die jegliche Anspannung aus ihrem Körper entweichen ließ und sie völlig willenlos zu machen schien.
Das war der Zeitpunkt, an dem ich diskret den Rückzug antrat. Zumindest war das mein Plan gewesen, der jedoch gründlich in die Hose ging, als ich mich umdrehte und gegen Mara stieß. Unser erschrockener Aufschrei hallt über die Wiese und ich konnte gerade noch verhindern, dass die Kekse einen Abgang machten, während ich mir bildlich vorstellen konnte, wie James und Elara auseinanderfuhren.
„Mensch, Mara", schimpfte ich und meine Freundin verzog das Gesicht.
„Es tut mir leid. Ich habe dich überhaupt nicht da stehen sehen."
„Bin ich etwa unsichtbar?"
„Nein, natürlich nicht, aber ich war so in Gedanken."
„Schon okay", winkte ich ab und drehte mich wieder um, während Mara neben mich trat. Jetzt konnte ich die Kekse wenigstens sofort abliefern, denn meine Tante und James hatten sich voneinander gelöst und sahen uns mit gerunzelter Stirn entgegen.
DU LIEST GERADE
Academy for Elementarys 1 - Verborgene Kräfte
Fantasy》„Hannah Windemear." Ich zuckte zusammen. Noch nie hatte sich mein Name so angehört, als würde ich mit Eiswasser übergossen werden.《 Nun ja, ich hatte auch noch nie jemandem mit Magie fast meine Tasche ins Gesicht geschleudert. Abgesehen davon, dass...