„Wie wäre es jetzt mit einem Punsch?", fragte ich Will und lächelte.
Er kniff für einen Moment misstrauisch die Augen zusammen, entspannte sich aber wieder.
„Gut, bin gleich wieder da." Damit verschwand er in der Menge und ich drängelte mich auf den Ausgang zu. Schnell schlüpfte ich durch die Tür in den Flur, der wie ausgestorben schien und erhaschte gerade noch rechtzeitig einen Blick auf die Direktorin, bevor diese um die nächste Ecke bog. Ich zog meine Schuhe aus, die für eine Beschattung eindeutig ungeeignet waren und folgte Mrs. Frey durch die Akademie. Glücklicher Weise verließ sie das Gebäude nicht, denn das wäre in einem Kleid bei unter null Grad ziemlich frisch geworden, sondern lief in Richtung Lehrerzimmer. Ich war noch nie da gewesen, aber meine Mum hatte erzählt, dass man von dort aus, durch eine riesige Fensterscheibe, einen unglaublichen Ausblick auf die Berge habe.
Ich folgte der Direktorin die letzte Treppe hinauf und schlich, als sie mit James, der sie am Absatz erwartet hatte, im Raum verschwand, zur Tür, die angelehnt war. Es brannte nur eine Lampe, die Licht spendete, aber trotzdem hell genug war, um alles erkennen zu lassen.„Ich habe mir noch einmal alle Akten angeschaut. Auffällig ist, dass fast nur Elementarys mit den Essenzen Erde und Feuer angegriffen wurden. Zudem habe ich fremde Magie gespürt, aber ich konnte sie nicht erfassen."
„Normaler Weise lässt sich jede Magie erfassen. Wenn auch nur minimal", erwiderte Direktorin Frey nachdenklich und schaute aus dem wirklich riesigen Fenster in die Dunkelheit. „Jede Art von Magie. Außer diese. Wie ist das möglich?"
Schweigend breitete sich aus, während ich über das Gesagte nachgrübelte. Doch sehr weit kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und dann zersplitterte die Fensterscheibe in tausend scharfe Scherben. Ich schrie erschrocken auf und schlug mir aber sofort die Hand vor den Mund, doch mein Schrei ging in James' warnendem Brüllen unter. Der Wächter sprang vor und riss die Direktorin schützend zu Boden. Glassplitter wie Dolche hagelten auf die Beiden herab und auf meiner Haut kribbelte es unheilvoll.
Innerhalb von Sekunden war alles so schnell wieder vorbei, wie es gekommen war und nun blieben mir zwei Möglichkeiten. Reingehen und helfen, aber zugeben zu müssen, gelauscht zu haben oder abzuhauen mit dem Wissen, was hier vorgefallen war. Ich entschied mich trotz der Konsequenzen für Variante eins und zog meine Schuhe wieder an. Dann betrat ich das Zimmer.
James hatte sich schon wieder aufgerappelt. Er blutete aus einigen Schnittwunden, doch seine Augen funkelten kampflustig. Als er mich sah, runzelte er die Stirn und ich verzog entschuldigend das Gesicht.„Verdammt, James, was war das?", fragte Mrs. Frey gepresst und kam auf die Füße. Ihre Hochsteckfrisur hatte sich gelöst und die Haare hingen nun zerzaust um ihr Gesicht. Blut quoll aus etlichen Wunden an ihren Armen und dort, wo der Stoff des Kleides sie nicht hatte schützen können. Eisiger Wind fegte von draußen durch die kaputte Scheibe und mich überlief ein Schauer.
„Hannah?! Was zur Hölle machst du hier?" Das war die Frage vor der ich mich gefürchtet hatte.
„Ich woll-", setzte ich an, doch da stöhnte die Direktorin unterdrückt auf und griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter. Ich biss mir auf die Lippen und fühlte mich irgendwie fehl am Platz.
„James, meine Schulter", stieß Direktorin Frey hervor und presste ihre Lippen fest aufeinander. Der Wächter reagierte vollkommen gelassen, scannte ihre Schulter und blickte dann zu mir.
„Hannah, dort im Schrank, im untersten Fach liegt ein Tuch. Das werde ich jetzt brauchen."
Ich nickte hastig und holte den weißen Stoff heraus. Er fühlte sich seltsam an. Weich, aber gleichzeitig fest und er kribbelte auf meiner Haut.„Elara, beißen Sie die Zähne zusammen. Das wird jetzt schmerzhaft", warnte James.
„Ich versichere Ihnen, dass ich schon Schlimmeres ertragen musste, als eine Glasscherbe in der Schulter", entgegnete die Direktorin.
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Academy for Elementarys 1 - Verborgene Kräfte
Fantasy》„Hannah Windemear." Ich zuckte zusammen. Noch nie hatte sich mein Name so angehört, als würde ich mit Eiswasser übergossen werden.《 Nun ja, ich hatte auch noch nie jemandem mit Magie fast meine Tasche ins Gesicht geschleudert. Abgesehen davon, dass...